1850 – eine intensive Zeit des Aufbruchs ins Ungewisse – in die amerikanischen Grenzgebiete des Westens.
Im Mittelpunkt dieser Geschichte steht Sara, eine junge Frau aus Lexington, die mit Hoffnung und Idealismus einer arrangierten Ehe folgt. Gemeinsam mit ihrem Mann Harold McLain zieht sie hinaus auf den Santa Fe Trail, um eine neue Existenz in „Sunny Grove“ aufzubauen. Doch die neuen Lebensumstände entwickeln sich anders als gedacht. Die Ehe ist geprägt von Dominanz und Schweigen, ihre Rolle reduziert sich bald auf Pflichterfüllung.
Und obwohl Sara sich dem Neuen mutig stellt, wird sie in einen Strudel aus persönlicher Enttäuschung, sozialem Umbruch und sogar Gewalt gezogen – bis hin zu ihrer Entführung, Vergewaltigung und deren Folgen Überzeugend wird der Leserschaft ein vielschichtiges Bild des Lebens in den Pioniertagen vermittelt.
Charles M. Shawin lässt beide Seiten zu Wort kommen – die weißen Siedler mit ihren Träumen und Besitzansprüchen, aber auch die indigene Bevölkerung, deren Lebensraum zunehmend bedroht ist. Es entstehen Konflikte zwischen Kulturen, aber auch innerhalb der eigenen Gruppen. Gier, Glaube, Misstrauen, aber auch Menschlichkeit prägen das Geschehen.
Die Comanchen nehmen eine besondere Rolle ein – nicht als Klischee oder bloße Projektionsfläche, sondern als Gemeinschaft mit eigenen Regeln, Bindungen und Zielen. Saras unfreiwilliger Weg zu ihnen wird nicht sensationsheischend erzählt, sondern mit Respekt und Tiefe. Sie findet dort eine neue Heimat und entwickelt sich – innerlich wie äußerlich. Vom naiven Mädchen zur widerstandsfähigen, selbstbestimmten Frau. Ihre Reise ist keine leichte, aber glaubwürdige. Die Spannung entsteht nicht allein durch äußere Ereignisse, sondern durch die innere Bewegung der Figuren.
Fiktiv – ja. Aber mit spürbarem Bezug zur damaligen Realität. Eingebettet in echte geografische und kulturelle Rahmenbedingungen, zeigt dieses Buch, wie stark eine einzelne Frau gegen ihr Schicksal ankämpft – und wie Geschichte nicht nur von Männern geschrieben wird. Ich empfehle das Buch sehr gern weiter. Ein spannender, gefühlvoller, aber auch nachdenklich stimmender Roman über Sehnsucht, Verlust, Selbstbestimmung und Überleben in einer zerrissenen Welt. Er führt uns zurück in eine Zeit, in der die Menschen wenig voneinander wussten – aber vieles voneinander hätten lernen können. Und er zeigt: Auch heute ringen wir noch immer mit den gleichen Fragen.
Heidelinde Penndorf
(Juni 2025)
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