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Dienstag, 31. Januar 2023

⭐neue Leseempfehlung⭐: Eisiges Grab: Schwedenthriller - Fiona Limar & Leif Eklund



Die Leserinnen und Leser erfahren in diesem Thriller einen Blick hinter die Kulissen der Jet-Set-Welt. Häusliche Gewalt, Intrigen, Snobismus, Rivalitäten, Mobbing, Manipulation, Lug und Trug und mehr Schein als Sein, bestimmen vielfach das Leben derer, die von uns in der Regel bewundert und/oder beneidet werden. Die jüngere Generation wächst da hinein, kennt es nicht anders und wie in dieser fiktiven, aber lebensnahen Geschichte werden diese Charaktereigenschaften in den besten Schulinternaten noch verfestigt, verfeinert und ausgelebt.

Gegenwart trifft auf Vergangenheit, beleuchtet deren gespenstige, dunkle Schatten. Schwerwiegend negative Verhaltensweisen sorgen in diesem Thriller mit spannungsgeladenen, personenbezogenen Rückblenden für viele Cliffhänger, die zur Gegenwart führen und eine beklemmende Atmosphäre erzeugen.

Geschwisterliebe, die tief und stark ist und doch nicht so weit reicht, um genügend Raum für Hilfe und Schutz zuzulassen, führt zu einer Opferrolle, die mit Hass und Rachsucht verbunden, eine explosive Mischung ergibt. Im Spannungsfeld zwischen Vergangenheit und Gegenwart verirrt sich ein Mensch in seinem Denken so weit, dass sein Tun in einer Eruption endet, die vernichtend in eine mörderische Katastrophe führt.

Fiona Limar und Leif Eklund überzeugen auch in diesem Thriller mit psychologischer Raffinesse, sehr lebendigen und interessanten Charakteren, einem spannungsgeladenen Plot und einer filmreifen düsteren Kulisse. Genau das macht den Thriller zu einem Kopfkino-geführten, ereignisreichem Leseerlebnis. Gerne empfehle ich das Buch der Leserschaft weiter.

Heidelinde Penndorf

(Februar 2023)










Donnerstag, 26. Januar 2023

⭐neue Leseempfehlung⭐: Kaltes Metall: Krimi (Krimis mit Privatermittler Hardy 2) - Stefan Schweizer



Nonchalante Leichtigkeit, sarkastisch-ironische Töne, gefüllt mit gesellschaftlicher Sozialkritik, führen uns durch Hardy Hackes zweiten Fall. Leicht verdientes Geld, dachte der Hardboiled Detektive, doch es kommt alles ganz anders. Wir erleben einen sehr spannenden Ermittlungsfall mit typischen Berliner-Szenen-Beschreibungen, die nur ein Insider so gekonnt niederschreiben kann, sodass man als Leser zwischen Staunen und Amüsement schwankt.

Die Leserschaft wird mitten in die Handlung geführt, erfährt geschriebene, erfrischend politische Unkorrektheit, dass Polizisten auch nur Menschen sind und erliegt dem unwiderstehlichem Charme Hardys. Es hat Freude gemacht, auf diese unkonventionelle Weise den zweiten, spannenden Fall des Privatermittlers zu lesen.

Sehr gern empfehle ich auch den zweiten Fall Hardy Hackes der Leserschaft weiter.

Heidelinde Penndorf

(Januar 2023)












Sonntag, 15. Januar 2023

⭐neue Leseempfehlung⭐: Eisesdunkel: Kanada-Krimi (Calista Gates ermittelt 4) - Bernadette Calonego



Der vierte Fall der Calista Gates Buchreihe spielt in British Columbia und überrascht mit einer dichten Komplexität, Calistas eignen Initialfall (Überfall) betreffend, wobei ein jahrelang vertuschter Compliance-Verstoß (Korruption) in den eignen Reihen der RCMP im Ermittlungsverlauf zur Gewissheit wird. In dreiundsiebzig kurz gehaltenen Kapiteln erleben wir die Sicht/Denk- und Handlungsweisen der verschiedenen expressiv gezeichneten Prota- und Antagonisten. Das ergibt einen gut gemixten spannenden Cocktail, mit intensiver psychologischer Dichte.

Vergangenheit trifft Gegenwart – verletzte Seelen, ein ausgeprägtes und jahrelang gepflegtes Opferverhalten und diverse Fehlentscheidungen führen letztlich zur psychischen Explosion mehrerer handelnder Personen. Die Leserschaft erlebt hautnah eine sehr lebendige Täter-Opfer-Dynamik. Eingebunden in die Handlungsstränge ist auch die prickelnde Gefühlsebene Calistas und ihres Kollegen Fred van Heisen. Jeder, der beiden verbirgt vor dem jeweils anderem seine Gefühle, denn beider Privat- und Dienstleben würde sonst eine Wendung nehmen, die wahrscheinlich kompliziert wäre.

Bernadette Calonego versteht es, lebendige und spannende Bilder in die Köpfe der Leserinnen und Leser zu malen und genügend Fallstricke, Irrungen und Wirrungen zu inszenieren, sodass die Auflösung des Initialfalls Calistos für mich eine totale Überraschung war.

Die Schilderung der Geschehnisse in der Kamloops Indian Residential School hat mich tief bewegt. In sehr einfühlsamen Abschnitten erzählt die Autorin, welche Grausamkeiten die indigene Bevölkerung Britisch Columbias, vordergründig deren Kinder, erfuhren. Die Schule wurde erst 1977 geschlossen und nie hat die dort ansässige Polizei und andere Behörden die vielen Todesfälle der Kinder untersucht. Die Verbrechen sind bisher ungesühnt geblieben.

Das Buch beschert den Leserinnen und Lesern eine abwechslungsreiche, spannende und aufregende Lesezeit und hat meine absolute Leseempfehlung.

Heidelinde Penndorf

(Januar 2023)








Donnerstag, 12. Januar 2023

⭐neue Leseempfehlung⭐: Mensch, Junge - Helena Baum



Intensiv, berührend, mitfühlend, stark – das Buch ist eine emotionale Wucht. Mittendrin im Leben einer Familie – von einem Tag auf den anderen ist alles anders, im vielfachen Sinn. Elternprobleme, die sich auf das Geschwisterpaar auswirken. Sie zwölf Jahre und er vierzehn Jahre. Beide tragen plötzlich die Verantwortung für alles – für die Versorgung und Betreuung der kleinen Zwillinge, den Einkauf, die Organisation des Familienlebens und die Schule. Keine Freizeit mehr, Überforderung pur.

Und dann ist da noch, dass seine Schwester nicht mehr allein schlafen mag, weil sie den inneren psychischen Stress, wegen ihrer Eltern kaum aushält. Bei Simon fühlt sie sich geborgen. Er wollte nie, dass seine Schwester bei ihm schläft, brachte es aufgrund der angestrengten Familiensituation aber nicht fertig, sie wegzuschicken. Simons erwachte Sexualität, seine sexuellen Fantasien, sein erstes Verliebtsein werden zum Problem für beide. Dazu kommt das Kiffen, der Rausch und es passiert, was nicht passieren sollte und nicht sein darf. Nein, kein Inzest, sondern Träume, die abgleiten, die übergriffig werden, ohne dass er sich dessen richtig bewusst wird.

Bis seine Schwester es durch ihre Freundin öffentlich macht. Und Simon wird abgestempelt, auch durch seine Eltern, die sich nicht einmal hinterfragen, wie es dazu kommen konnte, sondern weiter mit sich selbst beschäftigt sind. Verantwortungslos.

Alle Schuld liegt bei ihm, so sehen es fast alle. Und jahrelang gehört Simon nicht mehr dazu, ist außen vor, ausgegliedert, lebt in einer Einrichtung, später in einer WG, bricht mit seinem bisherigen Leben und macht eine Entwicklung durch, die schmerzhaft ist, mit vielen tiefen Tälern – eine Reise, die ihn manchmal zu brechen droht, eine Reise zu seinem ICH, mit zwei stabilen Wegbegleitern.

Und am Ende dieser Wegstrecke steht ein Abschied, eine innige Liebe und eine Versöhnung. Ein echter feinfühliger Helena Baum Roman – nur sie fast solche Themen so an, dass man die ganze Gefühlsskala rauf und runter erlebt – fassungslos, wütend, bis hin zur Traurigkeit und einem warmen innigen Gefühl.

Heidelinde Penndorf

(Januar 2023)






Montag, 9. Januar 2023

⭐neue Leseempfehlung⭐: Ausgeblutet: Als Ärztin im Schockraum unseres maroden Gesundheitssystems - Dr. med. Sâra D. Aytaç



Beim Lesen der ersten Seiten des Buchs dachte ich: ›Oh nein, so viel ICH und so wenig WIR.‹ Doch dann hatte sie mich, die Frau Doktor. Sehr direkt, offen und schonungslos berichtet sie über ihren Klinikalltag. Sie legt den Finger in die große schwärende Wunde unseres Gesundheitssystems, sie beschönigt absolut nichts, spricht klar aus, dass es an allen Ecken und Enden brennt. Als Leserin spürte ich beim Lesen ihre Erschöpfung, psychisch und physisch, ihren Zorn, ihre Resignation und auch, dass sie trotz des maroden Systems ihr Bestes gibt, für die Patienten, die ihr anvertraut sind und das tagtäglich.

Frau Dr. Sâra D. Aytaç spricht an, dass es oft nur um den Profit geht, den die Krankenhauskonzerne einfahren können. Sie schreibt darüber, dass zum Beispiel viele Operationen vermeidbar wären, es immer wieder zu Fehldiagnosen kommt, viele künstliche Gelenkersetzungen nicht nötig seien und dass es die vergessenen Alten gibt, deren adäquate Behandlung keinen Profit bringen. Auch die lebensgefährlichen Kommunikationsprobleme sind Thema, Ersatzpersonal, Ärzteschaft und Pflegepersonal gleichermaßen betreffend, weil sie unsere Sprache nur minimal beherrschen und sie berichtet über unlustigen Medizinstudierende, die eigentlich keinen Bock auf nichts haben.

Gänsehaut, Zorn und Traurigkeit sind die Gefühle, die sich beim Lesen des Buchs bei mir breit machten und ich musste mich regelrecht zur Ordnung rufen, damit meine Rezension zu diesem außerordentlich realistischen Buch gerade blieb. Zu DDR Zeiten war ich mit Leib und Seele examinierte Krankenschwester, erst am städtischen Krankenhaus meines Wohnorts und später in einer Ambulanz. Ich bin froh, nicht in diesem finanzgedrillten Gesundheitswesen arbeiten zu müssen. Ich habe auch in die Landespolitik rein gerochen und erlebt, dass Pflegepersonal und Ärzteschaft keine große Lobby haben.

Fakt ist, dass Gesundheitspolitiker/Minister sich kaum die Mühe machten, die bisherigen Reformen zu entkernen und neue Reformen das ganze System nur verschlimmverbessert haben. Warum, fragen Sie sich? Weil Politik bisher nicht zu sachgerechten und sinnvollen Entscheidungen unter Beachtung des Sachverstandes der Ärzteschaft und des Pflegepersonals, fähig war. Nie geht es richtig um das Wohl der Patienten, sondern immer um Profit. Nie wird physische und psychische Gesundheit als Einheit einbezogen und nie steht sinnvolle Prävention und Gesundheitsbildung im Vordergrund. Denn nur ein kranker Patient bringt Profit. Offen gesagt, ich glaube auch nicht, dass unser derzeitiger Gesundheitsminister, mit seinen großen Ankündigungen und Ambitionen, das vermag. In erster Linie ist er ja Gesundheitsökonom. Eigentlich vermag dies nur jemand, der tagtäglich den Wahnsinn des Klinikalltags erlebt – Sachverstand und das Wohl der Patienten-/Ärzteschaft und der Pflegekräfte im Blickfeld hat und es in Einklang bringen kann.

Danke für dieses ehrliche und schonungslos offene Buch, Frau Dr. Sâra D. Aytaç. Chapeau!

Das Buch sollte man gelesen haben und hat meine absolute Leseempfehlung!

Heidelinde Penndorf

(Januar 2023)







Sonntag, 8. Januar 2023

⭐neue Leseempfehlung⭐: Moorgrab: Ein Fall für Kommissar Montag - Eva-Maria Silber



Im Buch treffen Vergangenheit und Gegenwart aufeinander und die Leserschaft erfährt während der Ermittlungsarbeiten eine hohe psychologische Tiefe in der Täter-Opfer Dynamik. Opfer, die immer verborgen haben, eines zu sein, können Liebe mit der Hoffnung verwechseln, aus ihrer Traumatisierung durch einen Partner herausgelöst zu werden. Erfüllt sich diese Hoffnung nicht, stigmatisieren sie sich selbst wieder als Opfer. Hier in der Handlung erfahren wir, wie beide Traumatisierungen zum jeweiligen Wechsel führt und dass die Opfer mehrmals zum Täter mutieren. Düster, fesselnd und empfindsam traurig. Spannend und sehr aufschlussreich auch die Beschreibung der verschiedenen sozialen Milieus, und wie sie Einfluss auf die Handlungen der beteiligten Personengruppen nehmen.

Es menschelt beim frisch zusammengestellten Colden Case Ermittlungsteam, welches derzeit nur aus zwei Personen besteht, dem Kommissar Montag und seiner Partnerin Effi Lu. Jeder der beiden hat so seinen privaten Schicksals-Rucksack, den es trotz der komplizierten Ermittlungen zu meistern gilt. Das macht beide sehr sympathisch und sorgt mit der auflockernden Situationskomik für einige Schmunzler und Lacher. Beide müssen sich erst zusammenraufen und am Ende sind sie ein starkes, sich akzeptierendes und funktionierendes Team.

Noch ein wichtiges Thema findet seinen Weg in die Handlung – Kollegen-Mobbing. Leicht ist es nicht, dass als gemobbtes Opfer zu ignorieren, den es nervt und raubt Kräfte, die man besser einsetzen könnte. Insgesamt serviert uns Eva-Maria Silber einen düsteren, sehr fesselnden Kriminalroman, welcher sich mit den Tiefen und Abgründen menschlicher Charaktere, verschiedener Persönlichkeitsstrukturen und Konditionierungen auseinandersetzt und zu einer überraschenden Auflösung führt, die ich so nicht vermutet und erwartet habe.

Gern empfehle ich das Buch weiter. Spannung pur, mit sehr lebendigen Charakteren und einer Handlung, die es in sich hat.

Heidelinde Penndorf

(Januar 2023)