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Mittwoch, 19. Januar 2022

⭐neue Leseempfehlung⭐: Raum 211 - Marcel Riepegerste



Schon allein der Prolog lässt aufhorchen – ›Das Böse im Menschen‹ – eine Kommunikation zwischen Schirach und Precht, ausgestrahlt am 03.11.2013 im ZDF.

Eine ungewöhnliche, interessante, dystopische und spannende Story, das Thema sehr brisant und aktuell. Der Autor stellt die Thesen des Libet-Experiments aus den 80-er Jahren in den Mittelpunkt, stellt sie nicht infrage, sondern strickt daraus eine fiktive, diabolische und sehr intelligente Geschichte.

Sie ist keineswegs abwegig, wenn man diverse vorausgegangene Konditionierungen des menschlichen Charakters heranzieht und deren Eigenschaften durch auslösende KI gesteuerte Momente noch forciert. Hier kommen unter anderem Manipulation, Hass, Rachegelüste, Gier, Machthunger, gesteigerter Egoismus und Geltungsdrang zum Tragen und enden in geführten emotional gesteuerten Explosionen. Ein Cliffhänger am Ende der Geschichte sorgt für genügend Neugier auf den zweiten Teil.

Die Story hat mich dazu veranlasst, mich mit den Thesen, die das Libet Experiment aufwirft, auseinanderzusetzen. Lange vor einer Handlungsentscheidung werden diverse charakteristische Hirnsignale gesendet, die dann unser Handeln bestimmen, besagt das Libet-Experiment. Ist das wirklich so oder ist unser Wille doch freier als gedacht?

Deutsche Psychologen haben eine andere These zum Libet-Experiment aufgestellt, nämlich dass die charakteristisch auslösenden Hirnsignale lange vor einer Entscheidung, nicht der Auslöser für eine Entscheidung und Handlung sind, sondern ausschließlich die Wahl unserer Handlung und Entscheidung erleichtern. Es kommt also auf unser entwickeltes Bewusstsein, auf unsere innere Konditionierung an. Wir Menschen können also unsere Entscheidung bewusst verändern und das noch Sekunden vor unserer Handlung. Das bedeutet also, dass wir uns jeden Tag unserer emphatischen Werte bewusst sein sollten und auch danach handeln. Denn nur so ist ein gemeinschaftliches friedliches Zusammenleben möglich.

Ich empfehle das Buch sehr gerne weiter, es hat gerade durch seine dystopischen Züge das Potenzial, das Positive des Menschseins ins Gedächtnis zu rufen.

Heidelinde Penndorf

(Januar 2022)








Dienstag, 18. Januar 2022

⭐neue Leseempfehlung⭐: Der Flaschensammler von Blankenberge - Dietmar Cuntz



Eine dramatische Kriminalgeschichte, die mich berührt und aus dem Leben gegriffen scheint. Zwei unmittelbar zusammenhängende Tathergänge verdeutlichen der Leserschaft eindringlich, wie ausufernder Alkoholgenuss zu stark antisozialem Verhalten, nicht zu bremsenden Aggressionen und Selbstüberschätzung führen kann. Meist, wie auch in dieser Story, sind es charakterlich und/oder körperlich schwächere Personen, die es dann aus heiterem Himmel treffen kann, weil sie zufällig am selben Ort weilen und sich irgendwie auf den Täter einließen.

Die Protagonisten und Antagonisten sind charakterlich realistisch gezeichnet. Der Autor hat auch gut herausgearbeitet, dass suchtkranke Mitläufer das Potenzial haben, unmittelbar zu Tätern zu werden, wenn sie in sich instabil sind, denn die Hemmschwelle ist niedrig, Wahrnehmung und Reaktionsfähigkeit sind durch den Alkohol beeinflusst.

Dietmar Cuntz nimmt die Leserschaft auch mit in die fühlbare Einsamkeit und die geringe finanzielle Reichweite diversen Rentnerdaseins, ohne sentimental zu werden. Und Ermittler und Hauptzeuge sind sich sehr ähnlich – introvertiert, impulsiv, stur und einsam. Kein Wunder, dass beide immer wieder emotional aneinandergeraten und sich gegenseitig bei den Ermittlungsarbeiten im Wege stehen.

Nachvollziehbar, dass die Ermittlungen deshalb manchmal stocken, der Hauptzeuge auf eigne Gefahr ermittelt und sich dabei mehr als nur blaue Flecke holt. Und so bleiben verschiedene dramatische Entwicklungen nicht aus. In der drastischen Folge des Ganzen, liegt im Hintergrund noch ein dunkleres Drama, welches eigentlich nur am Rande der Erzählung erwähnt wird. Welches das ist, lesen Sie am besten selbst. Ich empfehle das Buch der Leserschaft sehr gerne weiter.

Heidelinde Penndorf

(Januar 2022)





Montag, 17. Januar 2022

⭐neue Leseempfehlung⭐: Erotische Märchen - Franck Sezelli



Verführerische, sinnlich erotische Geschichten frei nach den Gebrüdern Grimm – gut umgesetzt vom Autor, ohne ins Vulgäre abzurutschen. Beachtenswert ist, dass Jacob und Wilhelm Grimm ihre Kinder – und Hausmärchen nach ihrer ersten Auflage enterotisiert und sie regelrecht antisexuell umgestaltet haben – kindgerecht eben. Doch so ganz ist es ihnen nicht gelungen. In manchen Märchen sind trotz allem noch ein Hauch Erotik und Sexualität zu spüren. Wahrscheinlich hat gerade das Franck Sezellis Fantasie angeregt.

Das Buch liest sich locker und vergnüglich weg, das Interessante am Buch ist, dass der Verlag und der Autor die Gestaltung des Covers und auch die Schrift- und Bildgestaltung der damaligen Zeit nachempfunden haben. Bemerkenswert gut gelungen ist auch die Gegenüberstellung des jeweiligen Originals der Gebrüder Grimm in damaliger Schreibweise. Alles in allem ein abwechslungsreiches Buch, welches ich gerne weiterempfehle.

Heidelinde Penndorf

(Januar 2022)