Das Buch ist eine Wucht, ein richtiger Page-Turner, eines, welches atemlos macht, eines, welches lange nachhallt. Nichts für zartbesaitete Gemüter. Der Thriller ist in seiner Art außergewöhnlich, knallhart und spannend bis zur letzten Seite. Zwei Handlungsstränge, die sich miteinander vermischen, verbinden, an ein und denselben Tatort enden. Die Leserschaft wird mit einer schwerwiegenden Vergangenheit, deren bis heute andauernden Seilschaften und einer brutalen perversen Täter-Psyche konfrontiert.
Worum geht es im Buch:
Im Spandauer Forst geschehen unerklärliche Dinge. Wölfe sind von Natur aus sehr vorsichtig und scheu und Menschen gehören eigentlich nicht zu ihrem Beuteschema. Und doch scheint das von einem Tag, auf den anderen sich ins Gegenteil verkehrt zu haben. Frauen werden gerissen, zerfleischt und auch teils gefressen. Die Angst geht um in den Wohngebieten.
Lotte, die Hauptprotagonistin und frisch gebackene Kriminalkommissarin ist eine junge, außergewöhnliche Frau, mit messerscharfem Verstand und geschichtsträchtigem, undurchsichtigem Background, ausgelöst durch die ehemalige DDR Staatssicherheit. Doch das ist nicht das einzige Faktum, was für Lotte das zwischenmenschliche Leben schwierig gestaltet. Lotte ist einen Tic anders, sie hat ein Tourette-Syndrom. Gezielt hat sie sich bei der Berliner Mordkommission beworben und wurde angenommen. Dort trifft sie auf eine eingespielte Männerwelt, in der es schwer wird, akzeptiert zu werden. Ihr Kollege Gassner ist der einzige, der eine mittlere zwischenmenschliche Nähe zu ihr aufbauen kann. Sie hängt sich rein in diesen Fall und versucht auch ihren eigenen persönlichen Hintergrund abzuklären. Ihre riskanten Alleingänge bringen in beiden Fällen oft spektakuläre Ergebnisse ans Licht, mit denen keiner gerechnet hat, auch sie nicht.
Die Charaktere der Protagonisten und Antagonisten sind viel vielschichtig, ihre psychologische Tiefe ist prägnant für die Story – Lust und Aggressionspotential, perverse Sexbezogenheit, bei dem einen Täter und Kälte, Machtdrang, keine Reue bei den alten Seilschaften. Das schafft Chaos, Unsicherheit und ist ein nicht abwägbares Überlebens-Risiko bei den Ermittlungsarbeiten.
Genial gesetzt hat Ulder mitten im Geschehen einen Plot-Twist, die Spannung, die ohnehin immer hoch ist, erfährt noch einmal einen ganz besonderen Höhepunkt und sorgt für eine unvorhergesehene Wendung, in welcher der Leserschaft einiges an Aufregung abverlangt wird.
Der Autor mit seinem flüssigen lebendigen und bildhaften Schreibstil bescherte mir ein aufregendes Kopfkino. Seine faktischen Kenntnisse der Forensik und des Geschehens der Ermittlungsarbeit einer Mordkommission sind gut fundiert und geben der Handlung ziemlich viel an Realismus. Übrigens mag ich die Hauptprotagonistin Lotte.
Chapeau L.U. Ulder
Das Buch hat meine absolute Leseempfehlung!
Heidelinde Penndorf
(November 2022)
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