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Dienstag, 6. Dezember 2022

⭐neue Leseempfehlung⭐: Besondere Weihnachten - Valerie le Fiery & Frank Böhm



Eine kleine, feine, wundervolle Weihnachtsgeschichte für die ganze Familie. Sie bringt den Zauber der Weihnacht in die Stuben und erinnert die Leserschaft daran, dass Weihnachten das Fest der Liebe und der innigen Verbundenheit ist, dem ein besonderer Zauber innewohnt. Manchmal werden Herzenswünsche wahr, die wir in Gedanken in das Weihnachtswunderland gesendet haben. Das Cover ist einfach zauberschön und die Bank darauf eine ganz besondere.

Sehr gern empfehle ich die kleine Weihnachtsgeschichte von Valerie Le Fiery und Frank Böhm weiter. Es ist eine charmante Geschichte zum Vorlesen, selber lesen und weiterverschenken.

Heidelinde Penndorf

(Dezember 2022)









Sonntag, 4. Dezember 2022

⭐neue Leseempfehlung⭐: Junges Wortreich - Anthologie - Kulturmaschinen Verlag



Das Buch der Gruppe 48 – JUNGES WORTREICH – geschrieben von sprachbegabten Nachwuchstalenten der Literatur, liest sich nicht leicht, ist oft mehrdeutig, manchmal verklausuliert. Die Worte und Sätze sind anders gesetzt, als ich es gewohnt bin. Und doch ist es lohnend, hier über den Tellerrand zu schauen und sich auf die Texte einzulassen. Tut man das, so wie ich, dann entdeckt man Erstaunliches.

Viele der jungen Nachwuchstalente haben einen sehr nachdenklichen Blick auf das Leben im Allgemeinen und insbesondere auch auf ihr Leben. Sie sind auf der Suche nach ihrem unverfälschten Selbst, welches durch die Konditionierung im Kindesalter verloren gegangen zu sein scheint. Sehr berührend auch die Gedanken über den Tod insgesamt, auch dessen Freiwilligkeit und die unmittelbare Bedrohung durch jedwede Gewalt und Krieg.

Auch Beziehungs- und Generationskonflikte finden den Weg in die Geschichten, genauso die Problematiken Migration, Integration und das zwischenmenschliche Miteinander gleicher und verschiedener Nationen. Ich spürte beim Lesen einer Geschichte auch den Frust und die Unsicherheit, jeder APP zu folgen, sich der zunehmenden Abhängigkeit der Digitalisierung zu beugen und deren Vorschläge und Programme in den Alltag zu integrieren.

Mein Favorit im Buch:

DER SPALT, geschrieben von Zarah Weiss
  • methapherartige Beschreibung des Zustandes unserer Welt
  • intensives Erleben, wie die Menschheit immer mehr auseinanderdriftet, statt zusammenzuwachsen

Es war eine gute und reiche Erfahrung, auch eine kleine Entdeckungsreise in die Literatur junger Schreibtalente, die mit Worten spielen, experimentieren und neugierig machen auf ihre Geschichten. Gefallen hat mir auch, dass am Ende des Buchs, die junge Autorenschaft durch eine Kurzvorstellung Gesichter bekommen und man ihre Geschichten nun richtig mit ihnen verbinden kann.

Gerne empfehle ich das Buch der interessierten Leserschaft weiter.

Heidelinde Penndorf

(Dezember 2022)








Donnerstag, 1. Dezember 2022

⭐neue Leseempfehlung⭐: PLATO: Cyber-SF-Thriller - Peter Scheerer




Peter Scheerer führt uns mit seinem Cyber-SF-Thriller in eine dystopische Welt, in welcher die Cyberkriminalität Einfluss auf das normale Leben nimmt, elitäre Mächte unbegrenzt scheinen und das gute Zwischenmenschliche auf der Welt nur noch im Kleinen existiert. Es geht um menschliche, hoch entwickelte Hologramme, sie sehen so aus wie wir, haben unseren ganz eignen Geruch, reden wie wir, verhalten sich wie wir, sind körperlich und werden für diverse, oft undurchschaubare Zwecke eingesetzt. Rücksichtslos und mit allen Mitteln – auch mit Experimenten am Menschen – wird um die Vorherrschaft auf diesem kybernetischen Forschungsgebiet gerungen. Wer diesen kriminellen Wettkampf gewinnt, der wird eine Machtgröße erlangen, die kaum gebrochen werden kann und wird die Weltherrschaft übernehmen. Wenn da nicht die Europäische Sicherheitsagentur wäre und Hector …

Spannend und aufregend von Anfang bis Ende, mit mehreren Plot-Twists, die die ganze Geschichte noch einen Tick interessanter und mitreißender gestalten. Zwischendurch dachte ich mal: ›Die Story hat was von OO7‹

Gerne empfehle ich diesen Thriller der Leserschaft weiter, zeigt die Geschichte doch auch auf, wohin ungezügelter Forscherdrang und Machtgier führen könnte. Es ist lohnend, das Buch zu lesen.

Heidelinde Penndorf

(Dezember 2022)










Montag, 28. November 2022

⭐neue Leseempfehlung⭐: Charlotte: Sehnsucht nach Leben - Verena Dahms



Es ist eine fiktive Geschichte, doch sehr real, denn es passiert jeden Tag, überall auf dieser Welt. Frauen werden zu Freiwild, zu Lustobjekten degradiert. Sie werden benutzt, wie ein Scheuerlappen, sie werden geschlagen und vergewaltigt. Zurück bleiben Scham, Ekel, eine posttraumatische Belastungsstörung und die Angst, dass man ihnen nicht glaubt. Deshalb reden viele Frauen nicht darüber und die vielfachen milden Urteile, die den Attentätern bei Gericht zuteilwerden, beweisen, dass es so ist.

Zwei verschiedenen Lebenswege von Frau und Mann, in zwei verschiedenen sozialen Milieus, und dies in der gleichen Stadt, zur gleichen Zeit. Charlotte und Guillaume. Beide erleben in ihren Lebenswelten tiefgreifende Veränderungen. Manchmal baut das Leben Brücken, so wie in dieser Geschichte. Guillaume, eine empathische Vaterfigur, führt die junge Frau sacht aus der Opferrolle heraus und hinein in ein selbstbewusstes Leben. Und manchmal mischt das Leben die Würfel neu und der Gerechtigkeit wird Genüge getan.

Ein beeindruckender, gut geschriebener Frauenroman, mit sehr lebendigen Charakteren. Das Thema ist immer noch ein gesellschaftlicher Brennpunkt, solange die Täter oftmals milde Urteile erfahren, und ihnen mehr Glaubwürdigkeit geschenkt wird, als den Opfern.

Chapeau, Verena Dahms!

Sehr gern empfehle ich das Buch der Leserschaft weiter.

Heidelinde Penndorf

(November 2022)







Dienstag, 22. November 2022

⭐neue Leseempfehlung⭐: Yesterday - Ruben Schwarz



Die Vergangenheit ändern, heißt die Zukunft ändern, so geschehen in diesem zweiten Teil des Mystery-Thriller ›Das Tor‹. Was der Auslöser war, warum ein Zeitreisender die Vergangenheit ins Negative verkehrte, ist nicht geklärt. Interessant, spannend und dystopisch zugleich, was Ruben Schwarz der Leserschaft über das Weltgefüge und insbesondere über Deutschland diesbezüglich berichtet. Das ist insgesamt gewaltiger als ein Deutschland, welches nach dem Zweiten Weltkrieg geteilt wurde.

Und da kommt Hannah ins Spiel, 16 Jahre jung, welche mit ihrer Familie in der Gegenwart lebt, die Gabe ihrer Großmutter geerbt hat und ins Jahr 1966 gerufen wird, um die Welt zu retten. 

Es ist ein Erlebnis besonderer Art, mit den Augen, Gefühlen und Gedanken der 16-jährigen Jugendlichen aus unserer Zeit, die Lebensgewohnheiten, das Zusammenleben der Menschen, ihre damaligen ethischen/gesellschaftlichen Normen in und um Essen zu erleben. Einmalig gut gemacht, so gut, dass man die eigentliche Aufgabe der zeitreisenden Hannah, ob ihres sprühenden jugendlichen Charmes, manchmal aus den Augen verliert.

Im letzten Drittel des Buchs wird es dann richtig spannend, denn die Leserschaft erlebt durch Hannahs Augen Ende Juni 1966 eine spektakuläre atemberaubende Sensation und nicht nur das. Voller Mut und Entschlossenheit stellt sie sich dem Zeitreisenden entgegen, der die Vergangenheit in Negative kehren will. Ob es ihr gelingt und auch noch viele andere überraschende und ereignisreiche Momente können Sie mit dem Mädel erleben, wenn Sie das Buch lesen.

Gern empfehle ich das Buch ›Yesterday‹ weiter. Begleiten Sie Hannah auf ihrer Zeitreise.

Heidelinde Penndorf

(November 2022)






Mittwoch, 16. November 2022

⭐neue Leseempfehlung⭐: Utopia (Mr. und Mrs. Philips 2) - Jean P. & Esther Novalis



››Einerseits ist der Mensch vielen Tierarten gleich, indem er seine eigene Art bekämpft. Andererseits aber ist er unter den Tausenden von kämpfenden Arten die einzige, bei der das Kämpfen zerstörerisch ist. Bei den Tieren ist der Kampf innerhalb der Art meist unbedingt vorteilhaft. Dazu kommt, dass es allen Tierarten gewöhnlich gelingt, ihre Konflikte zu erledigen, ohne einander zu töten, sogar das Blutvergießen ist selten. Der Mensch steht unter den Arten als einziger Massenmörder da, als einziger, der in seiner eigenen Gesellschaft aus der Reihe fällt.‹‹

© Nicolas Tinbergen – Niederländischer Zoologe (1907-1988)



Das Zitat am Anfang des Buchs hat mich nachdenklich in die Geschichte der Menschheit blicken lassen und passt wie der Deckel auf dem Topf in die heutige Zeit. Es geht mehr oder weniger immer um egomanische Macht, Gier und Zügellosigkeit außerhalb der ethischen und empathischen Regeln. So auch in diesem Buch, dem zweiten Teil von Mr. und Mrs. Philips. Die beiden Autoren wechseln in der Story wieder zwischen verschiedenen Gedanken- und Zeitebenen, eingebauten Flashbacks und der telepathischen Unterhaltung der beiden Hauptcharaktere. Man muss einfach immer weiterlesen, um das Rätsel der spannenden Geschichte dieser experimentellen Paartherapie im Ganzen zu erfassen. Am Ende bleibt ein Erschrecken, wie nah die Geschichte an die Realität heranreicht. Worum geht es? Es geht um Medikamente, die das Gedächtnis löscht und Menschen auf diese perfide Weise zu willfährigen Opfern macht, es geht um Menschen, die keinen Namen mehr haben, sondern nur noch in den Statistiken als Nummern auftauchen. Die Story beleuchtet das kriminelle Feld illegaler Adoptionen und des kriminellen Organhandels. Es geht um diabolische Täter, die den Opfern ihre Würde, ihr Menschsein nehmen und ihren Körper ausbeuten und nutzen, um Geld zu verdienen.

Ein spannendes, interessantes und facettenreiches Leseerlebnis, zwischendurch aufgelockert mit prickelnden Momenten der Lust. Gern empfehle ich der Leserschaft auch den zweiten Teil von Mr. und Mrs. Philips weiter.

Heidelinde Penndorf

(November 2022)






Montag, 14. November 2022

⭐neue Leseempfehlung⭐: Mein kleiner Freund Floh - Kinderbuch - Karin Bach



Ein zauberhaftes Kinderbuch, das nicht nur Kinder, sondern auch Vorleser in den Bann zieht. Die zehn Kurzgeschichten sind sehr bildhaft und einfühlsam geschrieben und wunderbar ergänzt durch die zarten bunten Zeichnungen der Illustratorin Frauke Erdmann. 

Sie erzählen vom Zusammenspiel der Menschen mit der Natur, und vermitteln einen kleinen Einblick in die Tierwelt und deren Lebensweisen, schulen die Aufmerksamkeit und transportieren auch empathische Werte.

›Mein kleiner Freund Floh‹ ist in großer Schriftart gedruckt, sodass auch Erstklässler ihre ersten selbstständigen Geschichten-Leseversuche starten können. Zahlreiche kindgerechte Adjektive im Text gestalten die einzelnen Geschichten kurzweilig und bildhaft interessant. Das Buch ist auch als MIT-MACH-BUCH gestaltet, sogar ein Kinder-Backrezept finden die kleinen Leser im Buch, sowie zwei Zeichnungen zum Ausmalen. Meine Enkel lieben dieses gebundene, stabile Kinderbuch.

Ich empfehle das Kinderbuch sehr gerne weiter, es bringt Kinderaugen zum Leuchten und regt auch die Kreativität der Kleinen an.

Im Buchhandel kann man es nicht bestellen, doch wer Interesse hat, seinen Kindern und Enkeln ein besonderes Geschenk zu machen, kann sich unter dieser E-Mail-Adresse kontakt@karin-bach.de selbst an die Autorin wenden und es bestellen. Druckfrisch wird es dann geliefert.

Heidelinde Penndorf

(November 2022)







⭐neue Leseempfehlung⭐: Wichtel, Wunder, Weihnachtsmord: Von Kiel bis Wien - Imprint der Verlagsgruppe Droemer Knaur GmbH & Co. KG



Es ist erst meine zweite Anthologie, die ich lese und rezensiere. Vierundzwanzig kurze Weihnachtskrimis von Kiel bis Wien haben mich ausgezeichnet unterhalten. Dabei sind bekannte, namhafte Schriftsteller, die der Leserschaft eine erlebnisreiche, spannende Vorweihnachtszeit bescheren. Erfreut bin ich, darunter auch zwei Autoren zu finden, von denen ich einige Bücher gelesen und rezensiert habe – Alex Wagner und L.U. Ulder – ich mag beider Schreibstil und ihre Storys.

Insgesamt hat die Autorenschaft dieser Anthologie ››Wichtel, Wunder, Weihnachtsmord‹‹ ein breites Spektrum sozialer Milieus aufgezeigt, in denen Verbrechen geschehen können, inklusive der High Society. Manche Geschichten enden kurz vor der Tat und den Leserinnen bleibt belassen, die Geschichte zu Ende zu denken. Bei einer Story dachte ich so bei mir: ›Wann explodiert endlich diese Frau und nimmt ihr Leben selbst in die Hand.‹

Manche Personen in den Geschichten waren von Anfang an Opfer und konnten sich letztlich nur aus dieser Opferrolle durch eine Gewalttat lösen. Die persönlichen, sozialen Lebenssituationen der Protagonisten aller Geschichten sind nahe am realen Leben gezeichnet.

Eine Lieblingsgeschichte habe ich mir aus der Anthologie mitgenommen: ››Schichtlos zur Bescherung‹‹ – sie ist so passig für unsere Zeit, dem Standesdünkel, dem viele Menschen erliegen und schildert auch, wie sehr uns Erwachsenen, die selbst erlebte Kindheit konditioniert hat.

Optimal ist auch, dass zu jeder Kurzgeschichte eine kleine Vita der Autorin/ des Autoren vorangestellt ist.

Summa summarum sorgen die 24 Kurzgeschichten für eine spannende, abwechslungsreiche - manchmal auch humorvoll satirische und witzig - für eine erlebnisreiche und Lesezeit. Perfekt für alle Leserinnen und Leser, die die Adventszeit kurzweilig, aufregend und lesend verbringen möchten.

Sehr gern empfehle ich das Buch der Leserschaft weiter

Heidelinde Penndorf

(November 2022)






Sonntag, 13. November 2022

⭐neue Leseempfehlung⭐: Raum 211: Rachespiel - Marcel Riepegerste

 


Die Krimi-Couch schreibt, dass derzeit der Autor der beste Newcomer im Thriller Genre ist und damit hat Marcel Zenk recht. Marcel Riepegerste spielt mit seinen Leserinnen und Lesern, mit ihren Ängsten, Hoffnungen, den Kick auf den einmaligen Thrill, den sie erleben möchten. Die kurzen Kapitel wechseln Personen – und handlungsbezogen, schon das allein erhöht die Intensität der Spannung jedes Mal aufs Neue.

Es beginnt ein Russisch-Roulette-Spiel, welches die Protagonisten durchleben müssen. Das Ganze hat auch etwas von Hannibal Lektor und erinnert in Teilen auch an die Perversion diverser Medikamentenversuche am Menschen, um ihren Willen und ihre Emotionen zu unterdrücken oder in eine Richtung zu lenken. Und es geht auch um das Implantat von GPS -Chips, um jederzeit geortet werden zu können. Die perfekte Kontrolle!

Der Bundeskanzler Anton, eine antisoziale, narzisstische, machtbesessene, gierige und hassdurchdrungene Persönlichkeit, erfährt durch seine Sucht eine endgültige Entkopplung aller humanen Eigenschaften, derer er noch fähig war. Er beginnt mit den geflüchteten Widerständlern des ersten Teils ein grausames, mörderisches Spiel – Ene, mene, muh – und raus bist du!

Und dann kommt ein geheimnisvoller Fremder ins Spiel und ein großes Fragezeichen am Ende des zweiten Teils – Staatsbegräbnis mit einem leeren Sarg oder doch nicht? Fragen, die sicher im dritten angekündigten Teil gelöst werden.

Die Charaktere der Protagonisten und Antagonisten sind viel vielschichtig und psychologisch detailliert gezeichnet, der Schreibstil temporeich und prägnant, die Schauplätze der Story einmalig gut – ein echter Riepegerste eben

Chapeau Marcel Riepegerste!

Gern empfehle ich auch den zweiten Teil der Buch-Serie weiter, es ist ein spannendes, kurzweiliges und interessantes Thriller-Abenteuer der besonderen Art.

Anmerkung. Da erster und zweiter Teil eine Einheit bilden, ist es ratsam, auch den ersten Teil zu lesen.

Heidelinde Penndorf

(November 2022)





 

Donnerstag, 10. November 2022

⭐neue Leseempfehlung⭐: Lass es zu!: Die Vergangenheit (Buch 4 von 4) - Jes Schön



Was für ein atemberaubendes Finale der Tetralogie ››Lass es zu‹‹. Ich las die erste Seite und war wie elektrisiert, konnte einfach nicht mehr aufhören zu lesen und so verging eine aufregende bildgewaltige Lesenacht. Spannungsgeladen, mitreißend, actionreich, manchmal bemerkenswert bedrückend, dann wieder prickelnd romantisch und sehr eindrucksvoll erlebt die Leserschaft, wie sich die beiden Hauptcharaktere fast verlieren, weil der Leidensdruck, ob der Erpressung des Peinigers der jungen Frau und deren willfährigen Mittäterin zu groß wird. Sie sind gefangen in der dichten Szenerie des Bösen und bauen Mauern um ihre Seelen und sie scheinen sich zu verlieren.

Wieder erfahren die Leserinnen und Leser die differenzierte Erlebenswelt und Denkmuster beider Protagonisten im Wechsel und gerade das macht die Geschichte so enorm spannend.

Der erste Teil der Buchserie verknüpft sich inhaltlich mit dem letzten Teil, führt uns zu erschütternden Szenen der Vergangenheit und verbindet sie eindrucksvoll mit den posttraumatischen Belastungsstörungen und dem tiefen Seelenschmerz der jungen Frau.

Doch kurz bevor alles verloren scheint, entscheidet sich die Hauptprotagonistin für das Leben und die Liebe. Sie will kein Opfer mehr sein, denn sie erkennt, dass dann die Täter keine Macht mehr über sie haben werden. Sie stellt sich mutig ihrer Vergangenheit mit allen Konsequenzen und gewinnt.

Es ist eine Geschichte, nahe am realen Leben. Der außergewöhnlich gute Schreibstil der Autorin, die charismatischen Protagonisten und Antagonisten und der durchweg spannende Plot versprechen ein exzellentes Lesevergnügen. Sehr gern empfehle ich das Buch weiter. Doch nicht nur dieses Buch, sondern die gesamte Tetralogie ist lesenswert.

Sie zeigt insgesamt auf, wie schnell Außenstehende über Personen urteilen, ohne deren Lebensweg zu kennen und auch, wie sensationslüstern die öffentlichen Medien auf diverse Hinweise reagieren, ohne Rücksicht auf die betroffenen Personen und manchmal Lebenswege aus der Lebensbahn werfen können. Die Leserschaft erfährt anhand der Geschichte auch, wie wichtig Freundschaft und zwischenmenschliches Zusammenstehen, Achtung, Respekt und Liebe für unser aller Leben ist.

Ein Hinweis – Vorsicht Triggergefahr in Bezug ob der Szenen des Kindesmissbrauchs.

Prädikat: Absolut Lesenswert

Chapeau Jes Schön!

Heidelinde Penndorf

(November 2022)







Mittwoch, 9. November 2022

⭐neue Leseempfehlung⭐: Abgrund der Schuld: Schwedenthriller - Fiona Limar & Leif Eklund



WOW, was für ein Thriller und was für ein außergewöhnliches Thema. Überaus geheimnisvoll und spannend in Szene gesetzt. Der rote Faden der Story findet sich im Prolog. Ein Kind als Druckmittel, um einen Egomanen und Psychopathen zu einem Geständnis zu bewegen, doch weit gefehlt. 
Eine kranke Psyche, ungesunder Ehrgeiz, Lügen, Intrigen, schwierige, zwischenmenschliche Verhältnisse, soziales und berufliches Machtgehabe und Profitgier stehen dem im Wege.

Frauen werden getötet, die einen, weil sie wissen, was passiert ist, die anderen, weil sich diverse klinische Anamnese-Sachverhalte ähneln. Es geht auch um den Hypokratischen Eid/Genfer Gelöbnis und wie wenig diverse Antagonisten, sich um den Eid scheren, sich ihm widersetzen. Ein illegales, verbrecherisches Netzwerk, was da entstanden ist.

Und dann gibt es noch eine Leiche, die aus der Forensik verschwindet und nie wieder auftaucht. Das Team um Polizeiinspektorin. Alva Claesson hat Mühe, die Fäden zu entwirren. Die Ermittlungsarbeiten gestalten sich schwierig, nur langsam löst sich das Knäuel der verzwickten und beunruhigenden Tatbestände. Da ist es ganz gut, dass Caroline sich zwischenmenschlich besinnt und ihre doch empathische Seite zeigt. Auch hier wieder erstaunlich nahe am Leben, denn erst in eigener Not, findet man oft zu sich selbst.

Wieder findet sich in diesem Schweden-Thriller der beiden Autoren, die psychologische Tiefe, die mit den vielschichtigen Charakteren und dem spannungsgeladenen Plot eine explosive Mischung ergibt, und uns tief in die menschlichen Abgründe schauen lässt.

Das Buch hat mir eine aufregende, spannende und interessante Lesezeit beschert.


Prädikat: Lesenswert

Heidelinde Penndorf

(November 2022)








 

Freitag, 4. November 2022

⭐neue Leseempfehlung⭐: Wolfs Land: Thriller - L.U. Ulder



Das Buch ist eine Wucht, ein richtiger Page-Turner, eines, welches atemlos macht, eines, welches lange nachhallt. Nichts für zartbesaitete Gemüter. Der Thriller ist in seiner Art außergewöhnlich, knallhart und spannend bis zur letzten Seite. Zwei Handlungsstränge, die sich miteinander vermischen, verbinden, an ein und denselben Tatort enden. Die Leserschaft wird mit einer schwerwiegenden Vergangenheit, deren bis heute andauernden Seilschaften und einer brutalen perversen Täter-Psyche konfrontiert.

Worum geht es im Buch:

Im Spandauer Forst geschehen unerklärliche Dinge. Wölfe sind von Natur aus sehr vorsichtig und scheu und Menschen gehören eigentlich nicht zu ihrem Beuteschema. Und doch scheint das von einem Tag, auf den anderen sich ins Gegenteil verkehrt zu haben. Frauen werden gerissen, zerfleischt und auch teils gefressen. Die Angst geht um in den Wohngebieten.

Lotte, die Hauptprotagonistin und frisch gebackene Kriminalkommissarin ist eine junge, außergewöhnliche Frau, mit messerscharfem Verstand und geschichtsträchtigem, undurchsichtigem Background, ausgelöst durch die ehemalige DDR Staatssicherheit. Doch das ist nicht das einzige Faktum, was für Lotte das zwischenmenschliche Leben schwierig gestaltet. Lotte ist einen Tic anders, sie hat ein Tourette-Syndrom. Gezielt hat sie sich bei der Berliner Mordkommission beworben und wurde angenommen. Dort trifft sie auf eine eingespielte Männerwelt, in der es schwer wird, akzeptiert zu werden. Ihr Kollege Gassner ist der einzige, der eine mittlere zwischenmenschliche Nähe zu ihr aufbauen kann. Sie hängt sich rein in diesen Fall und versucht auch ihren eigenen persönlichen Hintergrund abzuklären. Ihre riskanten Alleingänge bringen in beiden Fällen oft spektakuläre Ergebnisse ans Licht, mit denen keiner gerechnet hat, auch sie nicht.

Die Charaktere der Protagonisten und Antagonisten sind viel vielschichtig, ihre psychologische Tiefe ist prägnant für die Story – Lust und Aggressionspotential, perverse Sexbezogenheit, bei dem einen Täter und Kälte, Machtdrang, keine Reue bei den alten Seilschaften. Das schafft Chaos, Unsicherheit und ist ein nicht abwägbares Überlebens-Risiko bei den Ermittlungsarbeiten.

Genial gesetzt hat Ulder mitten im Geschehen einen Plot-Twist, die Spannung, die ohnehin immer hoch ist, erfährt noch einmal einen ganz besonderen Höhepunkt und sorgt für eine unvorhergesehene Wendung, in welcher der Leserschaft einiges an Aufregung abverlangt wird.

Der Autor mit seinem flüssigen lebendigen und bildhaften Schreibstil bescherte mir ein aufregendes Kopfkino. Seine faktischen Kenntnisse der Forensik und des Geschehens der Ermittlungsarbeit einer Mordkommission sind gut fundiert und geben der Handlung ziemlich viel an Realismus. Übrigens mag ich die Hauptprotagonistin Lotte.

Chapeau L.U. Ulder

Das Buch hat meine absolute Leseempfehlung!

Heidelinde Penndorf

(November 2022)









Samstag, 29. Oktober 2022

⭐neue Leseempfehlung⭐: Denkträume: Rechts-, sozial- und lebensphilosophische Aphorismen - Hayrettin Ökçesiz

 

Es ist kein leichtes Buch, dafür sind die Denkträume des Autors zu gewichtig. In jeden Satz, in jedem Abschnitt findet die Leserschaft, einen Schatz an Erfahrungen, Erkenntnissen und abgeklärter Lebensweisheit des Autors.

Es sind nicht nur die Aphorismen, die das Buch so reich machen, sondern auch kurze prägnante thematische Absätze, die eine Draufblick auf gesellschaftspolitische Sachverhalte eröffnen und nachdenklich stimmen.

Bemerkenswert ist, dass Hayrettin Ökçesiz in seinen Denkanstößen zwischen seiner türkischen Heimat und Deutschland wechselt und Einblicke in zwei verschiedene Lebenswelten – zwischenmenschlich, sozial und kulturell, vermittelt.

Beeindruckend sind seine sieben Aussagen zwischen Freiheit und Sicherheit – in dubio pro libertate (Im Zweifelsfall für die Freiheit). Denn es ist schon eine wissenschaftlich-philosophische kleine Abhandlung/Vorlesung, aus der ich mir viel mitgenommen habe.

Der Inhalt des Buchs spricht mich sehr an und ich empfehle es der Leserschaft sehr gerne weiter, die interessiert sind an einer philosophischen Betrachtung des Lebens, nach Erkenntnis streben und den Sinn des Lebens neu denken möchten.

Heidelinde Penndorf

(Oktober 2022)






 

Mittwoch, 26. Oktober 2022

⭐neue Leseempfehlung⭐: Meine wundervolle Weihnachtsmischung: Erzählungen rund um das Fest - Regina Rothengast



Die Autorin überrascht die Leserinnen und Leser mit einem Potpourri weihnachtlicher Kurzgeschichten. Die Shortys sind voller Harmonie, Nachdenklichkeit, zwischenmenschlich berührend und manchmal in ihren Zwischentönen melancholisch. Auch Regina Rothengast's eigene Kindheitserinnerungen fügen sich nahtlos in den wunderbaren Geschichtenreigen ein. Ich habe geschmunzelt, gelacht, manchmal war ich zu Tränen gerührt und hatte bei der Geschichte um die ›‹Hulle Fraa‹ einen AHA-Effekt, den ich mit der Autorin geteilt habe.

Die letzte Geschichte im Buch ist eine ganz besondere. Regina Rothengast stellt sich angesichts der weltpolitischen und wirtschaftlichen Krise, hervorgebracht durch den Krieg in der Ukraine, begonnen durch einen Aggressor, viele Zukunftsfragen. Es sind Fragen, die uns sicher alle bewegen. Die Geschichte mündet in ihrem Weihnachtswunsch, der mit Sicherheit der innigste Wunsch aller friedliebenden Völker und aller Menschen ist – NIE WIEDER KRIEG! Danke dafür.

Ein wundervolles Büchlein, welches mir eine sehr lebendige, nachdenkliche und interessante Lesezeit bescherte, die mich auch in meine eigne Kindheit zurückblicken ließ.

Prädikat: absolut lesenswert

Heidelinde Penndorf

(Oktober 2022)









Dienstag, 18. Oktober 2022

⭐neue Leseempfehlung⭐: Gedichte der Achtsamkeit: Der Haiku Weg - Elena Abendroth & Georg Seibt



Schon die Einleitung des Buchs ist ansprechend. Die Autoren gehen auf verschiedene Meditationstechniken ein, insbesondere auch der des Christentums und Buddhismus und kommen dann auf den Achtsamkeitslehrer Thich Nhat Hanhzu sprechen, der ein Poet und leiser Rebell war.

Inhaltlich folgt das Buch den Gedanken dieses großen Meisters und zeigt anhand der Haiku Gedichte auf, wie wir alle mehr Spiritualität und Achtsamkeit im alltäglichen Leben lernen und gewinnen können

Elena Abendroth und Georg Seibt haben in fünfzehn Kapiteln, diverse Lebensinhalte beschrieben, dazu Haikus verfasst, die passend bebildert sind, und in denen sie auf die verschiedensten Stimmungen und Gegebenheiten unser aller Leben eingehen. Die Achtsamkeit der Lesenden wird sanft auf das Leben im Hier und Jetzt gelenkt und bringt die Seele zum verständigen Klingen.

Gern empfehle ich das Buch, auch als kleinen Einstieg in die Achtsamkeitslehre, weiter.

Heidelinde Penndorf

(Oktober 2022)







Montag, 17. Oktober 2022

⭐neue Leseempfehlung⭐: Herrschaftszeiten no amoi!: Kriminalroman (Gundi Starck 2) - Katharina Lukas

 

Ein überraschend interessanter und spannender Bayernkrimi. Ich habe wieder ein klein wenig an Wissen gewonnen, denn kurze geschichtliche Einblicke lassen die Leser ein wenig hinter die Kulissen des Oktoberfestes schauen – insbesondere den Preis für ein Maß Bier betreffend. Da sind die Bayern eigen, denn als Grundnahrungsmittel steht es seit 1516 unter einem besonderen Schutz. Hinter den Kulissen tobt fast jedes Jahr ein Kampf um Preis und um die richtige Fülle bis zum Eichstrich. Dank der Biermafia und diverser Absprachen, gibt es immer Stress, sehr emotional und laut.

Jetzt kenne ich endlich auch die Bedeutung des berühmten Songs ›Skandal im Sperrbezirk‹ der Spider Murphy Gang. 

Skandal um Rosi – und doch war alles, was Rang und Namen hatte, damals bei Rosi. Da kriegst die Tür nicht zu. Kritisch geschrieben wird auch über die Diskriminierungswelle Homosexueller und des öffentlichen Auftretens diverser bayrischer Politiker

Und inmitten dieses multiperspektivischen Blicks auf München geschieht während der Wiesn 2022 ein Mord, der im Zusammenhang zu stehen scheint, mit einem 40 Jahre zurückliegenden Mord, der ebenfalls auf der Wiesn geschah.

Die eben entlassene Journalistin Gundi Starck will es noch einmal wissen und ermittelt auf eigene Faust. Hilfe bekommt sie von einem ehrgeizigen, pensionierten Kommissar, der es nicht verwunden hat, den ersten Mord damals nicht aufgeklärt zu haben

Es offenbart sich den beiden ein menschlicher, facettenreicher Sumpf aus Lebenslügen, Vertuschung, Korruption und Egoismen. Schwer und manchmal irreführend ist es, diesen Filz zu entwirren. Gundi Starck verliert fast ihren langjährigen Freund, gerät in tödliche Gefahr, setzt sich mit rechts- und linksextremen Ideologien und deren Gewaltpotenzial auseinander und ist psychisch fast am Ende, als sie erkennt, wer der Mörder beider Opfer ist.

Die Vermischung geschichtlicher Realität mit fiktiven Ereignissen und die kritische Auseinandersetzung mit diversem zwischenmenschlichem Verhalten von Politik und bayrischer Lebenskultur hat mir ausgezeichnet gefallen. Der spannungsreiche und wissensvermittelnde Plot, die vielschichtigen Charaktere und die vielfältigen zwischenmenschlichen Beziehungsebenen machen diesen Bayernkrimi zu einem interessanten Leseerlebnis.

Das Buch hat meine absolute Leserempfehlung

Heidelinde Penndorf

(Oktober 2022)








 

Montag, 3. Oktober 2022

Autorenporträt Patrick Wunsch mit Interview - ⭐ meine Empfehlung ⭐

 

Patrick Wunsch mit Interview

 

Patrick Wunsch wurde am 21. Februar 1988 in Bielefeld geboren, wo er bis heute lebt. Nach dem Abitur studierte er an der Universität Bielefeld, um 2014 den Bachelor in Germanistik und Anglistik abzuschließen und 2016 den Master in den interdisziplinären Medienwissenschaften. Seitdem ist er als Marketing Manager tätig.

Wunsch hat bisher drei gesellschaftskritische Romane veröffentlicht: 

  • 2020 den Künstler- und Dekadenz-Roman ›Zeichen von Herbst
  • 2020 den Zeitgeist- und Tugendroman ›Gegenlicht‹  
  • 2022 den Spannungsroman ›Der Künstler und die Assassinin‹ 

Überdies sind zwei Kurzgeschichten auf Wattpad zu finden:

  • 2020 die postapokalyptische Horrorgeschichte ›Puls‹
  • 2021 das Schauermärchen ›Das Häuschen im Moor‹ 

Neben seiner Tätigkeit als Schriftsteller ist Wunsch auch als Musiker - Beyond Martian Skiesträumen von aurora und Spieleentwickler Great Potion Games aktiv.


  Interview 


 

Hallo Patrick, ich begrüße dich sehr herzlich in meiner virtuellen Literatur-Oase zu einem Interview.

Studiert hast du Germanistik und Anglistik und den Master in den interdisziplinären Medienwissenschaften in der Tasche, das unterstreicht auch deine berufliche Vielseitigkeit. Was hat dich angetrieben und gereizt, neben der Musik und deiner Tätigkeit in der Spieleentwicklung, anzufangen zu schreiben?

Hallo Heidelinde!

Vielen Dank erst einmal für die Einladung zum Interview.

Was hat mich zum Schreiben bewogen? Die kurze Antwort ist: Es war doch naheliegend. Ich denke, jeder kreative Mensch, der einigermaßen mit Sprache umzugehen weiß, kommt irgendwann auf die Idee, sich schriftstellerisch auszuprobieren. Natürlich gehört mehr dazu, einen Roman zu schreiben: Man benötigt auch ein gehöriges Maß an Disziplin, um eine längere Geschichte zu Papier zu bringen, und noch mehr, um sein eigenes Werk, das zu diesem Zeitpunkt in der Regel ja noch von variabler Qualität ist, zu überarbeiten, bis man sich mit dem Gedanken anfreunden kann, es der Welt zu präsentieren.

Warum genau sich diese Disziplin – oder, als Quelle derselben, der starke Wunsch, Literatur zu veröffentlichen – aber ausgerechnet im Herbst 2016 fand, kann ich nicht sagen.

Deine Bücher sind sehr anspruchsvoll, fiktiv, manchmal mystisch, manchmal apokalyptisch und psychologisch dicht untermalt. Im Gleichnis sind die Inhalte sehr nahe an der Realität. Gerade auch im Buch ›Der Künstler und die Assassinin‹ ist zu spüren, wie nahe du der Realität kommst, in Bezug auf die Gegenwart und das Leben bestimmter sozialer Gruppen. Meiner Ansicht nach stecken deine Bücherinhalte voller Botschaften für die Leserschaft der Gegenwart. Ist das so und wenn ja, magst du da ein wenig tiefer einsteigen in deiner Antwort?

Danke für das Kompliment! Ja, das ist so gewollt. Ich hoffe zwar, dass auch die Plots meiner Romane spannend sind, aber primär geht es mir tatsächlich um eine pointierte Darstellung der Realität, das heißt im Wesentlichen: um treffende Beobachtungen von Phänomenen, das Aufdecken von Zusammenhängen und hoffentlich korrekte Schlussfolgerungen. In einem Blogartikel habe ich versucht, das noch detaillierter darzulegen. Da habe ich für den Fokus in meinen Romanen den Begriff der »Ideenliteratur« verwandt, als Abgrenzung oder Alternative zum Spektrum zwischen plotgetriebener und charaktergetriebener Literatur, von dem man immer wieder liest, wenn man auf »Bookstagram« oder Schreibblogs unterwegs ist.

So innovativ, wie das jetzt vielleicht klingt, ist das aber gar nicht; viele Autoren, die ich schätze, haben diesen Fokus auf Ideen: Beigbeder, Faldbakken, Houellebecq und einige andere. Problematisch wird das immer, wenn jemand mich fragt, worum es in meinen Romanen geht. Man kann versuchen, den Plot, der ja aber nur die Leinwand darstellt, um Ideen zu präsentieren, spannender darzustellen, als er letztendlich ist, aber wenn man ehrlich ist, muss man so was sagen wie: »Tja, also, vordergründig geht es um einen berühmten Künstler, der von einer Untergrundorganisation umgebracht werden soll, aber dafür sollst du es eigentlich nicht lesen.«

Wie intensiv recherchiert du für deine Buchprojekte?

Es kommt sehr selten vor, dass ich in einer Schreibsession nur das Manuskript offen habe. Ich schreibe zwar keine historischen Romane oder Thriller, in denen die Fakten stimmen müssen, aber trotzdem gibt es immer was zu googeln. Meist suche ich nach dem genau passenden Synonym, oft schlage ich dazu die genaue Bedeutung von Wörtern nach. Wenn ich nicht sicher bin, ob man etwas so formulieren kann, wie es mir in den Sinn gekommen ist, suche ich nach ähnlichen Konstruktionen (und oft scheint es genau ein uraltes Werk zu geben, in dem sie vorgekommen ist). Davon abgesehen, beschäftigt man sich als Autor erstaunlich viel mit Bezeichnungen für Farben, Frisuren oder Kleidungsstücke. Die Speisen und Getränke, die in meinen Romanen vorkommen, kenne ich oft gar nicht aus eigener Erfahrung, sondern aus dem Internet.

Die philosophischen, psychologischen, politischen und wissenschaftlichen Aspekte hingegen recherchiere ich beim Schreiben so gut wie nie. Dazu mache ich mir kontinuierlich Notizen, die ich dann, wenn sie relevant werden, schnell wiederfinde.

Kurzum: Es sind die Nebensächlichkeiten, die mir beim Schreiben die meiste Zeit rauben. Ich frage mich manchmal, ob sich das wirklich lohnt. Wie wichtig ist es dem Leser, den genauen Farbton zu kennen? Sucht er nach Bildern, wenn er keine Vorstellung von der Frisur einer Figur hat? Habe ich jemanden dazu gebracht, sich ein bestimmtes Kleidungsstück zuzulegen? Ich schätze nicht, aber wer weiß.

Was ist für dich der Unterschied zwischen Selfpublishing und Verlagsbuch? Und aus welchem Grund hast du dich für das Selfpublishing entschieden?

Der große Unterschied ist meines Erachtens, dass im Selfpublishing leider eine Instanz fehlt, die verlässlich die Qualität der Titel bewertet. Das ist sowohl für Autoren als auch für Leser schlecht: Autoren haben es schwer, Leser davon zu überzeugen, dass die guten Bewertungen in Shops auf Plattformen echt sind. Leser gehen mit dem Kauf eines selbst veröffentlichten Buches ein höheres Risiko ein als beim Kauf einer Verlagsveröffentlichung, die ja immerhin professionell geprüft und lektoriert wurde. Natürlich gibt es sowohl minderwertige Verlagsveröffentlichungen als auch versteckte Juwelen unter den selbst veröffentlichten Büchern, aber ich kann Leser verstehen, die sagen: Ich vertraue nur Verlagen. (Der Reim war unbeabsichtigt.)

Auch wenn ich durchaus die maximale kreative Freiheit des Selfpublishings genieße, will ich ehrlich sein: Ich habe es mich mangels Alternativen dafür entschieden.

Mit »Der Künstler und die Assassinin« habe ich offenbar einmal mehr einen Roman geschrieben, mit dem sich Verlage schwertun. Zu unkonventionell? Zu provokant? Sprachlich (immer noch) zu anspruchsvoll? Ich weiß es nicht. Die Rezensionen, die ich bisher erhalten habe, zeigen jedoch, dass auch solche Literatur bei Lesern ankommt – und dass Verlage ihrem Publikum mehr zutrauen sollten.

Auf der anderen Seite möchte ich Leser, die bewusst nur leichten Mainstream lesen, ermutigen, gelegentlich ein Experiment zu wagen und einem Klassiker oder einem Roman wie »Der Künstler und die Assassinin« eine Chance zu geben. Ich finde, man sollte nie aufhören, sich weiterzuentwickeln und den eigenen Horizont stetig zu erweitern.

Ich habe mir deinen Blog angeschaut. Die Themenbereiche sind intelligent aufgebaut und sehr interessant. Ich finde es gut, dass du deine Schreiberfahrungen mit der Leser- und Autorenschaft teilst. Was hat dich dazu bewogen, dein Wissen weiterzugeben?

Danke für das Kompliment! Was hat mich bewogen, meiner Website einen Blog hinzuzufügen? Die kurze Antwort: Google. Die lange Antwort: Nicht erst als Content Marketing Manager (mein Job) weiß man, dass ein Blog hilft, von Suchmaschinennutzern im Kontext bestimmter Themen gefunden zu werden und so potenzielle neue Leser anzuziehen. In erster Linie ist es also Marketing. Allerdings sind nicht alle Artikel darauf ausgerichtet, möglichst oft in Google-Suchergebnissen aufzutauchen. Einige sind auch entstanden, weil ich einfach Lust hatte, über das Thema zu schreiben. Erfahrene Marketer wissen, dass man, um ein Maximum an Qualitätstraffic zu erzielen, einen Blog im Hinblick auf SEO (Search Engine Optimisation) anders aufziehen müsste (Pillar Pages auf Basis umfassender Keywordrecherchen, mehr Bilder und Videos, mehr Backlinks etc.). Aber erstens soll es mir bei aller Ambition am Ende auch ein bisschen Spaß machen, und zweitens fehlt wie so oft die Zeit.

An welchem Buch arbeitest du gerade?

Gerade arbeite ich erst einmal an einer Kurzgeschichte. Ich denke, eine Kurzgeschichte zwischen zwei Romanen ist ein ganz guter Turnus. Danach setze ich mich hin und versuche, die ganzen Notizen zu strukturieren, die sich für den vierten Roman angesammelt haben, und daraus einen vernünftigen Plot zu entwickeln. Das wird viel mit Kritzeleien auf Papier zu tun haben, vielleicht mit einem Word-Dokument voller Platzhalter, vielleicht mit einer Excel-Tabelle als Zeitstrahl – am Ende wird sich, hoffe ich, eine Geschichte herauskristallisieren, die sich zu erzählen lohnt. Bisher hat’s immer funktioniert.

Wirst du irgendwann in einem Buch die derzeitige apokalyptische Zeit verarbeiten?

Du meinst Pandemie, Lieferketten, Krieg und so? Ich weiß nicht. Andere Autoren sind meines Erachtens qualifizierter, über diese Themen zu schreiben, und einen Mangel an Literatur wird es diesbezüglich sicher nicht geben. Sollte sich mir wider Erwarten das Gefühl aufdrängen, ich hätte dem einige originäre Gedanken hinzuzufügen, könnten entsprechende Figurendialoge in meinen Romanen auftauchen. Das Setting des Vierten wird allerdings ein anderes sein, so viel steht für mich bereits fest.

Und last but not least: Welche drei Wünsche bewegen dich, wenn du an die Zukunft denkst?

Das wird jetzt keine besonders einfallsreiche Antwort sein: Als Mensch möchte ich, dass sich die Lage insgesamt wieder entspannt. Als Künstler möchte ich, dass meine Werke in Zukunft immer größeren Anklang finden. Als Irgendwie-doch-auch-Nerd möchte ich, dass wir beeindruckende, aber sichere technologische Fortschritte machen.Ich bedanke mich ganz herzlich bei Valerie le Fiery und Frank Böhm für das herzliche und ausführliche Gespräch und wünsche ihnen weiterhin viele neue Buchideen, viele Leser und bleibenden Erfolg.

 

Ich bedanke mich ganz herzlich bei Patrick Wunsch für das herzliche, sehr interessante und ausführliche Gespräch und wünsche ihm weiterhin viele neue Buchideen, viele Leser und bleibenden Erfolg.

(03.10.2022)

 Autorenporträt Patrick Wunsch mit Interview auf meiner Website

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