Eine dramatische Kriminalgeschichte, die mich berührt und aus dem Leben gegriffen scheint. Zwei unmittelbar zusammenhängende Tathergänge verdeutlichen der Leserschaft eindringlich, wie ausufernder Alkoholgenuss zu stark antisozialem Verhalten, nicht zu bremsenden Aggressionen und Selbstüberschätzung führen kann. Meist, wie auch in dieser Story, sind es charakterlich und/oder körperlich schwächere Personen, die es dann aus heiterem Himmel treffen kann, weil sie zufällig am selben Ort weilen und sich irgendwie auf den Täter einließen.
Die Protagonisten und Antagonisten sind charakterlich realistisch gezeichnet. Der Autor hat auch gut herausgearbeitet, dass suchtkranke Mitläufer das Potenzial haben, unmittelbar zu Tätern zu werden, wenn sie in sich instabil sind, denn die Hemmschwelle ist niedrig, Wahrnehmung und Reaktionsfähigkeit sind durch den Alkohol beeinflusst.
Dietmar Cuntz nimmt die Leserschaft auch mit in die fühlbare Einsamkeit und die geringe finanzielle Reichweite diversen Rentnerdaseins, ohne sentimental zu werden. Und Ermittler und Hauptzeuge sind sich sehr ähnlich – introvertiert, impulsiv, stur und einsam. Kein Wunder, dass beide immer wieder emotional aneinandergeraten und sich gegenseitig bei den Ermittlungsarbeiten im Wege stehen.
Nachvollziehbar, dass die Ermittlungen deshalb manchmal stocken, der Hauptzeuge auf eigne Gefahr ermittelt und sich dabei mehr als nur blaue Flecke holt. Und so bleiben verschiedene dramatische Entwicklungen nicht aus. In der drastischen Folge des Ganzen, liegt im Hintergrund noch ein dunkleres Drama, welches eigentlich nur am Rande der Erzählung erwähnt wird. Welches das ist, lesen Sie am besten selbst. Ich empfehle das Buch der Leserschaft sehr gerne weiter.
Heidelinde Penndorf
(Januar 2022)
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