Beim Lesen und Verstehen dieses Lyrikbands hielten sich bei mir oft Faszination und dissonatische Spannung die Waage. Die Worte der Autorin führen in die Vieldeutigkeit des Verstehens und auch in deren Dunkelheit und in das Abstrakte. Um hinter und zwischen die Worte zu schauen, ist es mit einmal lesen nicht getan. Da muss die Leserschaft sich Zeit nehmen, um das kleine Büchlein ein zweites und wahrscheinlich auch ein drittes Mal zu lesen
Inge Jung versteht es mit Worten zu spielen, sie zu Metaphern und Gleichnissen zu verbinden und die Leserschaft ins Rätselhafte und Abstrakte der modernen Lyrik zu führen. Die Sprache der Autorin ist filigran und von einer dunklen negativen Grundstimmung geprägt. Positives verbindet sie oft mit negativer Stimmung. Nur kurze, prägnante Hoffnungsschimmer leuchten in ihren Gedichten. Die Lyrik der Autorin beschreibt Lebenswege, verstaubte Kindheitserinnerungen, Hoffnungsträume die zerplatzen, die Vergänglichkeit des Lebens, der Liebe und des zwischenmenschlichen Verstehens. Beschreibt Abgründe und tiefe Täler, die MENSCH durchlaufen muss, um seinen ganz eigenen, persönlichen Weg, zu sich selbst, zu seinem ICH zu finden. Doch auch das gegenwärtige politische Zeitkolorit und Corona sind tief empfunden niedergeschrieben, ohne direkt benannt zu wird. Inge Jung bedient sich durchweg der konsequenten Kleinschreibung, das ist zwar ungewöhnlich und anfangs irritierend , doch nach ein paar Seiten, hatte ich mich daran gewöhnt.
Ich empfehle dieses Buch der Autorin sehr gerne weiter. Seien Sie neugierig auf Lyrik der modernen Art und lassen Sie sich vom Schreibstil der Autorin überraschen.
Heidelinde Penndorf
(April 2021)
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