Heisse Tage
verdammt heisse Tage
am Himmel nicht die Spur einer
Wolke
über den Dächern der Stadt flimmert
die Luft
kein Windhauch
Die Katzen haben sich in die Kühle
der letzten dunklen Winkel verzogen
um ihre Reserven für die lauen Nächte
zu schonen
in denen ihr Liebesgejammer aus den
Vorgärten tönt
Selbst die Schwalben fliegen
langsamer als sonst
im Schongang
würden ihrer Beute lieber Fallen
stellen
anstatt ihr hinterher zu jagen
Verwaiste Fußgängerzonen
wer nicht muss
geht nicht
Und wer es sich leisten kann
sucht den Schatten unter den großen
Sonnenschirmen der Eiscafés
um sich bei kühlen Drinks und
sahnegekrönten Eisbergen
der Illusion vom dolce vita
hinzugeben
bevor er wieder in sein Hamsterrad
zurück kriecht
Wer es sich nicht leisten kann
sucht den Schatten auf den Bänken
am Bahnhof
unter den Bäumen
dort
wo die Gescheiterten ihren
Stammplatz haben
an
dem Brunnen
der dich mit seinem eintönigem
Plätschern zum Dösen einlädt
und in dem sie Bier, Wein und Füße
kühlen
dort
wo ich in letzter Zeit immer öfter
meinen Platz suche
dort
wo man sich mit einem Kopfnicken
begrüßt
weil es nichts zu sagen gibt
auf diesem Platz
am Bahnhof
im Schatten der Bäume
am eintönig plätschernden Brunnen
der dich zum Dösen einlädt
Manchmal
bietet mir einer eine Flasche aus
seinem Sixpack an
manchmal
bringe ich auch ein Sixpack mit
und stelle es in den Brunnen zu den
anderen
und manchmal
lese ich dann zwei oder drei von
meinen Poemen vor
und sie sitzen da
und rauchen
und trinken
und hören zu
erkennen in den Sätzen ihre eigene
Verlorenheit
und nicken wieder nur stumm mit dem
Kopf
weil es nichts zu sagen gibt
auf diesem Platz
am Bahnhof
im Schatten der Bäume
am eintönig plätschernden Brunnen
der dich zum Dösen einlädt
Ab und zu bevölkern wie debile
Idioten gekleidete Touristen den Platz
und benutzen den Brunnen als Motiv
für ihre blödsinnigen Erinnerungsfotos
geflissentlich darauf achtend
niemanden von denen ins Bild zu bekommen
für die sie nur ein Kopfschütteln
übrig haben
die Tapferen unter ihnen, die Helden,
auch mal das Wort
„Bahnhofspenner“
im Weggehen
über die Schulter
meistens die linke
Ab und zu fährt eine Polizeistreife
vorbei
langsam
scheinbar jeden Einzelnen musternd
ihre Präsenz demonstrierend
Doch niemand von denen die dort mit
gesenkten Köpfen sitzen
und den ersten Rausch des Tages
ausdünsten
nimmt Notiz von ihnen
Am Ersten
werde ich freilich wieder in die
Eiscafés gehen
einen Espresso und eine Kugel
Zitroneneis für drei Euro achtzig
mit Trinkgeld sind's dann vier
ein
paar Tage
dann werde ich wieder Sixpacks
kaufen
für zweineunundzwanzig
plus Pfand
aber das Pfand bekomme ich wieder
und Trinkgeld gebe ich im
Supermarkt keins
Und dort auf den Bänken
auf diesem Platz
am Bahnhof
im Schatten der Bäume
am eintönig plätschernden Brunnen
der mich zum Dösen einlädt
dort
wo sich die Gescheiterten treffen
dort
wo man sich die Sixpacks teilt
dort
wo man sich mit Kopfnicken begrüßt
weil es nichts zu sagen gibt
dort
fühle ich mich zuhause
© Ron Hard
© Ron Hard
Ron Hard ist ein authentisch schreibender Autor, der kein Blatt vor den Mund nimmt. Seine Gedichte sind schnörkellos und stupsen die Leser auf die Härte des Lebens. Viele Leser werden sich mit seinen Texten identifizieren können.
Wer mehr über den Autor wissen möchte, folgt diesen Link: Ron Hard- Hardstoff
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