Es ist die Geschichte einer innerlich zerrissenen jungen Frau, die in ihren verschiedenen Vergangenheiten festhängt und davon nicht loskommt. Sie ist Meisterin im Verdrängen diverser Ereignisse, die sie immer mal wieder aus der Bahn ihres Lebens geworfen haben. Schublade auf – Ereignis rein – Schublade zu und tief in der Seele verstecken. Schwierig ist auch das Mutter-Tochter-Verhältnis, sie sind wahrlich keine Freundinnen, da sind innere Spannung, die unüberwindbar scheinen, das macht das Ganze noch schwieriger.
Und doch ist die junge Frau auf der anderen Seite sehr selbstbewusst und arbeitet als Auslandsjournalistin in Syrien. Wahrscheinlich ist das auch so eine Art Flucht, um sich ihrer Vergangenheit nicht zu stellen, sich nicht mit ihr auseinandersetzen zu müssen.
Ein grausames Geschehen in Syrien wirft sie auf ihre Vergangenheit zurück und holt sie ein. Nun kann sie ihr nicht mehr ausweichen. Nervenzerreißende Ereignisse nehmen ihren Lauf. Jemand trachtet ihr nach dem Leben, jemand dem sie ganz nahe ist und dem sie vertraut – Freundschaften, die einmal ganz fest waren, gehen endgültig zu Bruch.
Voller Wucht gerät sie in einen Strudel undurchsichtiger Vorfälle – ein nervenzerreißender Plot – rasant folgt Schlag auf Schlag, als Leser ist man mittendrin, hat Bilder im Kopf. Die Autorin gönnt der Leserschaft kaum Ruhepausen, steigert die Spannung von Seite zu Seite. Brillant gezeichnete Charaktere ringen miteinander um Gut und Böse, um Vergangenheit und Zukunft, um Liebe, Vertrauen und Freundschaft.
Die Auflösung des Ganzen war für mich überraschend dramatisch, kam aus einer Ecke, aus der ich sie nicht vermutete.
Mein AHA-Effekt der Handlung: Jeder sollte sich mit seiner Vergangenheit auseinandersetzen, mit ihr Frieden schließen, damit man dann in der Gegenwart ein Leben führen kann, welches frei ist von posttraumatischen Belastungsstörungen, die uns den Weg zur Liebe verbauen. Dazu gehört auch, mit den Menschen reden, die in der eigenen Vergangenheit wichtige Rollen einnahmen – zwischenmenschliche konfliktlösende Kommunikation eben.
Ich empfehle das Buch sehr gerne weiter – bemerkenswert guter Thriller.
Heidelinde Penndorf
(April 2020)
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