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Dienstag, 4. November 2025

⭐neue Leseempfehlung:⭐ Das Henkerlächeln: Abrechnung mit einer untergehenden Gesellschaft - Johannes Henker



Johannes Henker gelingt mit „Das Henkerlächeln - eine schonungslose Abrechnung mit einer Gesellschaft“, die sich selbst in Bequemlichkeit und moralischer Selbstzufriedenheit ertränkt. Das Buch ist kein sanftes Trostpflaster, sondern ein scharfes Schlaglicht, das uns den Spiegel vorhält – der Henker vollstreckt seine Aussage ohne Erklärung, ohne Urteil, genauso unnachgiebig, wie Karl Kraus es in seinen scharfzüngigen Essays auf den Punkt gebracht hätte.

Henker nimmt uns mit durch dreizehn Kapitel, die wie Messerfiguren eines skalpellartigen Sezierens wirken: Demokratie als hohles Ritual, Bildung, die Wissen durch Haltung ersetzt, Medien, die nicht aufklären, sondern betreuen, Fortschritt, der sich nur noch in Tempo bemisst, und eine moralische Ersatzreligion, die echte Werte durch Empfindsamkeit und Konformität ersetzt. Dabei zeigt sich eine Gesellschaft in Haltung gefangen, die sich selbst lähmt und das Sprechen verlernt hat.

Was den Stil betrifft, erinnert mich Henker an Karl Kraus, nicht nur durch die sprachliche Präzision und die unbestechliche Kritik, sondern auch durch die moralische Schärfe und den Kampf gegen gesellschaftliche Heuchelei. Henker kanalisiert diese Tradition mit klarem Blick und beißender Ironie, ohne je in leichtfertigen Zynismus abzurutschen. Sein treffender Satz „Zynismus ist nur Wahrheit mit Haltungsschaden“ spiegelt dabei das ganze Dilemma unserer Zeit wider.

Für mich ist es ein kluges Buch, ein Buch, das lange nachhallt und zur Selbstreflexion zwingt. Es macht deutlich, dass nicht das System versagt, sondern wir Menschen, wenn wir uns in Bequemlichkeit und Oberflächlichkeit verlieren. Dieses Werk lädt dazu ein, sich der eigenen Rolle bewusst zu werden und den Mut zu finden, aus der Haltungslosigkeit auszubrechen.

Es ist ein wütendes, kluges und letztlich notwendiges und sehr mutiges Buch – ein literarischer Weckruf, der unbequem ist, der weh tut und nicht ignoriert werden sollte. Ich empfehle das Buch sehr gern weiter. Lesen Sie es, um zu verstehen, was in unserem Land passiert.

Heidelinde Penndorf

(November 2025)







Montag, 3. November 2025

⭐neue Leseempfehlung:⭐ Der Wind spielt mit der Lokustür. Von den Folgen frühkindlicher Verlassenheit - Carola Hoffmann



Carola Hoffmanns Roman „Der Wind spielt mit der Lokustür“, erschienen 2005, lässt in klarer, unbeirrter Sprache das Heimkind Michael selbst zu Wort kommen. Seine Stimme trägt das Buch – unverstellt, klug und manchmal schutzlos – und offenbart ein tiefes Bedürfnis nach Vertrauen, Wärme und Verlässlichkeit, das er teilweise beim stillen Holzschnitzer Kalle findet. Doch die Erwachsenenwelt reagiert mit Misstrauen und Ordnungseifer, was letztlich in Michaels Rückkehr in ein Heim für „Schwererziehbare“ mündet – ein Wort, das die Intoleranz gegenüber Andersartigkeit offenbart.

Das Buch zeigt wiederholt das Motiv des „unbequemen Kindes“, das durch seine Andersartigkeit stört und daher ruhiggestellt werden soll. Dies zieht sich wie ein roter Faden durch die Erzählung und offenbart die Härte der Erziehungssysteme gegenüber individueller Verletzlichkeit.

Hoffmann zeichnet Michaels kindliche Sicht mit feinem Humor und großer Wahrhaftigkeit. Seine Beobachtung, dass Erwachsene Akten „als Haltbügel benutzen, wenn sie nicht weiterwissen“, vermittelt den Schmerz eines Kindes, das oft mehr sieht als die Erwachsenen.

Neben der Geschichte eines Heimkindes ist das Buch ein literarischer Blick in die Tiefenschichten menschlicher Verletzlichkeit und ein leises Plädoyer, zuzuhören, bevor man urteilt. Fachlich betrachtet greift es das Thema der „frühkindlichen Verlassenheit“ auf, eine Erfahrung, die das Leben prägt, auch wenn sie längst sprachlos geworden ist.

Dieses stille, eindringliche Buch wird durch Michaels unverwechselbare Stimme zu einem Werk, das lange nachhallt. Es wurde im Jahr 2005 verlegt und bleibt eine bedeutende literarische Auseinandersetzung mit emotionaler Verwundbarkeit und gesellschaftlichem Unverständnis. Sehr gern empfehle ich das Buch weiter.

Heidelinde Penndorf

(November 2025)






Sonntag, 2. November 2025

⭐neue Leseempfehlung:⭐ Frau Emilia und die Detektivin 2: Wintergeschichten aus Kleinsonnendorf - Sabine Schumacher



Mit großer Vorfreude habe ich erneut den Weg nach Kleinsonnendorf gefunden – jenen kleinen literarischen Zufluchtsort, der mich schon beim ersten Band bezaubert hat. Auch dieses Mal gelingt es Sabine Schumacher, Leichtigkeit, Humor und emotionale Tiefe auf wunderbare Weise zu vereinen. Ihre Erzählkunst wärmt das Herz, ohne jemals ins Sentimentale abzurutschen.

Die drei miteinander verwobenen Geschichten fügen sich zu einem stimmungsvollen Ganzen. Kleinsonnendorf im Winter – ein wahres Lesevergnügen: liebevoll gezeichnet, atmosphärisch dicht und voller lebendiger Figuren. Man spürt in jeder Zeile, wie sehr die Autorin ihr kleines literarisches Dorf liebt. Doch auch hier ist nicht alles eitel Sonnenschein: mysteriöse Fallen im Wald, ein ambitioniertes Weihnachtsmarktprojekt, eine zarte Romanze, Geschwisterliebe, eine ungewisse Reise, ein beinahe gescheitertes Fest und ein charmanter Gigolo bringen Spannung und Bewegung ins winterliche Dorfleben.

Im Fokus stehen Freundschaft, Zusammenhalt und gegenseitige Hilfsbereitschaft – Themen, die sich behutsam in die Erzählungen einfügen und jeder Episode ihren eigenen emotionalen Klang verleihen.

Lady Emilia und ihre Freundin, Privatdetektivin Lena, zeigen Herz, Scharfsinn und Humor – und beweisen einmal mehr, dass Mitgefühl und Loyalität jede Krise überstrahlen können. Diese Geschichten sind kleine Wohlfühlauszeiten: warmherzig, fein erzählt und getragen von jener stillen Heiterkeit, die man an langen Winterabenden so sehr schätzt.

Sabine Schumacher besitzt die besondere Gabe, mit wenigen Worten ganze Bilderwelten entstehen zu lassen. Schon nach kurzer Zeit sieht man Kleinsonnendorf förmlich vor sich, als blättere man durch ein lebendiges Fotoalbum – jede Gasse, jedes Gesicht liebevoll und klar gezeichnet. Ihr Stil ist elegant, wortgewandt und voller feiner Zwischentöne, die beim Lesen unweigerlich ein Lächeln hervorrufen.

Fazit: Gern empfehle ich der Leserschaft das Buch weiter.

Drei Wintergeschichten voller Charme, Herz und Menschlichkeit – Erzählungen über Freundschaft, Zusammenhalt und den kleinen Zauber des Alltags. Sabine Schumacher hat mich erneut begeistert: Cozy Crime in seiner anmutigsten Form. Wer den ersten Band mochte, wird diesen lieben. Und wer neu nach Kleinsonnendorf reist, findet hier den schönsten Einstieg in eine warmherzige literarische Welt.

Heidelinde Penndorf

(Oktober 2025)






Freitag, 24. Oktober 2025

⭐neue Leseempfehlung:⭐ Sonnen und Kometen: Erzählungen - Max Schatz



Es gibt Bücher, die nicht laut sprechen, sondern leise leuchten, so wie dieses Buch. In diesen Erzählungen fühle ich als Leserin die zwischenmenschliche Nähe und gleichzeitig Fremdheit, Licht und Schatten, und auch die feinen Risse des Menschseins. Die Figuren, meist Menschen mit russlanddeutschem Hintergrund, tragen die Spuren historischer Umbrüche in sich. Sie bewegen sich zwischen Herkunft und Ankunft, zwischen Erinnerung und Zukunft, oft am Rand der Gesellschaft und doch mitten im Leben. Nie ganz angekommen, nie ganz fort. In den Geschichten spiegelt sich das 20. Jahrhundert, in ihren Träumen das stille Ringen um Zugehörigkeit. Schatz schaut sie nicht von oben herab, sondern von innen her: mit einer Empathie, die uns Leser zu Zeugen ihrer stillen Kämpfe macht. Ihre Lebensentwürfe sind zerbrechlich, ihre Hoffnungen tastend – und gerade darin liegt ihre stille Kraft.

Sonnen und Kometen erzählt von Verlust, Hoffnung, Identität, vom zähen Ringen um einen Ort im Leben. Doch die Geschichten verweigern jede einfache Deutung. Sie sind Momentaufnahmen des Daseins, fragile Gebilde aus Schweigen, Erinnerung und Sehnsucht.

Max Schatz gelingt es, der Leserschaft im engen Raum der Kurzgeschichte Welten zu öffnen. Seine Sprache ist direkt, von Bildern getragen, die nachhallen. Mit feiner Beobachtungsgabe verdichtet er im kleinen Format der Kurzgeschichte große Themen: Verlust und Neubeginn, Identität, Fremdheit, das beharrliche Suchen nach einem Ort, den man Heimat nennen kann. Seine Prosa ist von einer klaren Wahrheit, die nichts beschönigt und doch immer einen Funken Licht bewahrt – das kleine, unbeirrbare Leuchten menschlicher Würde.

Ein Buch, das emotional bewegt und zum Nachdenken über das Menschsein anregt. Ich empfehle das Buch sehr gern weiter. Es ist eines, welches nicht einfach gelesen, sondern erlebt wird: still, berührend, nachwirkend.

Heidelinde Penndorf

(Oktober 2025)








Mittwoch, 22. Oktober 2025

⭐neue Leseempfehlung:⭐Im Bann des Vaterlandes: Der Algorithmus des Widerstands - Kevin Riemer-Schadendorf



Es gibt Romane, die nicht nur erzählen, sondern warnen. Kevin Riemer-Schadendorfs Im Bann des Vaterlandes gehört zu ihnen. Der Autor formuliert keine ferne Zukunftsvision, sondern eine konsequent zu Ende gedachte Gegenwart – eine Gesellschaft, in der künstliche Intelligenz längst über Wahrheit, Meinung und Moral bestimmt. Was bleibt, ist ein bedrückend plausibles Bild der Selbstabschaffung demokratischer Werte.

Im Mittelpunkt steht Micha Rebesky, Journalist einer zunehmend gleichgeschalteten Zeitung. Er erlebt, wie KI-basierte Systeme öffentliche Debatten steuern, Texte umschreiben und Opposition unsichtbar machen. Rebeskys Entschluss, unter Pseudonym Widerstand zu leisten, wird zum Kern einer Handlung, die zwischen politischem Thriller und moralischem Gleichnis changiert. Der Autor zeigt dabei eindrucksvoll, wie Zivilcourage selbst in digitaler Dichte leise überleben kann.

Riemer-Schadendorf schreibt mit journalistischer Klarheit und literarischer Feinheit. Seine Sprache ist präzise, manchmal fast dokumentarisch, und gewinnt gerade daraus ihre poetische Tiefe. Details wie das KI-Überwachungssystem SKALV oder die stillen Akte der Revolte wirken erschreckend vertraut – so sehr, dass man das Buch kaum als reine Fiktion lesen kann. Der Roman steht in der Tradition von Orwell und Bradbury, ohne sie zu kopieren: Er übersetzt die Mechanismen der Kontrolle in das digitale Zeitalter.

Besonders stark ist Im Bann des Vaterlandes dort, wo es das Politische mit dem Persönlichen verschränkt. Micha Rebeskys Blick bleibt menschlich – zweifelnd, verletzlich, mutig. Er macht erfahrbar, wie aus technischer Überlegenheit moralische Schwäche wird, wenn Gesellschaft Verantwortung an Systeme delegiert.

Dieses Buch ist ein literarischer Weckruf. Es fordert auf, genauer hinzusehen – auf Sprache, Medien, Machtverhältnisse. Demokratie, deutet der Autor an, stirbt nicht spektakulär, sondern leise, in Routinen und Bequemlichkeit. Ein Roman, der bewegt, beunruhigt und zum Denken zwingt – hochaktuell, klug komponiert und eindringlich geschrieben.

Sehr gern empfehle ich dieses Buch der Leserschaft weiter.

Heidelinde Penndorf

(Oktober 2025)








Montag, 13. Oktober 2025

⭐neue Leseempfehlung:⭐Miesepeter, Muscheln & Mord: Ein Fall für Moewe & Fish - Jörg Piesker



Salzig, schillernd, schräg – ein Lesevergnügen der besonderen Art

In „Miesepeter, Muscheln & Mord“ bin ich eingetaucht in eine charmante Ostsee-Welt, die mich sofort mit eigenwilligen Figuren und einem ganz eigenen Erzählton eingefangen hat. Was diesen Cosy Crime so besonders macht, ist das ständige Dazwischenfunken von Vadder und seinem Alpaka – kaum glaube ich, einen klaren Gedanken zu fassen, kommt schon die nächste schräge Szene und wirbelt alles durcheinander.

Die Ermittlungen rund um den Mord im Edel-Restaurant sind spannend und überraschend verschlungen. Verdächtige gibt es zuhauf, und ich habe während des Lesens mehr als einmal meinen Verdacht gewechselt – um am Ende doch völlig überrascht zu werden, wer tatsächlich hinter dem Verbrechen steckt.

Manchmal geriet die Fülle der Verwicklungen fast außer Kontrolle: Zwischen Küchenchaos, Influencer-Allüren und den absurden Nachbarn verlor ich kurz den Überblick. Doch genau diese überbordende Verspieltheit macht den Reiz des Buches aus. Es ist keine seichte Urlaubslektüre, sondern eine vergnügliche Herausforderung für Leserinnen und Leser, die Lust auf Verwirrung, Witz und skurrile Wendungen haben.

Die Figuren sind zum Schmunzeln und Staunen, der Stil ist so eigenwillig, dass ich mich immer wieder dabei ertappte, wie ich schmunzelnd oder kopfschüttelnd weiterblätterte. „Miesepeter, Muscheln & Mord“ ist eine gelungene Mischung aus Wohlfühl-Krimi und kauzigem Lokalkolorit – eine Leseerfahrung voller Überraschungen, bei der man nie so recht weiß, was als Nächstes passiert.

Unterm Strich vergebe ich vier von fünf Muscheln – aus vollem Herzen für einen Krimi, der so salzig und schillernd ist wie die Ostsee selbst,

Heidelinde Penndorf

(Oktober 2025)








Donnerstag, 9. Oktober 2025

⭐neue Leseempfehlung:⭐ über(s)leben Lyrikmomente & Kalligrafien - Prof. Monika Mayer-Pavlidis



„über(s)leben – Lyrikmomente & Kalligrafien“ von Prof. Monika Mayer-Pavlidis ist eine außergewöhnliche Kombination aus zeitgenössischer Lyrik und kunstvoller Kalligrafie, die den Leser auf eine tiefgehende poetische Reise mitnimmt. Mit feinfühliger Leichtigkeit verbindet die Autorin moderne, kraftvolle Gedichte mit den kunstvollen Linien von Renate Welte. Diese Symbiose aus Wort und Bild schafft eine ästhetische Erfahrung, die das Herz berührt und die Sinne anspricht.

Der Text lässt die Leser die Leichtigkeit in den Momenten ebenso spüren wie die Schwere des Seins – ein Balanceakt, der durch die harmonische Setzweise der Zeilen unterstrichen wird. Der Band beeindruckt durch seine klare Sprache, die sowohl berührt als auch zum Nachdenken anregt. Die kunstvollen Kalligrafien ergänzen die Texte perfekt und vertiefen das poetische Erlebnis, wodurch das Buch zu einem besonderen Schatz für jene wird, die das Leben in seiner ganzen Tiefe erkunden wollen.

Monika Mayer-Pavlidis gelingt es, in diesem kleinen, aber feinen Werk existenzielle Themen mit sensibler Poesie und visueller Kunst zu verbinden – eine Einladung, innezuhalten und das Leben in all seinen Facetten zu fühlen. Ein echter Schatz, der in seiner poetischen Kraft bleibt, den ich sehr gern weiter empfehle.

Heidelinde Penndorf

(Oktober 2025)









Mittwoch, 1. Oktober 2025

⭐neue Leseempfehlung:⭐ Mittwoch um drei - Gert Richter



Professor David leidet unter der Eintönigkeit seiner langjährigen Ehe. In der Therapeutin Julia findet er neue Nähe, doch diese Gefühle stürzen seine Frau Alice in Schmerz und Resignation. Eine zentrale und vom Autor bewusst betonte Rolle nimmt Davids Beziehung zu seiner Hündin Lea ein. Die innigen Gespräche mit ihr gehen weit über gewöhnliche Verständigung hinaus und wirken wie eine berührende Meditation über Kommunikation, Verlust und das, was im Zwischenraum von Beziehungen wirklich zählt. Der Hund wird so zu einer stillen Zeugin, ja fast Therapeutin, und zugleich zu einer kraftvollen Metapher für Vertrauen, Offenheit und existentielle Verbundenheit.

Besonders faszinierend ist die poetische und dennoch klare Sprache, mit der der Autor die Nuancen von Bindung und Resonanz einfängt. Die authentische Darstellung des Wissenschaftsbetriebs und des privaten Umfelds bildet einen spannenden Rahmen, der die inneren Konflikte noch deutlicher hervortreten lässt. Sprachliche Bilder wie „kalter Leim“ oder „kalter Rauch“ transportieren eindringlich die Unausweichlichkeit von Zerfall und Veränderung.

Der Text verlangt der Leserschaft jedoch einiges ab: Längere Passagen voller Reflexionen und Monologe können die Spannung mindern, und die oft düstere Sicht auf Beziehungen bietet nur wenige versöhnliche Momente. Doch gerade diese Mischung aus psychologischer Tiefe, literarischer Eleganz und existenzieller Schwere macht den Roman zu einer besonderen Erfahrung.

Fazit: „Mittwoch um drei“ ist keine bloße Geschichte über Untreue, sondern ein tiefgründiges Werk über Liebe, Identität und die Fragilität von Bindungen. Die Beziehung zu Hündin Lea verleiht dem Roman eine einzigartige Dimension und macht ihn zu einer intensiven, nachdenklich stimmenden Lektüre jenseits von Klischees. Die Erzählung ist insgesamt eine literarische Studie über Liebe, Bindung und Identität.

Heidelinde Penndorf

(Oktober 2025)







Samstag, 27. September 2025

⭐neue Leseempfehlung:⭐ Heartsteps – Zwischen Schmerz und Hoffnung - Jes Schön



Jes Schöns Roman „Heartsteps – Zwischen Schmerz und Hoffnung“ berührt tief und hinterlässt langen Nachhall. Die autobiografisch geprägte Geschichte erzählt ehrlich und lebensnah von Verlust, Krankheit, Behinderung und der leisen Kraft der Hoffnung.

Im Mittelpunkt steht Noëlie, deren Leben nach einem Unfall und dem Tod ihres Bruders aus den Fugen gerät. Ihr Bruder stirbt nicht plötzlich, sondern nach langer, schmerzhafter Krankheit – eine Zeit voller Angst, Hoffnung und Hilflosigkeit. Sein Tod hinterlässt eine schmerzliche Lücke und eine Stimme, die Noëlie nicht mehr loslässt. Diese innere Stimme, mal schmerzlich, mal tröstend, mal aufrüttelnd, steht für Erinnerung und Verlust, aber auch für Mut und den Wunsch, nicht aufzugeben. Sie wird zum Antrieb, der Noëlie – trotz Handicap, Trauer und Selbstzweifeln – Schritt für Schritt weitermachen lässt.

Noëlie zieht sich in ihr kleines Nähcafé zurück – ihren letzten Rückzugsort. Zwischen Rollstuhl, einem Gesundheitssystem, das seelische Wunden übersieht, und einem Alltag, in dem die Versorgung mit Hilfsmitteln oft zur Hürde wird, droht sie in Einsamkeit zu versinken. Sie fühlt sich vergessen – von der Gesellschaft, aber auch von sich selbst.

Dann tritt Henrik in ihr Leben: ein Adrenalinjunkie, der durch Zufall in Noëlies Welt landet. Zwischen den beiden entsteht eine Verbindung, die keine großen Worte braucht – getragen von Respekt, echter Nähe und dem Mut, alte Schutzmauern fallen zu lassen. Henrik sieht nicht das „Handicap“, sondern den Menschen.

Ein Gefühlschaos wirft Noëlie aus der Bahn. Sie muss sich erst ganz verlieren, bevor sie sich wieder erlaubt zu lieben.

Jes Schön erzählt diesen inneren und äußeren Weg mit großer Sensibilität und Tiefe. Verlust, Krankheit und das Ringen um Selbstannahme werden so authentisch beschrieben, dass spürbar eigene Erfahrungen einfließen. Die Szenen wirken ungeschönt und ehrlich – gerade dadurch so kraftvoll.

Zugleich übt der Roman leise, aber unüberhörbare Kritik: Die fehlende psychische Unterstützung im Gesundheitssystem, die Hürden bei der Hilfsmittelversorgung und die gesellschaftliche Unsichtbarkeit von Menschen mit Behinderung sind Themen, die Jes Schön anspricht.

„Heartsteps“ ist weit mehr als eine Liebesgeschichte. Es ist ein leiser, kraftvoller Roman über Trauer, Heilung und den Mut, sich trotz aller Zweifel erneut für das Leben zu entscheiden. Ein Buch, das Hoffnung schenkt – besonders jenen, die glauben, ihr Recht auf Glück verloren zu haben.

Heidelinde Penndorf

(September 2025)







Dienstag, 23. September 2025

⭐neue Leseempfehlung:⭐ EDEN: Die erstaunliche Reise des Owen Doyle - Marvin Roth



Das Buch ist mehr als ein Thriller – es ist eine berührende Reise in die Tiefe unserer Seele. Diese Geschichte hat mich tief berührt und in eine Welt geführt, die weit über die Grenzen eines gewöhnlichen Thrillers hinausgeht. Was zunächst wie ein klassisches Krimi-Setting in New York beginnt, entfaltet sich bald zu einer vielschichtigen Reise, die mich selbst zum Nachdenken gebracht hat.

Owen Doyle, der Ermittler, wird nach einer schweren Verletzung in eine Realität katapultiert, die zugleich surreal und erschreckend real wirkt. Eden ist kein gewöhnlicher Ort – vielmehr ist es ein Spiegel menschlicher Sehnsüchte, innerer Fragen und Kämpfe. Hier nimmt der uralte Konflikt zwischen Gut und Böse Gestalt an, zwischen Hoffnung und Verzweiflung, zwischen der dunklen Seite der Macht und einer unerwartet aufleuchtenden Menschlichkeit.

Am meisten haben mich die stilleren, nach innen gerichteten Momente berührt: die Fragen nach dem Leben nach dem Tod, nach der Seele, die weiterlebt, nach dem Sinn unseres Daseins. Eden öffnet Zwischenräume, in denen man Seelen spürt, die zwischen Tod und Leben verweilen. Genau dort liegt für mich die eigentliche Stärke dieses Buches – in der berührenden Auseinandersetzung mit dem, wonach wir Menschen uns sehnen: nach Frieden, Liebe und einem heilen Miteinander.

Gleichzeitig zeigt die Geschichte auf, wie zerbrechlich wir sind, wie sehr wir mit unseren Schwächen ringen, und dass es immer auch um die Entscheidungen geht, die wir treffen – für uns selbst und miteinander.

Der Stil von Marvin Roth ist kraftvoll und bildreich. Seine Metaphern entfalten eine Tiefe, die bis unter die Haut geht. Immer wieder hat sich beim Lesen dieses Gefühl eingestellt, einer modernen Sage zu begegnen – fast wie in den alten Erzählungen um Siegfried. Ein großes Drama aus Schmerz, Kampf, Verzweiflung und doch von einem Hoffnungsschimmer getragen, der durch jede noch so dunkle Szene dringt.

Für mich ist „Eden“ weit mehr als ein Roman voller Spannung. Es ist eine Geschichte, die unsere Wirklichkeit berührt, unsere Verletzlichkeit zeigt und dennoch ein Hoffnungslicht entzündet. Ein Buch, das nachhallt – voller Gänsehaut, voller Emotion, und eines, welches ich unbedingt weiterempfehlen möchte.

Heidelinde Penndorf

(September 2025)









Donnerstag, 11. September 2025

⭐neue Leseempfehlung:⭐ Dr. Junkie - Berlin im Rausch: Band 4-6 - Stefan Schweizer



Stefan Schweizer bleibt mit den Folgeband seiner Reihe ››Dr. Junkie – Berlin im Rausch‹‹ seiner Linie treu: Schonungslos, eindringlich und gleichzeitig hochspannend schildert er den weiteren Weg von Dr. Paul Straff. Während in den ersten drei Teilen der Absturz des Hausarztes im Mittelpunkt stand, setzen die neuen Bände genau dort an, wo ich als Lesende mit dem Ende des dritten Teils schmerzvoll zurückgelassen wurde – mit der Frage: Kann es für Paul noch einen Ausweg geben?

Der Autor bewahrt auch diesmal seinen präzisen, sezierenden Blick. Er zeigt erneut, wie zerbrechlich die Fassade einer vermeintlich normalen gehobenen Mittelklassefamilie ist und welche Dynamik entsteht, wenn Drogen, Leistungsdruck, gesellschaftliche Erwartungen und ein ungestilltes inneres Vakuum aufeinandertreffen. Die Illusion vom Familienglück zerrinnt, wobei seine Frau durch ihren übersteigerten fanatischen Glauben, ihren Standesdünkel und auch ihre jahrelange sexuelle Verweigerung ihrerseits erheblich dazu beiträgt.

Mitten im Behandlungszimmer von Dr. Straff kommen Opioide ins Spiel – fast unabsichtlich, aber mit gewaltigen Folgen. Schmerzhaft realistisch beschreibt Schweizer, wie eine Tablette zur nächsten führt und wie schnell der Sog unausweichlich wird.

Besonders berührend war für mich Band 5, der stellenweise schwer auszuhalten ist. Pauls verzweifelter Versuch, mit Cannabis oder Lachgas den Entzug zu überlisten, macht schmerzlich deutlich, dass er zwischen Selbstbetrug und Selbstzerstörung pendelt, während die Familie gleichzeitig auseinanderbricht. Selten hat mich eine Geschichte in diesem Genre so emotional gepackt – selten sind mir beim Lesen wirklich Tränen gekommen.

Neben Paul bleibt die pubertierende Tochter Hygieia im Gedächtnis. Sie wächst zunehmend zur eigentlichen Heldin der Reihe heran: ehrlich, rebellisch, tragikomisch in ihren Versuchen, erwachsen zu werden, und zugleich die Einzige, die die Kraft findet, sich auf die Suche nach ihrem Vater zu machen. Ihre Begegnung mit ihm in Berlin-Charlottenburg ist ein literarischer Schlag in die Magengrube – ein Moment, der alles zerbrechen lässt und dennoch Hoffnung aufblicken lässt.

Schweizer gelingt es meisterhaft, ein Wechselspiel aus Tempo und Stille, aus Spannung und Emotionalität zu schaffen. Die Dialoge sind von bedrückender Echtheit, die Figuren so nachvollziehbar gezeichnet, dass sie mir nach diesen sechs Teilen oft schmerzhaft vertraut vorkommen.

Für mich ist die Reihe spätestens mit den Bänden 4 bis 6 weit mehr als nur eine fiktive Geschichte über Drogenmissbrauch. Es ist ein Gesellschaftsroman, der aktuelle Brüche beleuchtet, einen dunklen Draufblick unserer Gesellschaft ermöglicht, vor dem viele, auch die Politiker die Augen verschließen. Das Buch lässt mich und als Leserin mit der Frage zurücklässt: Wie viel Halt haben wir wirklich im Leben – und was passiert, wenn dieser wegbricht?

Ich bleibe fassungslos, erschüttert und gleichzeitig gespannt auf alles, was noch kommt. Dr. Junkie – Berlin im Rausch ist längst verfilmungsreif – und jede Seite wert, gelesen zu werden.

Heidelinde Penndorf

(September 2025)








Donnerstag, 4. September 2025

⭐neue Leseempfehlung:⭐ Maria & Yasemin: Die Feuer von Teheran – Markus Majowski & Nicolai Tegeler



Maria und Yasemin haben mich von den ersten Seiten an in ihre Geschichte gezogen und keinen Ausweg gelassen. Seite um Seite bin ich vorsichtig vorangeschritten. Die Erzählung ist ein emotionales Pulverfass, das gleichermaßen beängstigend und beeindruckend ist. Ich begab mich auf eine Reise durch eine unbekannte Umgebung, die von einem komplexen Gefühlsmix geprägt ist, der wie versteckte Tretminen unvermittelt explodiert.

Wut, Angst, Respekt, Mitleid, Verständnis, Mut, Hilflosigkeit, Verachtung und mehr wechseln sich ab. Schwäche wird zur Stärke und umgekehrt. Menschen, selbst ehemalige Verbündete, werden zu Opfern. Man sucht verzweifelt nach Menschlichkeit in einem System, das Menschen als Kollateralschaden betrachtet. Doch es gibt in dieser Geschichte auch Liebe, Vertrauen, Hoffnung und Zusammengehörigkeit.

Die Erkenntnis, dass Yasemin und viele andere durch ihre Vergangenheit kaum eine Wahl hatten, so zu werden, wie sie sind, ist schmerzhaft und schockierend. Yasemins Fassade aus Kälte und Härte war ihre Überlebensstrategie, und es ist mutig von ihr, Marias Nähe zuzulassen, die kleine Risse in ihrer Mauer hinterlässt – ein wichtiger, wenn auch winziger Hoffnungsschimmer.

Während des Lesens setzte ich mich mit einer Glaubens-Thematik auseinander, die ich zuvor nur oberflächlich wahrnahm. Es scheint alles hoffnungslos, als könnten eigene Gedanken und Taten nichts bewirken, doch genau diese Hoffnung darf nie verloren gehen. Das Buch fordert dazu auf, die eigenen Sichtweisen zu hinterfragen und die Komfortzone zu verlassen, um die feinen Nuancen zu erkennen. Es hilft, die schrecklichen Taten und Gedanken besser zu verstehen, auch wenn sie nicht erträglicher werden.

Die Geschichte ist von zwei Autoren so eindrucksvoll erzählt, dass sie tief unter die Haut geht. Das Buch tut weh, reißt Wunden auf und weigert sich, sie zu schließen. Es vermittelt keine einfachen Lösungen, sondern zeigt, wie kompliziert Wahrheit, Liebe und Widerstand in einer zerrissenen Welt sind. Am Ende bleibt keine einfache Quintessenz, sondern ein Nachhall, der lange nachklingt – und genau das macht die größte Stärke dieses Romans aus: Er lässt nicht los und fordert Haltung und Nachdenken, das Literatur genauso sein sollte, wenn es um ernste Themen geht.

Zwei so verschiedene Frauen, Maria zwischen Religion und Freiheitsdrang, Yasemin als toughe Maklerin mit düsterem Geheimnis, treffen in einem zerrissenen Berlin aufeinander. Ihre Verbindung bringt nicht nur ihr eigenes Leben, sondern ein ganzes System ins Wanken. Parallel dazu deckt der Journalist Amir Nouri eine gefährliche Verschwörung auf, die tief in radikale Netzwerke führt. Das Buch behandelt Schuld, Vergebung, Liebe und den Mut, dem Licht zu folgen, selbst wenn alles zu brennen scheint.

Dabei werden auch aktuelle und schwierige Themen angesprochen, wie den Widerstand junger Frauen im Iran, die Unterdrückung der Frauen, die nicht in der Religion, sondern in politischer Macht begründet ist, und die Verzerrung von Begriffen wie Dschihad.

Das Buch beleuchtet, wie der Iran seine Macht mit Unterwanderung und der Indoktrination junger Menschen bewahrt, die in Europa in Machtpositionen eingeschleust werden. Dabei geht es auch um Umerziehungslager, Gewalt und die Kraft der Liebe zwischen zwei Welten, Glaubenskonflikte, Selbsthass und Selbstaufgabe.

Der Roman ist ein intensives Erlebnis, das tief berührt, zum Nachdenken anregt und die Sicht auf die Welt erweitert. Es ist eine Geschichte von inneren Kämpfen bis zur Selbstaufgabe, die letztlich Hoffnung schenkt. Dieses Buch ist keine einfache Lektüre, aber eine, welche die Wunden unserer Zeit offenlegt, ohne vor der Härte zurückzuschrecken. Es ist ein Leseerlebnis, das sich niemand entgehen lassen sollte.

Heidelinde Penndorf

(September 2025)








Samstag, 30. August 2025

⭐neue Leseempfehlung:⭐Erik im Land der Drachen: Fantastik-Kinder-Roman - Andrea Tillmanns



Schon nach den ersten Seiten war ich beeindruckt, wie sensibel Andrea Tillmanns das Thema Anderssein in eine fantasievolle Geschichte verwebt. Erik, der Hauptfigur, spürt man sofort seine Verletzlichkeit an – die Einsamkeit, das Gefühl, nicht dazuzugehören. Gerade weil solche Erfahrungen vielen Kindern nicht fremd sind, wirkt die Geschichte von Anfang an nah und authentisch.

Besonders berührt hat mich, wie geschickt Realität und Fantasie ineinandergreifen. Das alte Märchenbuch wird für Erik zum Tor in eine fremde Welt voller Wunder und Abenteuer – und zugleich zum Spiegel seiner inneren Wünsche. Die Begegnungen mit den fantastischen Wesen, die Kämpfe gegen den tyrannischen Herrscher, die Suche nach der „Quelle der Hoffnung“: All das liest sich spannend, doch es geht stets auch um etwas Tieferes.

Die „Quelle der Hoffnung“ wird dabei zum zentralen Bild. Sie steht nicht nur für Magie, sondern auch für Eriks Sehnsucht nach Heilung und Selbstvertrauen. Hier liegt die große Stärke des Buches: Es zeigt Kindern, dass Anderssein Teil der eigenen Einzigartigkeit ist – etwas, das Kraft geben kann, statt zu belasten.

Tillmanns verknüpft eine spannende Abenteuergeschichte mit einer ermutigenden Botschaft. Mut, Freundschaft und Zusammenhalt ziehen sich wie ein roter Faden durch die Handlung und laden junge Leserinnen und Leser ein, Vertrauen in die eigene Stärke zu entwickeln. Gleichzeitig öffnet das Buch den Blick für Empathie und Toleranz – Werte, die heute wichtiger sind denn je.

Fazit: „Erik im Land der Drachen“ ist weit mehr als ein phantasievolles Kinderbuch – es ist ein Mutmacher, der Kindern zeigt, wie Geschichten Hoffnung schenken und Selbstbewusstsein wachsen lassen können.

Eine klare Empfehlung: Ideal zum Vor- und Selberlesen ab etwa 8 Jahren. Besonders wertvoll für Kinder, die sich manchmal „anders“ fühlen, und ebenso bereichernd für alle jungen Leserinnen und Leser, die erfahren möchten, was Freundschaft, Mut und Toleranz bedeuten.

Heidelinde Penndorf

(August 2025)








Montag, 25. August 2025

⭐neue Leseempfehlung:⭐Frau Emilia und die Detektivin: Wohlfühlgeschichten aus Kleinsonnendorf - Sabine Schumacher



Ein literarischer Kurzurlaub: Charmant, humorvoll und voller Herz und ein rundum gelungener Wohlfühlkrimi, der ein idyllisches Dorf, liebenswerte Figuren und spannende, aber nie blutige Fälle miteinander verbindet

Sabine Schumacher entführt ihre Leserinnen und Leser in das zauberhafte Dorf Kleinsonnendorf. Schon der Ortsname versprüht gute Laune und vermittelt das Gefühl, hier sei die Welt tatsächlich noch in Ordnung – zumindest meistens. Kleine Verwicklungen, geheimnisvolle Ereignisse oder kleine Gemeinheiten sorgen dafür, dass die Dinge aus den Fugen geraten. Doch wenn es brenzlig wird, stehen die rüstige englische Lady Emilia und ihre junge Untermieterin Lena Mützchen, die im Erdgeschoss eine kleine Detektei betreibt, zuverlässig bereit.

Besonders reizvoll ist die Konstellation der beiden Hauptfiguren: Lady Emilia – charmant, stilvoll, mit britischem Flair und einem feinen Gespür für Menschen – erinnert in vielem an Miss Marple, ohne eine bloße Kopie zu sein. Lena dagegen ist quirlig, modern und pragmatisch. Gegensätze, die sich wunderbar ergänzen – und die gemeinsam für Herz und Witz sorgen.

Die drei Geschichten bieten die perfekte Balance zwischen Spannung und Wohlfühlfaktor. Anstelle von Mord und Totschlag geht es hier um kuriose Diebstähle, eine geheimnisvolle Schatzkarte oder Vandalismus rund um die Bürgermeisterwahl. Man kann miträtseln, ohne je in düstere Gefilde abzugleiten – genau die richtige Lektüre für entspannte Lesestunden.

Auch atmosphärisch überzeugt das Buch: Kleinsonnendorf ist Idylle pur – ein Ort, wie man ihn sofort besuchen möchte. Humorvolle Dialoge, kleine Szenen zum Schmunzeln und die herzliche Dorfgemeinschaft machen die Schauplätze lebendig. Sabine Schumacher erzählt leichtfüßig, flüssig und voller Wärme.

Ein zusätzlicher Pluspunkt: Die Autorin bringt in all den gemütlichen Momenten auch die menschliche Seite schön zum Ausdruck – Wünsche, Schwächen, Träume und Freundschaften, die die Figuren glaubwürdig und liebenswert machen.

Kurzum: Dieses Buch ist ein kleiner literarischer Kurzurlaub, schon das Buchcover macht gute Laune,es ist allerliebst. Wer gemütliche Geschichten mag, die zum Wohlfühlen einladen, die richtige Portion Spannung bieten und dabei den Charme englischer Krimi-Tradition mit deutscher Dorfromantik verbinden, wird hier bestens aufgehoben sein.

Heidelinde Penndorf

(August 2025)







Montag, 18. August 2025

⭐neue Leseempfehlung:⭐Die Schuldigen - Teil 1 - Ava J. Thompson



Mit ››Die Schuldigen‹‹ entführt Ava J. Thompson ihrer Leserschaft mitten ins glühende Miami der 80er-Jahre – eine Stadt voller Kontraste, in der Sonnenschein und Palmen nur Fassade für ein unsichtbares Machtgeflecht sind. Hinter den Kulissen tobt ein Kampf zwischen rivalisierenden Mafia-Clans, in dem Loyalität und Macht Fragen von Leben und Tod sind.

Im Zentrum stehen Howard und Matteo, seit Kindertagen unzertrennlich. Howard ist von Mattes Lebensstil schon immer fasziniert und ahnt früh, dass irgendetwas „anders“ ist. Die Wahrheit aber, dass Matteo einer Mafiafamilie angehört, erfährt er erst in einer schicksalhaften Nacht, als Matteo betrunken und verzweifelt bei ihm auftaucht. Von diesem Moment an verdichtet sich ihre Freundschaft zu einem Band, das weit über jugendliche Vertrautheit hinausreicht. Howard fühlt sich selbst auf eine seltsame Weise dazugehörig. Für ihn ist es nicht nur das Geld, das lockt: Es ist der urtümliche Familienzusammenhalt, die surreale Anziehung einer Welt voller Gefahr, Ungewissheit und strengen Regeln. In brenzligen Situationen zeigt Howard oft mehr Selbstbeherrschung als Matteo, was ihre Freundschaft in dieser riskanten Umgebung noch komplexer macht.

Die Leserschaft erhält tiefen Einblick in das Familiensystem der Mafia: von den harten Aufnahmeprüfungen und ewigen Treueschwüren über bizarre Rituale – wie Blutschwüre oder das Verbrennen von Marienbildern – bis hin zu streng geregelten Hierarchien. Tarnunternehmen, Geldwäsche und die Kontrolle ganzer Stadtviertel, die vom Reichtum profitieren, gehören ebenso dazu wie der ungeschriebene Ehrenkodex. Dabei wird auch die oft übersehene, aber spürbare Wahrheit deutlich: Frauen haben in dieser Welt meist nur eine untergeordnete Rolle.

Zwischen den Clans herrscht ein ständiger, oft blutiger Machtkampf, und jeder falsche Schritt kann tödlich enden. Matteo kämpft darum, seinen Freund aus den schlimmsten Konflikten herauszuhalten – doch Howard sucht geradezu den Kontakt zu dieser gefährlichen Welt. Anas Auftreten bringt weitere Spannungen und neue Geheimnisse in das Geflecht aus Treue, Misstrauen und Macht.

Die Autorin erzählt die Handlung abwechselnd aus den Perspektiven von Matteo, Howard und Ana, was die emotionale Vielschichtigkeit verstärkt. Anfangs mag der ständige Blickwechsel komplex wirken, doch bald erschließt sich der Reiz – jede Sichtweise offenbart eigene Wahrheiten und enthüllt verborgene Seiten der Figuren.

Stilistisch überzeugt der Roman mit einer klaren, fließenden Sprache und einem starken Sinn für Atmosphäre. Die Mischung aus Drama, Thriller, Liebesgeschichte und Mafia-Milieu ist packend, und wenn die Spannung sich entlädt, dann abrupt und wirkungsvoll – etwa in einer intensiven, völlig unerwarteten Szene im Club.

Fazit: Ich empfehle das Buch sehr gern weiter. Die Schuldigen ist weit mehr als eine Mafia-Romance – es ist ein atmosphärisch dichter Auftakt der Buchserie, voller Rivalität zwischen Clans, tiefer Freundschaft und der Frage, wie weit man für Zugehörigkeit und Loyalität gehen würde. Wer Mafiageschichten mit Herz, Tempo und 80er-Jahre-Glanz liebt, wird hier fündig – und sich auf Band 2 freuen.

Heidelinde Penndorf

(August 2025)











Sonntag, 17. August 2025

⭐neue Leseempfehlung:⭐ BELÉTAGE - Prof. Gudrun Heyens



Mit ››Belétage‹‹ entführt Frau Prof. Gudrun Heyens ihre Leserschaft in zwei faszinierende Lebenswelten, die sich über ein halbes Jahrtausend hinweg durch Kunst und Selbstsuche spiegeln. Im Mittelpunkt steht Jakob von Schwindt, ein privilegierter junger Mann aus der Düsseldorfer Altstadt, der in seinem satten, aber sinnleeren Familienkosmos feststeckt. Trotz Wohlstand und künstlerischer Begabung scheitert Jakob zunächst an seiner eigenen Richtungslosigkeit – bis ihn Krise, Verlust und die Konfrontation mit seiner Bachelorarbeit über den Renaissance-Maler Giorgione zu einem tiefgreifenden Wandel zwingen.

Heyens verwebt Jakobs Gegenwart mit historischer Finesse: Die kunsthistorischen Einblicke in Giorgiones Leben und Werk sind so meisterhaft recherchiert und atmosphärisch erzählt, dass man regelrecht in das Venedig der Renaissance eintaucht. Die Autorin versteht es, technische Malerei-Details elegant in die Handlung zu integrieren, ohne den literarischen Fluss zu stören – ein echter Genuss für kunstbegeisterte Leser.

Besonders pointiert ist Heyens‘ Blick auf Familie und Gesellschaft: Mit ironischem Understatement skizziert sie die Eltern und ihr luxuriöses, aber emotional vernachlässigtes Leben – vom lethargischen Vater bis zur mondänen Mutter in marsalaroten Pumps. Sogar die Bulldogge Lionel bekommt eine symbolische Rolle im Kosmos der Schwindts.

Doch „››Belétage‹‹ bleibt nicht bloß bei Gesellschaftssatire stehen. Der Roman erzählt Jakobs Emanzipation, die über Isolation, Beziehungskrisen und einen dramatischen Unfall zur künstlerischen Selbstfindung führt. Das Finale überrascht – nicht Düsseldorf, sondern die Kunstszene Duisburgs wird zum hoffnungsvollen Schauplatz eines versöhnten Neuanfangs.

Heyens gelingt das Kunststück, psychologisches Feingefühl, humorvolle Gesellschaftskritik und kunsthistorische Leidenschaft in einem warmherzigen Stil zu vereinen. Die geschickte Verflechtung der Zeitebenen und die authentischen Einblicke in künstlerische Praxis machen „Belétage“ zum idealen Roman für alle, die an menschlichen Wegen, der Magie der Kunst und feiner Beobachtung Freude haben.

Familie, Kunst, Selbstfindung und Lebensmut – Heyens lädt zu einer Reise ein, die den Zauber vergangener Epochen in die Gegenwart holt. Ein Roman voller Charme, Tiefgang und Inspiration: Für alle, die die Magie der Kunst und das Abenteuer Leben lieben.

Ein kluges, inspirierendes Buch voller Charme, Einfühlsamkeit und mitreißender Originalität – ein Fest für Herz und Kopf.

Heidelinde Penndorf

(August 2025)









Dienstag, 12. August 2025

⭐neue Leseempfehlung:⭐ Sei lustig oder stirb - Bernd Töpfer



Mit ››Sei lustig oder stirb‹‹ liefert Bernd Töpfer eine ungewöhnliche Mischung aus Thriller, Krimi und augenzwinkerndem Horrorszenario. Gruselige Momente treffen auf hintergründigen, oft schwarzen Humor – eine Kombination, die eine ganz eigene Atmosphäre entstehen lässt.

Zwischen Spannung und Schmunzeln entstehen fein gezeichnete Charaktere. Themen wie Einsamkeit, Leben mit Handicap und kleine menschliche Schwächen fließen einfühlsam in die Handlung ein. Selbst im Schatten eines Horrorclowns blitzt immer wieder Leichtigkeit auf – eine gekonnte Gratwanderung.

Dank überraschender Wendungen bleibt die Geschichte bis zum Schluss fesselnd. Unvergessliche Nebenfiguren wie die schrullige Hildegard verleihen ihr zusätzlich Charme und Farbe. Töpfer mischt Spannung, Kuriosität und einen Hauch Unheimlichkeit zu einem Leseerlebnis, das bis ins letzte Kapitel trägt.

Fazit: Sei lustig oder stirb ist kurzweilig, unterhaltsam und originell. Bernd Töpfer beweist sein Talent, skurrile Figuren in eine packende Handlung einzubetten. Für Fans des Autors und alle, die ungewöhnliche Spannungsgeschichten lieben, ist dieses Buch eine klare Empfehlung – und wer weiß: Vielleicht heißt es bald wieder ››Lachen oder sterben‹‹ .

Heidelinde Penndorf

(August 2025)






Montag, 11. August 2025

⭐neue Leseempfehlung:⭐Im Bann der Jadeschlange: Wyn'd'maer Saga (Teil II) - Fantasy Roman - Christopher Tefert



Schon nach den ersten Seiten von Im Bann der Jadeschlange, dem zweiten Band der Wyn’d’maer-Saga, war ich vollkommen in Christopher Teferts Welt versunken. Er entführt uns in eine farbenprächtige, magische Kulisse – und schafft es dabei, die Fantasie mit klugen Gleichnissen zu verweben, die mich oft an unsere eigene Welt erinnert haben.

Im Reich Wyn’d’maer begegnen wir altbekannten Themen wie Freiheit, Mut und Zusammenhalt. Doch hinter der glänzenden Oberfläche steckt eine tiefgehende Gesellschaftskritik.

Die untere Welt ist geprägt von Armut, Krankheit und harter Arbeit. Menschen kämpfen ums Überleben, und selbst im Elend gibt es noch Konkurrenz um die „besten“ Plätze.

In der oberen Welt genießen die Bewohner Luxus und Wohlstand – aber auch hier regieren Intrigen, Machtgier und Kämpfe. Dieser Gegensatz hat mich immer wieder nachdenklich gemacht, weil er so erschreckend real wirkt.

Besonders fasziniert hat mich das Magiesystem: Helle Magie heilt, schenkt Hoffnung und fördert den Zusammenhalt. Dunkle Magie sät Zwietracht, zerstört und erwächst aus Machtgier. Beide Kräfte durchziehen die Welt, verstricken Figuren in Intrigen und können über Sieg oder Niederlage entscheiden. Diese Balance aus Licht und Dunkelheit hat mich stark in ihren Bann gezogen.

Teferts bildhafter, atmosphärischer Stil lässt mich Flüsse sehen, die Magie tragen, Portale zwischen Welten durchschreiten und eine Natur erleben, die selbst Teil der Handlung wird. Gleichzeitig laufen unsichtbare Fäden unter allem, die an die Ungleichheiten und Konflikte unserer eigenen Welt erinnern.

Im Bann der Jadeschlange ist für mich weit mehr als ein spannender Fantasyroman. Es ist ein Gleichnis über soziale Ungleichheit, Machtmissbrauch und den ewigen Kampf zwischen hellen und dunklen Kräften – und es hat mich noch lange nach dem Lesen beschäftigt.

Heidelinde Penndorf

(August 2025)








Samstag, 9. August 2025

⭐neue Leseempfehlung:⭐Die Alten - Peter Scheerer

 

I
ch bin absolut begeistert von dieser Geschichte!


Die oft düstere Atmosphäre, die psychologische Tiefe der Charaktere und die sprachliche Brillanz des Autors sind schlichtweg phänomenal. Nichts ist, wie es scheint, und immer wieder überrascht das Buch mit Szenen, die den Leser an die Grenzen des Vorstellbaren führen – und manchmal sogar weit darüber hinaus. Für mich ist der Autor ein moderner deutscher Edgar Allan Poe.

Zwischen den Zeilen entdecke ich kraftvolle Metaphern, mit denen der Autor uns zum Nachdenken anregen will. Wie oft fügen sich Menschen in die sogenannte Opferrolle? Doch hier nimmt eine junge Frau ihr Schicksal selbst in die Hand – sie weigert sich, Opfer zu bleiben, kämpft sich ins Leben zurück, lernt zu genießen und zu lieben.

Dieses Buch ist ein literarisches Erlebnis, das man nicht mehr aus der Hand legen möchte – unbedingt lesen!

Heidelinde Penndorf

(August 2025)