Es ist ein intellektuelles Buch – ein lebendiges, interessantes und unterhaltsames Denkabenteuer, ein Göttersprung in die Gegenwart. Simon Gerhol ist es gelungen, die griechische Mythologie in die Gegenwart zu übertragen und die Götter etwas zu entzaubern. Auch Götter sind nur Menschen. Sie erfahren, genau wie wir alle, Irrungen und Wirrungen im Denken und Handeln, haben Träume ihrer Lebenswege, die kurvenreich sind und sich nur wenig planen lassen, außer der Lobbyismus greift ein.
Und so werden kleine Geschichten erzählt, in welchen die Götter auf der Erde leben und ähnlich wie wir alle Erfahrungen sammeln und mal leicht und locker und dann wieder beschwerlicher durch das Leben gehen. Es wird erzählt, wie auch Götter zu zwischenmenschlichen Opfern werden, weil sie eben nicht nur emphatischen Menschen, sondern auch der Gier, die dem Menschen innewohnt, begegnen. Oftmals habe ich wegen vieler Gleichnisse geschmunzelt, doch gelegentlich blieb mir das Lachen auch fast im Halse stecken, wie so einige Geschichten an unser aller gegenwärtiges Leben erinnern.
Zu den kleinen Bonmots gibt es immer eine kleine Einführungsreise in die griechische Mythologie, damit sich die Leserschaft ein Bild von den handelnden Personen einprägen kann.
Das Nachwort ist literaturwissenschaftlich angelegt und zeigt auf, wie Schriftsteller und Komponisten der verschiedenen Zeitepochen die Mythologie interpretiert haben. Um die nachdenkliche Frage am Ende des Nachwortes zu beantworten: Ich denke, es wird immer Mythen geben, weil sie manchmal bedeutungsschwanger daherkommen, Lebensgeschichten verarbeiten und auch im übertragenen Sinne Orientierung und Hoffnungsträger in schwierigen Zeiten sein können.
Ich empfehle das Buch sehr gerne weiter, es hat mir sehr viel Lesefreude bereitet.
Heidelinde Penndorf
(Juli 2022)
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