Ich habe ewig keine Theaterstücke mehr gelesen. Die letzten waren Macbeth, Romeo und Julia von William Shakespeare und Faust von Johann Wolfgang von Goethe. Deshalb war ich sehr neugierig auf das Buch von Martin Schörle. Obwohl neuzeitlich, wurde ich nicht enttäuscht. Der satirische kabaretteske Monolog – das eigentümliche Gedankenwirrwarr des Beamten Hans Fredenbek, ist einfach köstlich, hat mich schmunzeln und lachen lassen. Die Radiergummimetapher ist richtig gut gelungen, auch sein Urlaubsaufenthalt in Italien – einmalig gut, so auch die anderen Episoden des Vollblutbeamten. Das muss man erst einmal spielen können, hab ich so gedacht – so trocken humorvoll und unterhaltend. Hatte Kopfkino und sah die karge Bühnengestaltung in Form der Büroeinrichtung des Vollblutbeamten und ihn – Herrn Fredenbek – direkt vor mir. Gut geschrieben!
Auch das zweite Theaterstück »Einladung zum Klassentreffen«, hat mir sehr gefallen. Diese Missverständnisse, die beim Telefonieren entstehen, weil Mimik und Gestik fehlen – richtig gut rüber gebracht. Zwei Leben, deren Verbindungen, deren Hohen und Tiefen – Freud und Leid – in einem Telefonat erzählt, sogar mit Rückblenden, unter Einbezug einer Therapeutin – eine gute Idee und genial umgesetzt. Die verhaltende Neugier der Fahrgäste, deren Anteilnahme, die zwischenmenschlichen Gefühle, die da rüber kommen und die Identifizierung mit Marina und Carsten, den beiden Gesprächspartnern am Telefon, brillant gelungen – wobei die Fahrgäste sich ja den Teil des Gesprächs, welches vom Gesprächspartner Carsten ausging – fantasievoll aus den Antworten Marinas zusammenstellen mussten. Witzig finde ich auch, das aufschlussreiche Ende des zweiten Theaterstücks.
Tragik, Situationskomik, Zweideutigkeiten, empathische Wertegefühle, Wortwitz und Satire, kommen in beiden Theaterstücken nicht zu kurz und führen auch durch den Schreibstil des Autors, zu einem charmanten, lustigen und auch nachdenklichem Lesevergnügen.
Ich empfehle das kleine Büchlein sehr gern weiter, an jene Leserschaft, die mal auf andere Art und Weise, nachempfundene Lebensgeschichten lesen möchten.
Heidelinde Penndorf