Der Autor hatte sich für längere Zeit aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Nun präsentiert er sich mit neuem Namen und einer Neuauflage seines Buchs, welches ich in der alten Fassung im März 2019 gelesen und rezensiert hatte. Die Neufassung ist düsterer, oftmals bedrückend, denn die Verzweiflung des Protagonisten, seine Ratlosigkeit und sein innerer Zorn auf alles und jeden, markant spürbar. Die Gedanken, die er in sein Tagebuch schreibt, sind manchmal sehr lyrisch untersetzt, dann wieder voller Selbstzweifel, Angst und Hass.
Warum ist der junge André so drauf?
Bisher hat er der Leistungsgesellschaft immer mehr als nur genügt, doch plötzlich ist alles anders, von einem Tag auf den anderen – so fühlt es sich jedenfalls an. Doch er hat es nicht bemerkt – es begann schleichend und später konnte er es nicht mehr steuern – es steuerte ihn. Ausgebrannt, missmutig, lustlos, gleichgültig, interessenlos und dann wieder getrieben und impulsiv und ziemlich wütend – ein Pulverfass! Dann landet er in der Psychiatrie und später in sporadischen Therapiesitzungen, doch seine Probleme, die blieben, auch die Stimmen im Kopf wurden nur manchmal leise.
Die Handlung wird in Zehnjahres-Abschnitten erzählt, manchmal voller Enthusiasmus, dann wieder über die Maßen Lethargie und unbändiger Zorn, auf sich und alle Welt. Auch die Liebe wird ihn nicht retten und so endet die Geschichte unumkehrbar dramatisch. Beim Lesen musste ich manchmal innehalten und habe mich gefragt, wie viel Autor in dem Protagonisten steckt. Auch die kleine Bonusgeschichte am Ende des Buchs ist ähnlich gelagert, düster und dramatisch, voller Ausweglosigkeit.
Persönliche Anmerkung: Wenn man psychisch labil ist, vielleicht auch ein Trauma erlebt hat, oder auch bei einem Therapeuten oder stationär in der Psychiatrie ist, sollte man das Buch nicht lesen. Vorsicht, Triggergefahr!
Heidelinde Penndorf
(August 2022)
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