Mit
dem Buch ›Schmetterlingsschwestern‹ präsentiert die Autorin der Leserschaft ein
interessantes, durchweg spannendes und lebendiges Debüt. Ein Kreta-Krimi mit
immens psychologischer Dichte – erstaunlich realen Lebenswegen, individuellen
zwischenmenschlichen Beziehungsmustern und fesselnden Charakteren. Eine
bemerkenswerte aktiv gestaltete Handlung führt uns rasant durch das Buch.
Da sind unter anderem der jähzornige Kontrollfreak, der immer wieder ausrastet und seine Frau, die sich ihm völlig unterordnet, bis sie eines Tages aufwacht und aus ihrer Opferrolle aussteigt, dann dieser Womanizer, ein gefährlicher Psychopath, noch dazu ein Maskenträger mit falscher Identität und diabolisch anziehender Ausstrahlung, auf den die Frauen nur so fliegen, der natürlich auch nichts anbrennen lässt und seine viel ältere Lebensgefährtin, die aus einer anderen Zeit gefallen zu sein scheint, wie die Autorin selbst schreibt - eine Malerin, die durchweg düstere, anziehend gute Bilder malt, aber zwischenmenschlich etwas wunderlich und unnahbar wirkt. Dann ist da noch das frisch verliebte Pärchen, welches auf Kreta ihrem Hobby nach geht, dem Geocaching – einem Suchspiel – bei dem man mit Smartphone oder GPS Gerät ausgestattet, im unbekannten Gelände, mit durchgegebenen Koordinaten auf ›Schatzsuche‹ geht.
Insgesamt zeichnet Doris Köhl eine bunte Mischung menschlicher Profile, die durch verschiedene Interaktionen miteinander verbunden sind und im Finale eine Konstellation erfahren, die einige von ihnen nicht überleben werden.
Der Prolog ist ein raffinierter Cliffhänger, denn die erwartungsvolle Leserschaft, wird zuerst nach Deutschland des Jahres 1983 geführt, erfährt dort von einem Raubmord und einer Jugendlichen, welche im Zusammenhang mit der Tat, schwer verletzt gefunden wird.
In der darauffolgenden Handlung beamt uns Köhl aber in den Monat Oktober des Jahres 2016, auf die Insel Kreta, genau zu dem Zeitpunkt, als die beiden Geocacher einen grausigen Fund machen. Die Insel Kreta nicht verlassend, erfährt die Handlung nochmals einen kurzen Zeitsprung rückwärts, zum Ende des Julis 2016. Diese Cliffhänger sind erst verwirrend, aber durch die nachfolgenden Ereignisse durchaus schlüssig. Außerdem bringt das viel Lebendigkeit in die Handlungsstränge, die alle miteinander verbunden sind – eine Handlung zum aktiven Mitdenken.
Während des spannenden Zeitverlaufs, gibt es immer wieder Momente, in welchen wir die Schönheit der Insel und das Leben der Menschen dort kennenlernen. So wie die Autorin das zwischenmenschliche Zusammenleben beschreibt, gewinnen die Leser den Eindruck, dass die Kretaer gelassener und zufriedener mit ihrer sozialen Lebenssituation umgehen, irgendwie in sich ruhen und Gäste immer herzlich willkommen sind. Doris Köhl führt uns auch in das soziale Umfeld einiger Auswanderer, Aussteiger und Langzeiturlauber und vermittelt einen Draufblick, auf deren Lebenssituationen und warum gerade für diese Gruppe, Kreta der ideale Ort für einen Neuanfang ist.
Alles in allen eine runde Sache dieser Roman. Chapeau für dieses Debüt, Doris Köhl. Ich empfehle das Buch sehr gerne allen Krimifreunden und auch allen Leserinnen und Leser weiter, die jetzt, durch meine Rezension, neugierig auf die Handlung geworden sind. Die lebendige Schreibweise der Autorin sorgt für ein ausgesprochen gutes Kopfkino und die Leserschaft erlebt ein spannungsreiches unterhaltsames Lesevergnügen.
Heidelinde Penndorf
(26.08.2019)
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