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Samstag, 29. August 2020

⭐neue Leseempfehlung⭐: Bleischwer & Federleicht: Texte und Zeichnungen - Ursula Stingelin



Ursula Stingelin lädt die Leserinnen und Leser ein, sie auf ihrer Reise in verborgene Gefilde zu begleiten. Es ist eine interessante und keine einfache Reise. Sie führt uns mit ihren Zeichnungen durch den menschlichen Körper, durch Labyrinthe und unwegsames Gelände und wir gelangen dann zu ihren Erinnerungen. So verweben sich ihre Zeichnungen mit ihren Texten und schaffen eine Welt, in der sie aufzeigt, wie das Licht ins Dunkle kam. Die Reise ist oft beschwerlich, weil die Erinnerungen der Autorin stellenweise bedrückend, verschlungen und dunkel sind. Ihre Erinnerungen reichen im Buch bis ins Jahr 1989 und berühren auch die Geschehnisse der ehemaligen DDR.

Die Zeichnungen/Grafiken der Autorin werden mir ein Rätsel bleiben und so soll es wohl auch sein. Denn die Autorin schreibt selbst, dass diese oft verschlüsselt und dem Betrachter dieser Zeichnungen sich der Ursprung oft nicht erschließen kann, da der Auslöser nicht zu erkennen ist – Gedanken und Bilder vereinen sich in dem Sein der Autorin. Am Ende des Buchs findet die Leserschaft noch kleine beeindruckende Geschichten, die unmittelbar im Zusammenhang diesen Zeichnungen stehen.

Der Titel des Buchs ›Bleischwer & Federleicht‹ steht auch für mehrere Metaphern:

Bleischwer:

die Schwere des Bleis im Bleistift, die Schwere der Erinnerungen, die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit

Federleicht:

schreiben mit der Feder, die Leichtigkeit des Seins und des Schreibens

Trotz aller Hürden, die das Buch für mich hatte, gefällt es mir und ich empfehle es allen neugierigen Lesern, die sich für eine ausgewogene Symbiose von Kunst, Literatur und erlebter Vergangenheit interessieren

Heidelinde Penndorf

(August 2020)






Freitag, 28. August 2020

⭐neue Leseempfehlung⭐: Gestern, Morgen, Für immer?: Sommmertrilogie Band 1 - Lily Winter



Es passiert zwischenmenschlich so viel in diesem Buch, und immer sind da auch diese zweifelnden ›Vielleicht-Gedanken‹. Niedergeschrieben in der abwechselnden Ich-Erzählposition der zwei Hauptprotagonisten Ralf und Anna. Ungewöhnlich, so die Story beider Leben erzählt zu bekommen. Es eröffnen sich interessante Sichtweisen im Denken, Handeln, Fühlen und auf der Bewusstseinsebene beider sympathischer Menschen – wie im richtigen Leben.

Sie haben sich beide nie getraut, obwohl sie die besten Voraussetzungen füreinander hatten. Sandkastenliebe – Jugendliebe – und dann das AUS. Weil es woanders Verantwortung zu übernehmen galt und Anna in eine finanziell abgesicherte Heirat gedrängt wurde. Sie stand also noch nicht fest mit beiden Beinen, in ihrer eigenen Verantwortung. Etwas lebendiger könnten die beiden schon sein, ist aber wahrscheinlich ihren Charakteren geschuldet, dass sie so sind, wie sie sind.

Wie beider Leben verlief und sie dabei sich wieder annähern, lesen sie am besten selbst. Ich empfehle diese ungewöhnlich erzählte Geschichte gerne weiter. Wenn man sich an die Erzählweise gewöhnt hat, liest sich das Buch gut. Es ist gleichzeitig amüsant, menschlich nachvollziehbar und stimmt auch oft nachdenklich – ein Resümee über das zwischenmenschliche Zusammenleben, Lebensplanungen – wie es hätte sein können und wie es dann wirklich war. 

Heidelinde Penndorf

(August 2020)






Mittwoch, 26. August 2020

⭐neue Leseempfehlung⭐: Der Fluch des schwarzen Fredrik: Mystery Thriller - Herbert H. T. Osenger



Ein spannungsgeladener Mystery-Thriller, mit einer ausgeklügelten Psychoanalyse, wie es in diesem Falle, zu einer Täter-Opfer-Transition kommt, welche Gründe beidseitig zur Täter/Opferrolle führten, und warum dazwischen, auch völlig unschuldige Menschen brutal gemeuchelt werden.

Hier wird die Geschichte eines kleinen, sensiblen und fantasiereichen Jungen erzählt, der schon immer etwas anders war, mit seinen Schulkameraden nicht gut zurechtkam und unter den Einfluss einer Banshee – einer Geisterfrau aus der Anderswelt – stand, die auch in Kindertagen seine Spielgefährtin war. Er war glücklich und zufrieden, bis zu jenem Tag, an welchem das Leben des Jungen durch ein hoch-traumatisches Erlebnis völlig aus den Fugen gerät.

Die Leserschaft erlebt auch bildhaft beschriebene und ziemliche hochexplosive, zwischenmenschliche Konfliktsituationen, in den verschiedensten sozialen Milieus des Tatwortumfelds – immer stark emotional, dramatisch und spannend.

Das Lokalkolorit Schleswig-Holsteins zeichnet zusammen mit so manchem augenzwinkernden, stoischen Charaktereigenschaften des dortigen Menschenschlags, einen ausgezeichneten Hintergrund des Geschehens. Die Charaktere der mitwirkenden Protagonisten und Antagonisten sind sehr interessant, illustrativ - markant beschrieben, die Auflösung des Ganzen ist eine Überraschung, und habe ich so nicht erwartet.

Bisher gibt es das Buch leider nur als eBook. Insgesamt ist es ein richtig gutes Leseerlebnis, ich empfehle es sehr gern weiter.

Heidelinde Penndorf

(August 2020)






Dienstag, 11. August 2020

⭐neue Leseempfehlung⭐: ICH.DARF.NICHT.: Liebesdrama (Olivia und Robert 1) - Natascha Fürstl



Es ist mutig, über ein Thema zu schreiben, welches eigentlich ein Tabu in unserer Gesellschaft ist: Verbotene Liebe – Schwester und Bruder – Olivia und Robert - Inzest – ein Drama.

Zerrüttete und verrückte Familienverhältnisse, beide waren sich oft selbst zusammen genug – Oliva jünger als ihr Bruder, übernimmt sogar kurze Zeit sozusagen die Mutterrolle, als die Familie in einem Tief steck. Die Geschwisterbindung ist eng, viel zu eng. Beide kämpfen dagegen an, es gibt jede Menge psychischen Stress. Auch eine räumliche Trennung und später auch eine unfallbedingte Katastrophe, ändern an ihren Gefühlen nichts.

Je mehr sie versuchen dagegen anzukämpfen, um so stärker wird ihrer beider innere Seelennot, um so stärker fühlen sie sich als Mann und Frau zueinander hingezogen. Die innere Anspannung und ihr innerer Kampf zerreibt die beiden fast – sie wollen sich hassen, wollen sich gleichgültig sein, sich andere Partner suchen – und stehen beide psychisch dabei schon mit einem Bein im Abgrund – denn es ist eine immense Kraftanstrengung, täglich, stündlich. Sie verlieren ihren ganz eigenen persönlichen inneren Kampf. Stehen dann irgendwann zueinander, lieben sich, geben sich einer dem anderen hin.

Dazwischen passiert in ihrer beider Leben jede Menge und schlussendlich vermitteln der Vater und seine neue Frau, ihnen nach langen tobenden, offenen, aufwühlenden und inneren Auseinandersetzungen, Akzeptanz.

Die wörtliche Rede der jugendlichen Protagonisten entspricht dem jetzigem Jugend-Slang und dem sozialen Milieu der Handlung. Durchweg einfühlsam ist der Schreibstil während der dramatischen Szenen und Wendungen und da das Ganze in Österreich spielt, findet die Leserschaft auch österreichische Begrifflichkeiten, die in dem anhängigen Glossar nachgeschlagen werden können.

Interessant, wie die Autorin das Thema angeht, mehr situationsbedingte Tiefe wäre gut gewesen, aber der couragierten Story schadet das nicht. 

Ich empfehle das Buch sehr gerne weiter, erstens weil sich kaum jemand so an dieses Thema herantraut und zweitens, weil die inneren Kämpfe des Geschwisterpaares, auch die ganze Dramatik, die in diesem Thema steckt, aus der Sicht (fiktiver) Betroffener erzählt wird.

Heidelinde Penndorf

(August 2020)





Medien


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Montag, 10. August 2020

⭐neue Leseempfehlung⭐: Der wunde Himmel - Jeannette Oertel


Jeannette Oertel überrascht mit einem beeindruckenden Debüt, einer bravourösen Dramaturgie und einer faszinierenden, spannungsgeladenen, überraschenden und manchmal einer gefährlichen, fiktiven Geschichte. Die Handlung des Buchs ist in seiner Wirkung mehrdimensional, sehr facettenreich und anspruchsvoll.

Worum geht es?



Es geht um den diplomatischen Dienst im Allgemeinen und im Besonderen einer Botschaft einer fiktiven arabischen Republik, Sitz in Berlin. Und es geht um Macht, Intrigen, Komplotte, Agenten, Doppelagenten, Geheimnisverrat, Ränkespiele, Verschwörungen, Mord, Erpressung, Manipulation, und Einflussnahme auf die Staatsführung der fiktiven Republik – alles Instrumente, um persönliche und politisch anvisierte Ziele durchzusetzen, und das alles läuft hinter den Kulissen ab – nur greifbar und spürbar für einen kleinen Teil der dort arbeitenden Mitarbeiter und Menschen, außerhalb der Botschaft.

Es geht auch am Rande um das politische Zusammenspiel mit den USA und wiederum um Ränkespiele, Spionage, Postenhascherei – eben um die mehrdeutigen Maskengesichter, derer, die sich in diesem Milieu und deren Entourage bewegen. Damit aber noch nicht genug. Die Leserschaft erfährt auch, wie in der Handlung des Buchs, frühere hohe MfS-Mitarbeiter – aufgrund ihrer ›speziellen‹ Erfahrung – gerne als Botschaftsmitarbeiter geworben und angestellt werden. So ganz abwegig wäre das real sicher nicht. Oder?

Und im all dem Durcheinander, die Hautprotagonistin, mit ihrer einzigartigen Liebe zu einem Diplomaten der Botschaft – eine Amour Fou, die zur Obsession wird. Sie lernt sich ganz neu kennen. Ihre innersten sexuellen Wünsche erschrecken sie und sind doch ihre Erfüllung.

Aus der Bahn wirft sie auch, als sie den Hintergrund ihrer Anstellung erkennt, und so einigen ehemaligen Kollegen ihres Vaters in der Botschaft begegnet, die auch beim MfS in hoher Stellung arbeiteten.

Mehrmals erliegt sie den Flashbacks ihrer Kindheit, führt uns in die DDR-Vergangenheit und wir erleben mit ihr gemeinsam, immer wieder, wie sie als Kind regelrecht von Spitzeln verfolgt und bedrängt wurde, gehorsam zu sein, in Angst versetzt und erpresst wird, mit dem Leben ihrer Eltern, wenn sie nicht gehorsam den Zielen der damaligen DDR folgt.

Das alles und die Verwicklungen, die sie im Zusammenhang mit ihrem amerikanischen Ex-Mann erfährt, bringt sie an den Rand des psychischen Abgrunds, zumal mehrmals auch ihr Leben in Gefahr gerät, und sie in der Botschaft oft zwischen allen Stühlen sitzt und nicht mehr weiß, wem sie überhaupt noch trauen kann.

Ihre Welt scheint aus den Fugen zu brechen, fast ist sie bereit sich ganz aufzugeben, wenn da nicht ihre Liebe wäre und eine richtig verlässliche Freundin, sonst wäre sie verloren gewesen.

Die Handlung des Buchs ist auch voller Musik. Die Leserschaft erfährt Lieder und Songs aus alten und neuen Zeiten, zum Beispiel von Agnes Obel, Zarah Leander und der Jazzpianistin Diana Krall, und vielen anderen bekannten Sängerinnen und Sängern. Überall in der Botschaft, sogar im Fahrstuhl laufen diese Songs, als wollen sie die Mitarbeiter und Gäste einlullen, sie beruhigen. Es scheint, als wenn so die glamouröse Fassade aufrechterhalten werden und der Schein gewahrt werden soll.

Die Autorin malt mit ihrer Geschichte ein schillerndes, buntes und vielschichtiges Kopfkino in die Herzen der Leser, das Setting ist außerordentlich gut gelungen, die Protagonisten überaus handlungsstark, interessant, charismatisch und einfallsreich ausgestattet und die Schreibweise der Autorin ist sehr lebendig und berührend, der Spannungsbogen immer ganz oben angesiedelt.

Das Buch ist eigentlich ein Politthriller mit einem tiefen Einschlag der Liebe zwischen Mann und Frau und verlässlicher Freundschaft. Das Buch kann man mit etwas Zeitabstand immer wieder lesen, da der Inhalt sehr facettenreich irisierend wirkt, und man wahrscheinlich jedes Mal eine neue Bedeutungsebene entdecken wird. Der Inhalt des Buchs fordert die Leserschaft zum Mitdenken heraus. Verlangt auch geradezu danach, dass sich die Leserschaft mit den verschiedenen Themen, die im Buch akzentuierend wirken, auseinandersetzt.

Ich empfehle das Buch sehr gerne weiter, es zeigt einen guten Draufblick auf die Politik, ist eigentlich ein hochaktuelles Spiegelbild, gerade auch weil es fiktiv ist, haben die Leserinnen und Leser, sehr viel zum Nachdenken und können sich ein vergleichendes Bild zur Realität machen.


Chapeau Jeannette Oertel!

Heidelinde Penndorf

(August 2020)



Samstag, 8. August 2020

⭐neue Leseempfehlung⭐: The Lock Loop (Maybe 3) - Alva Furisto


The Lock Loop (Maybe 3) - Alva Furisto

Ein grandioser dritter Teil dieser Buchserie. Alva Furisto spielt virtuos mit den Gefühlen ihrer Leser. Es ist die Klaviatur ihrer Sehnsüchte, Ängste, Wünsche und Träume. Eine beeindruckend rasante Achterbahn – Liebe, Verzweiflung, Hoffnung, Tod, der tiefe Sturz ins Bodenlose, Trennendes, Verbindendes, Abhängigkeiten und zwischendurch das immerwährende Licht der Liebe. Faszinierend stark, diese Schilderungen der facettenreichen dunklen und hellen Seite des Menschseins und des zwischenmenschlichen Miteinanders – verbrennend, verletzend, und liebend.
Ich empfehle das Buch sehr gerne weiter, es zeigt die verschlungenen Wege der Liebe, Freundschaft und auch den Zugang zum eignen ICH.
Heidelinde Penndorf
(August 2020)


Dienstag, 4. August 2020

⭐neue Leseempfehlung⭐: Rosentod: Mord im Nepal-Himalaya-Park. Ein Bayernkrimi (Hinterdobler-Reihe 2) - Martina Schmid



Die bayrischen Heimatkrimis von Martina Schmid versprühen Charme, berühren immer ernste zwischenmenschliche Themen und sind mit dem eignen bayrischen Humor gewürzt. So auch dieser. Die Handlung ist spannend, erzählt auch, wie die Leute ticken, wenn sie das Dollarzeichen in den Augen haben und sind wieder durchwoben mit feinem Lokalkolorit. Eine nette Art, etwas über Sitten, Gebräuche und die Sehenswürdigkeiten Bayerns zu erfahren. Sehr gefallen hat mir auch als Ergänzung im Anhang die Beschreibung des Nepal-Himalaya-Parks im Landkreis Regensburg – ein Ort zum Erholen, wenn dort nicht grade ein Mord geschieht und Kommissar Hinterdobler Ermittlungsarbeiten durchführt. Der Kommissar und seine Tante amüsieren mich immer wieder. Über die Eier-Metapher habe ich sehr gelacht und auch das Kapitel Hinterdobler und Frauen ist immer witzig durchsetzt. Richtig gut finde ich wieder den Rezeptanhang zünftiger bayrischer Gerichte, muss man nur aufpassen beim Nachkochen, sonst wird man so behäbig und rund wie der Kommissar. Gerne empfehle ich das Buch weiter.

Heidelinde Penndorf

(Juli 2020)