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Dienstag, 28. April 2020

⭐neue Leseempfehlung⭐: The Boyfriend Girl (Maybe, Band 1) - Alva Furisto



Faszinierend was die Autorin da geschrieben hat. Ich bin überwältigt. Alva Furisto malt der Leserschaft Bilder in den Kopf – die Handlung ist ganz großes Kopfkino, ich war mittendrin. Große Gefühle, die da rüberkommen. Charmant, witzig, intensiv gefühlvoll, dramatisch, melancholisch, spannend. Liebesgeflüster, Zärtlichkeit, Wut – eine herzzerreißende und packende emotionale Kraft, die da auf mich einstürmte. Ich habe geweint, gelacht, gehofft, getrauert, erlebte die ganze Gefühlsskala rauf und runter. Eine ungewöhnliche Liebesgeschichte, eine die das Leben wirklich so geschrieben haben könnte, eine Story mit außergewöhnlichen charismatischen Charakteren, die unter die Haut geht, ohne kitschig zu sein. Eins sein miteinander, dann doch wieder ZWEI sein, Freundschaft und Liebe, Geben und Nehmen, Vergangenheit und Gegenwart, innere Barrieren und Geheimnisse – alles drin, alles berauschend spannend, traurig und zauberschön zugleich. Und dann das Ende, was noch keines ist, denn vielleicht gibt es im zweiten Teil ein Happy End, vielleicht aber auch nicht und vielleicht kommt alles ganz anders, als ich es mir wünsche, vielleicht aber auch nicht. Das Wort VIELLEICHT ist ein Schlüsselwort der Handlung, warum das so ist, finden Sie heraus, wenn sie das Buch lesen. Ich empfehle es der Leserschaft sehr gerne weiter, tauchen Sie ein in die Welt der großen Gefühle. 

Chapeau, Alva Furisto! 

Heidelinde Penndorf 

(April 2020) 









Sonntag, 26. April 2020

⭐neue Leseempfehlung⭐: Morgenfiktion - Reinhard Belser

Dieses Buch habe ich am 16.03.2019 rezensiert – der Buchtitel hieß damals ››Das Koma: Mein größtes Glück‹‹. Reinhard Belser hatte auch hier Glück, der Karina-Verlag interessierte sich für sein Buch und brachte es dann im Oktober 2019 unter diesem neuen Titel heraus. Damit es keine Irritationen gibt, habe ich meine Rezension vom 16.03.2019 gelöscht und jetzt mit dem neuen Buchtitel veröffentlicht. Der Inhalt ist der gleiche, wurde nur um ein Inhaltsverzeichnis und einen Epilog ergänzt.



Rezension:


Es erfordert schon eine große Portion Mut, sich mit einem autobiografischen Roman öffentlich zu outen. Denn nichts ist schwieriger als über sich selbst zu schreiben, zumal wenn man jahrzehntelang Drogen und Alkohol konsumierte und sich eingestehen muss, dass man den totalen psychischen und physischen Zusammenbruch selbst herbeigeführt hat und man allein an seiner Situation schuld ist. Sich dies einzugestehen, aufzuschreiben und als Buch zu verlegen, ist wie sich selbst zu spiegeln. Fast emotionslos schreibt der Autor im Tagebuch-Stil diese Zeit nieder. Doch das hat man oft bei Menschen, die ein Trauma erlebten und über sich selbst reflektierend berichten.

Irritiert hat mich zuerst folgendes: Anfangs las es sich so, als ob der Zusammenbruch die Folge einer Silvesternacht war, in welcher Herr Belser mit Freunden feierte und dem Alkohol und Heroin kräftig zusprach. Doch später im Buch kam dann der Hinweis, dass er schon knappe drei Jahrzehnte drogenabhängig war – die besagte Silvesternacht war also nur das Tröpfchen, welches das Fass zum Überlaufen brachte und er als Folge in ein zehnwöchiges Koma fiel – nur die Hightech Medizin und ein ganzer Ärztestab retteten ihm das Leben.

Und dann kam erst einmal die Ernüchterung. Die vielfältigen ungünstigen Diagnosen degradierten ihn zum Pflegefall – austherapiert – abgeschoben – Pflegeheim. Das ist nichts Neues, seit in den Krankenhäusern nach DRG-Fällen abgerechnet wird – Kostenfaktor Patient.

Und so begann seine achtjährige Odyssee – Pflegeheim, geschlossene Psychiatrie, Physiotherapie, Reha-Maßnahmen, Gehwagen, Rollator, Krücken, Stock, auch Testperson einer Testreihe für ein neues Medikament für Hepatitis C, Hüft- OP, Übungen der Merkfähigkeit - alles ermüdend, anstrengend und langwierig. Und zwischendurch immer mal wieder der Suchtdruck, Depressionen, auch leichte Aggressivität, Schmerzen und manchmal auch Verzweiflung.

Der lange steinige Weg, aus dem tiefen Tal ins neue Leben hinein, wurde durchweg getragen vom eisernen Willen des Autors, dem Willen, ohne Hilfsmittel wieder am Leben teilhaben zu können, wieder gesund zu werden. Und die vielen Jahre wurden auch getragen von der Liebe seiner Familie. Was viele für unmöglich und nicht machbar hielten, auch Teile der Ärzteschaft, hat Herr Belser mit einer großen Portion Glück, Durchhaltevermögen, Zuversicht und den Glauben an sich selbst bewerkstelligt. 2014 war es endlich soweit, seitdem kann der Autor wieder ein normales Leben führen. Er hat seine Chance gut genutzt, sich sein Leben - eigentlich ein neues Leben, zurückerobert.

Ich empfehle das Buch sehr gern weiter. Es ist ein Mutmachbuch, auch in schwierigen Situationen nicht aufzugeben und es ist ein Buch, welches die Folgen des Drogen/Alkoholkonsums vor Augen führt – ein erschütternder Live-Bericht eines gestrauchelten Mannes, der sich wieder an die Oberfläche in ein neues Leben gekämpft hat. Ich wünsche Herrn Belser alles Gute, ein glückliches langes Leben im Kreise seiner Familie und ein Leben ohne Drogen – ich wünsch ihm, dass er den Versuchungen immer widerstehen kann und clean bleibt.

Heidelinde Penndorf

(April 2019)





Medien

Freitag, 24. April 2020

⭐neue Leseempfehlung⭐: Friesenangst: Ostfriesen-Krimi (Diederike Dirks ermittelt 7) - Stefan Wollschläger



Das sympathische Ermittlungsteam Dirks hat eine harte Nuss zu knacken und ist immens ausgelastet. Der Mord eines Kollegen ist psychisch nicht einfach zu verarbeiten, die Aufklärung eine besondere Herausforderung für das ganze Team und die posttraumatische Belastungsstörung Breithammers steht seiner sonstigen geistigen und körperlichen Fitness im Wege. Das Team kommt einem ausgeklügeltem Briefkastensystem auf die Spur, sucht eine Frau mit roten Schuhen, die es im polizeilichen Meldesystem gar nicht gibt und stößt noch auf so manche rätselhafte Merkwürdigkeit.

Dieser Wollschläger-Ostfriesenkrimi hat mich auf besondere Weise beeindruckt. Warum? Der Autor lässt bemerkenswert viele sozialkritische Aspekte in die Handlung einfließen.

Es geht um zwischenmenschlich verheerenden Auswirkungen, wenn die eigene Familie dem Geltungsdrang und der Karrieresucht geopfert wird, auch um die Tragweite dessen, was passieren kann, wenn Glaube zu Fanatismus mutiert, es geht überdies um die charakterlichen Veränderungen Suchtkranker und deren Beschaffungskriminalität und es geht auch um das Thema Kindeswohlgefährdung. Beachtlich gut recherchiert hat der Autor das Milieu Obdachloser und dabei insbesondere den Zusammenhalt obdachloser Frauen und deren Solidarität untereinander.

Eingebettet in das ostfriesische Lokalkolorit bietet Stefan Wollschläger mit dem siebten Teil dieser Buchreihe beste interessante und spannende Unterhaltung, mit dramatischen Wendungen, ausgefeilten imposanten Charakteren und Elemente einer kriminalistischen Milieustudie der unterschiedlichsten sozialen Gruppen. Sehr gefallen hat mir auch das metaphorische Zusammenspiel, bezogen auf die Protagonistin Karen und des Märchens ›Die roten Schuhe‹, von Hans Christian Andersen. Das Buch endet mit einem Cliffhänger, der sich schon auf den achten Teil der Buchreihe bezieht und die Leserschaft neugierig zurücklässt.

Meine Empfehlung. Lesenswert

Heidelinde Penndorf

(April 2020)






Mittwoch, 22. April 2020

⭐neue Leseempfehlung⭐: Angelicas Wunderwelt: Vom Herzen geführt (Buch II) - Wilfried Hajek



Dieser zweite Teil der Buchserie ist anders. Nicht so quirlig bunt und spontan, aber auch vortrefflich gut und dem Geschehen angepasst.

Wilfried Hajek hat Denkpausen eingebaut. Es scheint, als wenn er die Leserschaft damit auffordert, dem gerade Gelesenen nachzuspüren. Und uns zu fragen, was das Gelesene mit uns macht. Erspüren wir die Ernsthaftigkeit in Angelicas Wunderwelt? Verinnerlichen wir, dass es eigentlich auch unser aller Lebensgeschichte sein könnte, je nachdem für welchen Weg wir uns entscheiden?

Es geschieht so viel Bemerkenswertes in diesem Buch. Und als Leserin habe ich dann Vergleiche gezogen und Angelicas Verhalten mit meinem verglichen – und geschmunzelt habe ich – sie und ich als junges Mädchen, haben so einiges gemeinsam – oft mit dem Kopf durch die Wand wollen, ohne auf sein Herz zu hören, ohne es im Gleichklang mit seinen Gedanken, seinen Wünschen und spontanen Emotionen zu bringen – Ja in dem Alter war ich genauso.

Jede Entscheidung, jedes positive und negative Denken und jegliche Spontanität, beeinflusst den Weg unseres Daseins. Leben lernen hört eigentlich nie auf – es wird nie ein völlig gerader Weg, aber immer ein Weg, der uns weiterbringt, voranbringt, auch wenn wir Abzweigungen nehmen.

Und wenn man in seinem Leben zulässt, auch mit dem Herzen zu denken und sich zwischenmenschlich auch so begegnet, dann sieht man das Leben, die Welt und sich selbst mit ganz anderen Augen. Man muss über seinen Schatten springen, leicht fällt das mit Sicherheit nicht, ist aber machbar.

So ist es ja auch dem alten blinden Mann geschehen – Marius. Er sieht jetzt mit dem Herzen gut und löst bei seinen zwischenmenschlichen Begegnungen Liebe und kleine Wunder aus.

Faszinierend finde ich das Buch im Buch, es birgt sicher noch so einige Geheimnisse und Überraschungen.

Das alles habe ich aus dem Buch für mich mitgenommen, es enthält, genau wie der erste Teil ›› Angelicas Wunderwelt – vom Universum berührt ‹‹, einen Schatz. Beide Bücher können uns Wegweiser sein. Der Leuchtturm auf dem Cover steht für mich sinnbildlich und metaphorisch für das Licht im Dunkeln, für einen Wegweiser und das Leuchten der Liebe in unserem Herzen.

Ich empfehle das Buch sehr gern weiter, man sollte es, genau wie Buch I, wirklich gelesen haben.

Heidelinde Penndorf

(April 2020)





Dienstag, 21. April 2020

⭐neue Leseempfehlung⭐: Im Dunkel des Grabes - Thriller - Fiona Limar



Stellen Sie sich vor, man hat ihnen Ihre Geburtsidentität in ganz jungen Jahren entrissen, sie in eine andere Identität gezwängt und sie fühlen in Ihrem Innersten, dass Ihnen diese Jacke eigentlich nicht passt, sie immer enger wird. Denn Sie haben Bilder im Kopf, Bilder an eine wunderschöne, oft verklärte und sehr junge Kindheit, Bilder einer heilen und bunten wundervollen Welt. Je mehr Probleme Sie in der Außenwelt haben, umso mehr flüchten Sie sich in Ihre eigene innere Traumwelt.

Sie erzählen Ihrem sozialen Umfeld davon und niemand glaubt Ihnen. Alle halten Sie für eine überspannte und verrückte Person, manche sogar für eine, mit einer gespaltenen Persönlichkeit.

Was würde das mit Ihnen machen? Wie würden Sie reagieren?

Sabine, die Hauptprotagonistin lässt sich erst einmal in ihr Selbstmitleid fallen. Doch später erwacht ihr Lebenswille, sie kämpft sich an die Oberfläche ihres Seins und will Ordnung in ihr Lebenschaos bringen. Und damit beginnt das Chaos erst recht. Ein Alptraum ungeahnten Ausmaßes beginnt. Ein Alptraum, der ihr fast alles nimmt, sie aber auch später zu einem Neuanfang führt.

Was für eine Handlung, die Fiona Limar für ihre Leserschaft inszeniert hat – atemberaubend spannend von Anfang bis Ende. Thrill und Action sind gut ausgewogen. Es ist ein psychologisch kompakter Roman über menschliche Abgründe, menschliche Destruktivität, streift auch das Recht auf die eigene Geburtsidentität und bietet der Leserschaft atemberaubenden Nervenkitzel. Die Charaktere überzeugen, manchmal auch in ihrer geheimnisvollen Undurchsichtigkeit. All dies und der gute Schreibstil der Autorin, komplettieren das Ganze harmonisch.

Ich empfehle das Buch sehr gerne weiter, denn es ist ein durchweg spannendes, interessantes und mitreißendes Lesevergnügen und noch dazu eines, mit einer überraschenden Auflösung. Seien sie neugierig.

Heidelinde Penndorf

(April 2020)






Montag, 20. April 2020

⭐neue Leseempfehlung⭐: Ein kleiner Apfel namens Jacob - Nina Myriam Pfeffer Câmara



Es ist eine zauberschöne Gute-Nacht-Geschichte für Kinder, wertvoll in ihrer psychologischen Tiefe und voller sanfter Gefühle. Die Autorin erzählt liebevoll die Geschichte eines kleinen Apfels, welchem ›Normal‹ nicht gut genug war. Nina Pfeffer Câmara beschreibt kindgerecht und einfühlsam, wie sich Stolz und Eitelkeit charakterlich auswirken können und was passieren kann, wenn man die Nase allzu hoch trägt. Sehr gefallen hat mir auch das Ende der Geschichte des kleinen Apfels, die aufzeigt, dass jeder, auch mit all seiner Verletzlichkeit und mit all seinen Fehlern und Schwächen, für sich gesehen, etwas Besonderes und einmalig ist. Die Buchseiten sind liebevoll illustriert, erinnert an ganz alte Kinderbücher.

Die Vorderseite des Covers finde ich wunderschön, nur der blaue Randstreifen wirkt etwas disharmonisch, genauso wie die Rückseite des Covers. Doch das tut der liebevoll inszenierten Bilderbuch-Textgeschichte keinen Abbruch. Denn die Wichtigkeit der empathisch zwischenmenschlichen Botschaft, welche die Autorin mit ihrer Geschichte auf die Reise schickt, wird von den kleinen und großen Leserinnen und Lesern sehr gut verstanden und darauf kommt es an.

Ich empfehle das Kinderbuch sehr gerne weiter – es ist eine pädagogisch wertvolle kleine Geschichte, nicht nur für Kinder.

Heidelinde Penndorf

(April 2020)








Freitag, 17. April 2020

⭐neue Leseempfehlung⭐: Nanuk und Finchen: Im Land der Fjorde (Nanuk, der kleine Troll) - Gabriela- Alexandra Scharff



Der zweite Teil dieser Kinderbuchreihe ist, genau wie das erste Buch, liebevoll und kindgerecht gestaltet. Ich mag die Schreibweise der Autorin, sie ist einfühlsam und spannend zugleich. Wieder erlebt die kleine Trollfamilie aufregende Abenteuer. Geschickt lenkt die Autorin die Aufmerksamkeit der kleinen Leserschaft auf Flora und Fauna der jeweiligen Länder, in welcher die kleinen Trolle aufregende und gefährliche Situationen erleben und überstehen. Sogar entführt und eingesperrt wird die kleine Trollfamilie. 

Sie feiern auch ein Wiedersehen mit ihrer kleinen Menschenfreundin Jenna und erleben mit ihr und deren Freundin noch ein wunderbares Abenteuer. Sehr sensibel und empathisch berührt Gabriela-Alexandra Scharff auch das Thema des Abschiednehmens und der Freundschaft. Liebevoll illustriert wurde das Buch von Karina Moebius, die das Ganze wiederum kreativ als Mitmachbuch, zum Ausmalen gestaltet hat.

Ich empfehle das Buch sehr gern, zum Vorlesen, mitmachen und dann später, ab dem achten Lebensjahr, auch zum selber lesen.

Heidelinde Penndorf

(April 2020)




Donnerstag, 16. April 2020

⭐neue Leseempfehlung⭐: Aufstand im Korallenriff - Gabriela-Alexandra Scharff & Kristina Bosshammer



Ein zauberhaftes Kinderbuch, eines welches auf kindgerechte Weise, ohne den Zeigefinger zu erheben, die Umweltverschmutzung der Meere beschreibt. Die beiden Autorinnen lassen alle Bewohner der Meere zu Wort kommen, erzählen deren Geschichte – wie sie sich fühlen, mit den immens wachsenden Berg der ›Geschenke‹, welche die Menschen zu ihnen auf den Meeresgrund herabwerfen. Sogar eine Vollversammlung aller Meeresbewohner ist da angesagt. Wundervolle Illustrationen von Sabine Marie Körfgen, vervollständigen die Geschichte und laden auf den verschiedensten Seiten auch zum fantasievollen Ausmalen der Unterwasserwelt und seiner Bewohner ein.

Ich empfehle das Buch sehr gerne weiter. Ein wertvolles Geschenk für alle Kinder, ab dem 6. Lebensjahr. Es ist ein Buch, mit dessen Inhalt die Kinder spielerisch lernen können, wie lebenswichtig eine saubere Umwelt für alle Bewohner unserer Erde ist.

Heidelinde Penndorf

(April 2020)





Mittwoch, 15. April 2020

⭐neue Leseempfehlung⭐: Secrets - Am Rande des Abgrunds - Thriller - Marion Krafzik



Es ist die Geschichte einer innerlich zerrissenen jungen Frau, die in ihren verschiedenen Vergangenheiten festhängt und davon nicht loskommt. Sie ist Meisterin im Verdrängen diverser Ereignisse, die sie immer mal wieder aus der Bahn ihres Lebens geworfen haben. Schublade auf – Ereignis rein – Schublade zu und tief in der Seele verstecken. Schwierig ist auch das Mutter-Tochter-Verhältnis, sie sind wahrlich keine Freundinnen, da sind innere Spannung, die unüberwindbar scheinen, das macht das Ganze noch schwieriger.

Und doch ist die junge Frau auf der anderen Seite sehr selbstbewusst und arbeitet als Auslandsjournalistin in Syrien. Wahrscheinlich ist das auch so eine Art Flucht, um sich ihrer Vergangenheit nicht zu stellen, sich nicht mit ihr auseinandersetzen zu müssen.

Ein grausames Geschehen in Syrien wirft sie auf ihre Vergangenheit zurück und holt sie ein. Nun kann sie ihr nicht mehr ausweichen. Nervenzerreißende Ereignisse nehmen ihren Lauf. Jemand trachtet ihr nach dem Leben, jemand dem sie ganz nahe ist und dem sie vertraut – Freundschaften, die einmal ganz fest waren, gehen endgültig zu Bruch.

Voller Wucht gerät sie in einen Strudel undurchsichtiger Vorfälle – ein nervenzerreißender Plot – rasant folgt Schlag auf Schlag, als Leser ist man mittendrin, hat Bilder im Kopf. Die Autorin gönnt der Leserschaft kaum Ruhepausen, steigert die Spannung von Seite zu Seite. Brillant gezeichnete Charaktere ringen miteinander um Gut und Böse, um Vergangenheit und Zukunft, um Liebe, Vertrauen und Freundschaft.

Die Auflösung des Ganzen war für mich überraschend dramatisch, kam aus einer Ecke, aus der ich sie nicht vermutete.

Mein AHA-Effekt der Handlung: Jeder sollte sich mit seiner Vergangenheit auseinandersetzen, mit ihr Frieden schließen, damit man dann in der Gegenwart ein Leben führen kann, welches frei ist von posttraumatischen Belastungsstörungen, die uns den Weg zur Liebe verbauen. Dazu gehört auch, mit den Menschen reden, die in der eigenen Vergangenheit wichtige Rollen einnahmen – zwischenmenschliche konfliktlösende Kommunikation eben.

Ich empfehle das Buch sehr gerne weiter – bemerkenswert guter Thriller.

Heidelinde Penndorf

(April 2020)





Dienstag, 14. April 2020

⭐neue Leseempfehlung⭐: DJATLOW?: Aufklärung der unheimlichen Begebenheit - Tatsachen-Krimi - Werner Betz & Andreas Laue



Was passierte wirklich 1959 am Djatlow-Pass? Um die Tragödie, die nie ganz aufgeklärt wurde, ranken sich viele Spekulationen.

Eine unglaublich imposante und durchweg interessante Variante, haben die Autoren Andreas Laue und Werner Betz in diesem Buch aufgezeigt. Sie ziehen dazu freigegebene Protokolle der Sowjetmacht und des KGB der damaligen Zeit heran. Gewähren der Leserschaft auch aufschlussreiche Einblicke in die verschiedensten Gesprächs- Telefon- und Verhörprotokolle der vergangenen Ereignisse. Beide Autoren haben es verstanden, in ihrem Tatsachen-Krimi, ein gekonnt symbiotisches Zusammenspiel aus Elementen des Sachbuchs, tatsächlich gewesener Vergangenheit und spannenden fiktiven Elementen zu kreieren. Die Handlung liest sich trotz der vielen Zeitprotokolle flüssig, ist spannend, geschichtlich sehr kompakt unterfüttert, nimmt uns mit auf eine Zeitreise in die Vergangenheit des Geschehens und bietet der Leserschaft auch Raum für eigene Überlegungen.

Die russische Staatsanwaltschaft hat 2019 begonnen, den ungeklärten Fall von damals wieder aufzurollen. Es gibt ca. 75 verschiedene Versionen, wie sich das Ganze zugetragen haben könnte.

Waren wirklich extraterrestrische Phänomene, oder Aliens für den bis heute ungeklärten Tod von neun Ski-Wanderern verantwortlich? Oder ist das doch Fiktion, welche Andreas Laue und Werner Betz brillant in Szene gesetzt haben.

Lesen Sie das Buch und machen sich am besten ein Bild über dieses geheimnisvolle Unglück am Djatlow-Pass. Ich empfehle das Buch sehr gern weiter.

Heidelinde Penndorf

(April 2020)




Montag, 6. April 2020

⭐neue Leseempfehlung⭐: Winterdienst: Trauma. Prosa und Gedichte - Norbert Sternmut



Norbert Sternmuts neues Werk ist ein psychologisch dichtes und schweres Buch, mit einem Inhalt, der eigentlich immer präsent sein sollte und der grade jetzt in der Corona-Krise ein immenses Gewicht erhält. In epischer Weise erzählt der Ich-Erzähler des Buchs von seinem Winterdienst in einem Kinderheim, in welchem traumatisierte und verhaltensauffällige Jungen leben. Erschütternd beschreibt er die einzelnen Traumata der Jungen, die nachzeichnen, warum sie so sind wie sie sind – verstört, verschüchtert, voller Zorn, Hass, Wut, aggressiv gegen sich selbst, gegen andere und gegen Gegenstände. Aber auch sprachlos.

Sie haben ihr eigenes ›ICH‹ verloren.

Durch physische, sexuelle und psychische Gewalt, zugefügt von Vater oder Mutter, oder manchmal durch beide, oder auch von Verwandten, wurde ihre Kinderseele gemartert und zerstört. Narben auf der Seele, die vielleicht nie richtig heilen. Ausweglosigkeit – Suizidgefahr und der verlorene Glaube an Liebe zeichnet diese Kinder. Sie haben sich eingeigelt in ihrer eignen Welt, den Glauben an das Gute verloren, sind misstrauisch gegenüber jeder Hilfe und es bedarf jeglicher Anstrengung zu ihnen durchzudringen. Deutlich wird auch, wie Pädagogen, Psychologen und das ganze Personal, oft psychisch an ihre eigenen Grenzen stoßen.

Die Arbeitsbedingungen sind prekär, die Fluktuation in dem Bereich sehr hoch und ich denke mal die Bezahlung am unteren Rande der Mittelmäßigkeit.

Unbegreiflich, wie Eltern ihren Kindern so weh tun können, unbegreiflich wie sie die Seele ihrer Kinder zerstören, sodass sie nur noch eine einzige Wunde ist. Unbegreiflich, dass das nicht jeden Tag in den Focus der Öffentlichkeit gerückt wird. Unbegreiflich warum in unserem Land immer noch weggeschaut wird.

Und jetzt in der Zeit der sozialen Distanz der Corona-Krise, in welcher Schulen und Kindergärten geschlossen haben, mag ich mir das Ausmaß psychischer, sexueller und physischer Gewalt gegenüber Kindern gar nicht ausmalen. Kinder die Gewalt jeglicher Art tagtäglich erfahren, tragen das in sich, vergessen das nie und geben es vielleicht weiter, weil sie es nicht anders kennen. Die Mandelkern-Gedichte des Autors, die sich der epischen Erzählung anschließen, verdeutlichen die ganze Thematik in umfassender lyrischer Weise – melancholisch, traurig, aufrüttelnd. Stark finde ich auch die Schreibweise des Buchs, ohne Punkt und Komma, das Wesentliche erfassend, episch eben.

Der Inhalt des ganzen Buchs ist ein Schrei nach Liebe!

Ich empfehle das Buch sehr gerne weiter, es sollte eine große Anzahl der Leserschaft erreichen.

Heidelinde Penndorf