Zwei denkwürdig historische Geschehnisse:
Die mysteriösen Ereignisse am Djatlow - Pass 1959
und die Brockenbefreiung im Dezember 1989
Dazwischen liegen dreißig Jahre .
Der Autorin ist es richtig gut gelungen, beide bedeutsamen historischen Vorgänge, in ihrem neuen Buch miteinander zu verweben. Sie strickt daraus einen gut durchdachten und interessanten Plot, der spannungsgeladen und überaus lebendig, durch die fiktionale Handlung führt und im unmittelbaren Zusammenhang mit der Brockenbefreiung steht.
Eva-Maria Silber beleuchtet die Zeit des Ungewissen – zwischen Mauerfall und Wiedervereinigung beider deutscher Staaten. In dieser Übergangzeit war die Macht der Staatssicherheit, gerade auch bei den Ermittlungsarbeiten eines neunfachen brutalen perfiden und grausamen Studentenmordes, immer noch präsent – Vertuschung eben, wie eh und je. Und wer weiterdachte, wurde kaltgestellt und lief gegen Windmühlen an. Vieles, was bei den ersten Ermittlungsarbeiten nicht passte, wurde unter dem Siegel der Verschwiegenheit, passend gemacht.
Die Umstände erfordern jedoch später eine enge Zusammenarbeit von BKA und ostdeutschen Kriminalbeamten. Gut gekonnt spiegelt die Autorin die unterschiedlichen Sozialisierungen beider Personengruppen wieder. Doch man rauft sich zusammen, knüpft während der Ermittlungszeit sogar zarte Freundschaften und mehr – Ost und West fangen an, sich zu mögen. Einer steht für den anderen ein und das bringt die Ermittlungsarbeiten voran – echtes Teamwork eben
Es offenbaren sich tiefe menschliche Abgründe, wir blicken hinter die Fassade einer korrupten Mörderbande und erleben den Anführer – narzisstisch, arrogant und selbstsicher. Als das Ermittlungsteam ihm und seiner eingeschworenen Truppe zu nahekommt, gefährden sie ihr eigenes Leben – es steht Spitz auf Knopf.
Angefüllt mit Geheimnissen fast aller Beteiligten, führt die Story die Leserschaft auch in die Vergangenheit dieser, lässt uns tief in das soziale und berufliche Gefüge schauen und schafft es, uns in die grausame Brutalität zu verdeutlichen, mit der die neun Studenten ermordet worden sind. Fast hab ich gemeint, die zwischenmenschliche Kälte zu verspüren, die die Täter ausstrahlen. Da wirkt die beschriebene winterliche und frostige Atmosphäre auf dem Brocken wie eine Metapher, und unterstreicht die menschliche Eiseskälte der skrupellosen Mörder.
Eva-Maria Silber präsentiert ihren Leserinnen und Leser einen beachtlichen, fiktionalen und sehr spannenden Krimi, mit eindrucksvollen handelnden Charakteren. Sie zeichnet mit ihrem lebendigen Schreibstil auch ein interessantes und abwechslungsreiches Kopfkino in die Köpfe der Leserschaft. Der Schluss des Buchs lässt mich auf eine Fortsetzung des Ermittler-Teams aus Ost und West hoffen.
Ich empfehle das Buch sehr gerne allen Krimifreunden weiter. Seien Sie neugierig und erleben Sie selbst, wie denkwürdige historische Ereignisse, die dreißig Jahre auseinander liegen, gekonnt zu einem richtig guten Leseerlebnis verknüpft werden.
Heidelinde Penndorf
(Oktober 2020)
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