Bernadette Calonegos Krimi erzählt eine spannungsgeladene Geschichte, die mehr ist, als nur ein Krimi ist. Die Autorin führt uns in ihre zweite Heimat Kanada und dort in die Provinz British Columbia. Während der Ermittlungsarbeiten werden alle Bewohner der kleinen Siedlung unter die Lupe genommen. Dadurch erfährt die Leserschaft, in welchen Bereichen des zwischenmenschlichen, sozialen Miteinanders, Brennpunkte schon lange schwelen.
Da geht es um die Frage der ungleichen Verteilung wirtschaftlicher und sozialer Ressourcen, auch um die Verteilung und Verteidigung des Territoriums und um beschnittene Rechte der indigenen Ureinwohner Kanadas.
Und es geht um Umweltverschmutzung, illegale Trophäenjagden, um Wilderei, um die ›Hunting Regulation‹ – die Outfitter Lizenz für geführte Jagden, um verlorene Arbeitsplätze und verlorene wirtschaftliche Selbstständigkeiten und vieles mehr.
Die Luft brennt in der kleinen Siedlung und explodiert. Und dann geschieht ein Mord – eine ganze Familie wird ausgelöscht – die Spekulationen beginnen – jeder verdächtigt jeden, die Gerüchteküche kocht über.
Auch die Psyche der Hauptprotagonistin und Rechtsanwältin Tessa Griffins wird tiefergehend beleuchtet. Und die Leserschaft erfährt, wie es sich für sie anfühlte, als ihre Eltern immer mehr Pflegekindern eine Heimat gaben, wie sie in ihrer Kindheit und Jugend oft um die Anerkennung von Vater und Mutter ringen musste und welche Auswirkungen dies auf ihr Leben nahm. Und es geht um trennende Aspekte einer Liebe zwischen zwei Menschen unterschiedlicher Kulturen.
Ich empfehle das Buch den Leserinnen und Lesern sehr gerne weiter. Bernadette Calonego vermag es, mit ihrer Schreibweise Bilder in den Kopf zu malen, bietet der Leserschaft eine geniale Mischung aus Spannung und psychologischer Dichte. Sie zeichnet charismatische Protagonisten und vermittelt viel an Hintergrundwissen. Gekonnt legt die Autorin falsche Spuren, welche die Leser in die Irre führen und lüftet das Geheimnis um den Familienmord, erst auf den letzten Seiten des Buchs.
Heidelinde Penndorf
(05.01.2020)
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