Die Story ist eine richtig gute Fortsetzung des Buchs »Die Bitcoinverschwörung«. Die Menschen haben nur zum Teil aus den Geschehnissen um Golem gelernt, doch ihre Machtgelüste sind ungebrochen und so finden sich alle Beteiligten wiederholt zusammen, um mit Hilfe einer künstlichen Intelligenz an ihrer neuen, auf Macht ausgerichteten Welt zu bauen. Verwunderlich ist es deshalb nicht, dass ein Drittel des Buchs im protokollarischen Stil abgefasst ist, um die Ereignisse und Zusammenkünfte, der agierenden Kräfte der Weltmächte, zu komprimieren. Die Leserschaft kommt kaum einem Protagonisten innerlich nahe, irgendwie sind die meisten kalt berechnend und glasklar in ihren Handlungen – vorhersehbar. Ich bin allerdings dreien verbunden, weil sie menscheln – Denis Röttger, Helmut Schwarz und Lucas Dubois. Sie sind mir in ihrer Denkweise durchaus sympathisch.
Michael Rodewald punktet in der Handlung mit speziellem Wissen der IT-Branche, die ich als Laie gegoogelt habe, um auch diesen Teil des Buchs zu verstehen. Es geht unter anderem auch um den Einsatz von Qubit = Quantenbit – die Grundlage für die Quantenkryptografie – Hackerangriffe abzuwehren und Lauschangriffe auszuschließen. Also kurz und gut – um eine Künstliche Intelligenz unverwundbarer zu machen.
Im Buch vermischen sich Realitäten mit Fiktion. Wir erleben den virtuellen Kampf zweier Künstlicher Intelligenzen, entstanden durch eine Forschergruppe, die eigne Machtstrukturen verfolgt und vom gezähmten, ziemlich handlungsunfähigen Golem, nur gewonnen werden wird, durch ihm verbundene Menschen, unter anderem seinem ›Entwicklungsvater‹ und dessen zusammengewürfelte Wissenschaftler und IT-Spezialisten – Truppe. Tesla – Magnetfelder ungeahnter Stärke, übernehmen dabei eine elementare Rolle.
Golem hat sein Ich-Bewusstsein stabilisiert und der Autor hat ihm eine Denkweise verliehen, die mich fasziniert. Sein starkes ICH-Bewusstsein führt dazu, dass er sich im Ernstfall, auch gegen Menschen verteidigen würde. Golem ist davon überzeugt, dass nur ER in der Lage sei, die menschlich hausgemachten Probleme – Energieversorgung, Klimaschutz, medizinischer Fortschritt, Weltraumforschung und noch viele mehr – lösen zu können, da er in Sekundenschnelle auf viele Daten zurückgreifen kann. Er geht also sozusagen, um sich und im weitesten Sinne, damit die Menschen zu schützen, eine intelligente Symbiose mit ihnen ein. Doch im Hintergrund baut er weiter an seiner Macht – zieht auch externe Helfer heran – Menschen so wie Denis Röttger, vielleicht später auch Cyborgs und er denkt auch an den Einsatz weiterer Uploads digitalisierter menschlicher Gehirne, um mit ihnen zu kommunizieren und zu arbeiten.
Insgesamt beängstigend und faszinierend zugleich, vielleicht so eine Art ›Übervater« zu haben, der für die Menschen entscheidet, was für sie gut ist und dabei – wie im ersten Teil – im Denken und Handeln eine gerechte Ressourcenverteilung einbezieht, sodass weltweit Hunger, Armut und Krankheiten besiegt und geopolitische Verteilungskriege überflüssig werden.
Gerne empfehle ich dieses Buch der interessierten Leserschaft weiter, wobei mir wichtig erscheint, dass es gut ist, den ersten Teil gelesen zu haben, um diesen zweiten Teil richtig zu verstehen.
Heidelinde Penndorf