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Samstag, 27. September 2025

⭐neue Leseempfehlung:⭐ Heartsteps – Zwischen Schmerz und Hoffnung - Jes Schön



Jes Schöns Roman „Heartsteps – Zwischen Schmerz und Hoffnung“ berührt tief und hinterlässt langen Nachhall. Die autobiografisch geprägte Geschichte erzählt ehrlich und lebensnah von Verlust, Krankheit, Behinderung und der leisen Kraft der Hoffnung.

Im Mittelpunkt steht Noëlie, deren Leben nach einem Unfall und dem Tod ihres Bruders aus den Fugen gerät. Ihr Bruder stirbt nicht plötzlich, sondern nach langer, schmerzhafter Krankheit – eine Zeit voller Angst, Hoffnung und Hilflosigkeit. Sein Tod hinterlässt eine schmerzliche Lücke und eine Stimme, die Noëlie nicht mehr loslässt. Diese innere Stimme, mal schmerzlich, mal tröstend, mal aufrüttelnd, steht für Erinnerung und Verlust, aber auch für Mut und den Wunsch, nicht aufzugeben. Sie wird zum Antrieb, der Noëlie – trotz Handicap, Trauer und Selbstzweifeln – Schritt für Schritt weitermachen lässt.

Noëlie zieht sich in ihr kleines Nähcafé zurück – ihren letzten Rückzugsort. Zwischen Rollstuhl, einem Gesundheitssystem, das seelische Wunden übersieht, und einem Alltag, in dem die Versorgung mit Hilfsmitteln oft zur Hürde wird, droht sie in Einsamkeit zu versinken. Sie fühlt sich vergessen – von der Gesellschaft, aber auch von sich selbst.

Dann tritt Henrik in ihr Leben: ein Adrenalinjunkie, der durch Zufall in Noëlies Welt landet. Zwischen den beiden entsteht eine Verbindung, die keine großen Worte braucht – getragen von Respekt, echter Nähe und dem Mut, alte Schutzmauern fallen zu lassen. Henrik sieht nicht das „Handicap“, sondern den Menschen.

Ein Gefühlschaos wirft Noëlie aus der Bahn. Sie muss sich erst ganz verlieren, bevor sie sich wieder erlaubt zu lieben.

Jes Schön erzählt diesen inneren und äußeren Weg mit großer Sensibilität und Tiefe. Verlust, Krankheit und das Ringen um Selbstannahme werden so authentisch beschrieben, dass spürbar eigene Erfahrungen einfließen. Die Szenen wirken ungeschönt und ehrlich – gerade dadurch so kraftvoll.

Zugleich übt der Roman leise, aber unüberhörbare Kritik: Die fehlende psychische Unterstützung im Gesundheitssystem, die Hürden bei der Hilfsmittelversorgung und die gesellschaftliche Unsichtbarkeit von Menschen mit Behinderung sind Themen, die Jes Schön anspricht.

„Heartsteps“ ist weit mehr als eine Liebesgeschichte. Es ist ein leiser, kraftvoller Roman über Trauer, Heilung und den Mut, sich trotz aller Zweifel erneut für das Leben zu entscheiden. Ein Buch, das Hoffnung schenkt – besonders jenen, die glauben, ihr Recht auf Glück verloren zu haben.

Heidelinde Penndorf

(September 2025)







Dienstag, 23. September 2025

⭐neue Leseempfehlung:⭐ EDEN: Die erstaunliche Reise des Owen Doyle - Marvin Roth



Das Buch ist mehr als ein Thriller – es ist eine berührende Reise in die Tiefe unserer Seele. Diese Geschichte hat mich tief berührt und in eine Welt geführt, die weit über die Grenzen eines gewöhnlichen Thrillers hinausgeht. Was zunächst wie ein klassisches Krimi-Setting in New York beginnt, entfaltet sich bald zu einer vielschichtigen Reise, die mich selbst zum Nachdenken gebracht hat.

Owen Doyle, der Ermittler, wird nach einer schweren Verletzung in eine Realität katapultiert, die zugleich surreal und erschreckend real wirkt. Eden ist kein gewöhnlicher Ort – vielmehr ist es ein Spiegel menschlicher Sehnsüchte, innerer Fragen und Kämpfe. Hier nimmt der uralte Konflikt zwischen Gut und Böse Gestalt an, zwischen Hoffnung und Verzweiflung, zwischen der dunklen Seite der Macht und einer unerwartet aufleuchtenden Menschlichkeit.

Am meisten haben mich die stilleren, nach innen gerichteten Momente berührt: die Fragen nach dem Leben nach dem Tod, nach der Seele, die weiterlebt, nach dem Sinn unseres Daseins. Eden öffnet Zwischenräume, in denen man Seelen spürt, die zwischen Tod und Leben verweilen. Genau dort liegt für mich die eigentliche Stärke dieses Buches – in der berührenden Auseinandersetzung mit dem, wonach wir Menschen uns sehnen: nach Frieden, Liebe und einem heilen Miteinander.

Gleichzeitig zeigt die Geschichte auf, wie zerbrechlich wir sind, wie sehr wir mit unseren Schwächen ringen, und dass es immer auch um die Entscheidungen geht, die wir treffen – für uns selbst und miteinander.

Der Stil von Marvin Roth ist kraftvoll und bildreich. Seine Metaphern entfalten eine Tiefe, die bis unter die Haut geht. Immer wieder hat sich beim Lesen dieses Gefühl eingestellt, einer modernen Sage zu begegnen – fast wie in den alten Erzählungen um Siegfried. Ein großes Drama aus Schmerz, Kampf, Verzweiflung und doch von einem Hoffnungsschimmer getragen, der durch jede noch so dunkle Szene dringt.

Für mich ist „Eden“ weit mehr als ein Roman voller Spannung. Es ist eine Geschichte, die unsere Wirklichkeit berührt, unsere Verletzlichkeit zeigt und dennoch ein Hoffnungslicht entzündet. Ein Buch, das nachhallt – voller Gänsehaut, voller Emotion, und eines, welches ich unbedingt weiterempfehlen möchte.

Heidelinde Penndorf

(September 2025)









Donnerstag, 11. September 2025

⭐neue Leseempfehlung:⭐ Dr. Junkie - Berlin im Rausch: Band 4-6 - Stefan Schweizer



Stefan Schweizer bleibt mit den Folgeband seiner Reihe ››Dr. Junkie – Berlin im Rausch‹‹ seiner Linie treu: Schonungslos, eindringlich und gleichzeitig hochspannend schildert er den weiteren Weg von Dr. Paul Straff. Während in den ersten drei Teilen der Absturz des Hausarztes im Mittelpunkt stand, setzen die neuen Bände genau dort an, wo ich als Lesende mit dem Ende des dritten Teils schmerzvoll zurückgelassen wurde – mit der Frage: Kann es für Paul noch einen Ausweg geben?

Der Autor bewahrt auch diesmal seinen präzisen, sezierenden Blick. Er zeigt erneut, wie zerbrechlich die Fassade einer vermeintlich normalen gehobenen Mittelklassefamilie ist und welche Dynamik entsteht, wenn Drogen, Leistungsdruck, gesellschaftliche Erwartungen und ein ungestilltes inneres Vakuum aufeinandertreffen. Die Illusion vom Familienglück zerrinnt, wobei seine Frau durch ihren übersteigerten fanatischen Glauben, ihren Standesdünkel und auch ihre jahrelange sexuelle Verweigerung ihrerseits erheblich dazu beiträgt.

Mitten im Behandlungszimmer von Dr. Straff kommen Opioide ins Spiel – fast unabsichtlich, aber mit gewaltigen Folgen. Schmerzhaft realistisch beschreibt Schweizer, wie eine Tablette zur nächsten führt und wie schnell der Sog unausweichlich wird.

Besonders berührend war für mich Band 5, der stellenweise schwer auszuhalten ist. Pauls verzweifelter Versuch, mit Cannabis oder Lachgas den Entzug zu überlisten, macht schmerzlich deutlich, dass er zwischen Selbstbetrug und Selbstzerstörung pendelt, während die Familie gleichzeitig auseinanderbricht. Selten hat mich eine Geschichte in diesem Genre so emotional gepackt – selten sind mir beim Lesen wirklich Tränen gekommen.

Neben Paul bleibt die pubertierende Tochter Hygieia im Gedächtnis. Sie wächst zunehmend zur eigentlichen Heldin der Reihe heran: ehrlich, rebellisch, tragikomisch in ihren Versuchen, erwachsen zu werden, und zugleich die Einzige, die die Kraft findet, sich auf die Suche nach ihrem Vater zu machen. Ihre Begegnung mit ihm in Berlin-Charlottenburg ist ein literarischer Schlag in die Magengrube – ein Moment, der alles zerbrechen lässt und dennoch Hoffnung aufblicken lässt.

Schweizer gelingt es meisterhaft, ein Wechselspiel aus Tempo und Stille, aus Spannung und Emotionalität zu schaffen. Die Dialoge sind von bedrückender Echtheit, die Figuren so nachvollziehbar gezeichnet, dass sie mir nach diesen sechs Teilen oft schmerzhaft vertraut vorkommen.

Für mich ist die Reihe spätestens mit den Bänden 4 bis 6 weit mehr als nur eine fiktive Geschichte über Drogenmissbrauch. Es ist ein Gesellschaftsroman, der aktuelle Brüche beleuchtet, einen dunklen Draufblick unserer Gesellschaft ermöglicht, vor dem viele, auch die Politiker die Augen verschließen. Das Buch lässt mich und als Leserin mit der Frage zurücklässt: Wie viel Halt haben wir wirklich im Leben – und was passiert, wenn dieser wegbricht?

Ich bleibe fassungslos, erschüttert und gleichzeitig gespannt auf alles, was noch kommt. Dr. Junkie – Berlin im Rausch ist längst verfilmungsreif – und jede Seite wert, gelesen zu werden.

Heidelinde Penndorf

(September 2025)








Donnerstag, 4. September 2025

⭐neue Leseempfehlung:⭐ Maria & Yasemin: Die Feuer von Teheran – Markus Majowski & Nicolai Tegeler



Maria und Yasemin haben mich von den ersten Seiten an in ihre Geschichte gezogen und keinen Ausweg gelassen. Seite um Seite bin ich vorsichtig vorangeschritten. Die Erzählung ist ein emotionales Pulverfass, das gleichermaßen beängstigend und beeindruckend ist. Ich begab mich auf eine Reise durch eine unbekannte Umgebung, die von einem komplexen Gefühlsmix geprägt ist, der wie versteckte Tretminen unvermittelt explodiert.

Wut, Angst, Respekt, Mitleid, Verständnis, Mut, Hilflosigkeit, Verachtung und mehr wechseln sich ab. Schwäche wird zur Stärke und umgekehrt. Menschen, selbst ehemalige Verbündete, werden zu Opfern. Man sucht verzweifelt nach Menschlichkeit in einem System, das Menschen als Kollateralschaden betrachtet. Doch es gibt in dieser Geschichte auch Liebe, Vertrauen, Hoffnung und Zusammengehörigkeit.

Die Erkenntnis, dass Yasemin und viele andere durch ihre Vergangenheit kaum eine Wahl hatten, so zu werden, wie sie sind, ist schmerzhaft und schockierend. Yasemins Fassade aus Kälte und Härte war ihre Überlebensstrategie, und es ist mutig von ihr, Marias Nähe zuzulassen, die kleine Risse in ihrer Mauer hinterlässt – ein wichtiger, wenn auch winziger Hoffnungsschimmer.

Während des Lesens setzte ich mich mit einer Glaubens-Thematik auseinander, die ich zuvor nur oberflächlich wahrnahm. Es scheint alles hoffnungslos, als könnten eigene Gedanken und Taten nichts bewirken, doch genau diese Hoffnung darf nie verloren gehen. Das Buch fordert dazu auf, die eigenen Sichtweisen zu hinterfragen und die Komfortzone zu verlassen, um die feinen Nuancen zu erkennen. Es hilft, die schrecklichen Taten und Gedanken besser zu verstehen, auch wenn sie nicht erträglicher werden.

Die Geschichte ist von zwei Autoren so eindrucksvoll erzählt, dass sie tief unter die Haut geht. Das Buch tut weh, reißt Wunden auf und weigert sich, sie zu schließen. Es vermittelt keine einfachen Lösungen, sondern zeigt, wie kompliziert Wahrheit, Liebe und Widerstand in einer zerrissenen Welt sind. Am Ende bleibt keine einfache Quintessenz, sondern ein Nachhall, der lange nachklingt – und genau das macht die größte Stärke dieses Romans aus: Er lässt nicht los und fordert Haltung und Nachdenken, das Literatur genauso sein sollte, wenn es um ernste Themen geht.

Zwei so verschiedene Frauen, Maria zwischen Religion und Freiheitsdrang, Yasemin als toughe Maklerin mit düsterem Geheimnis, treffen in einem zerrissenen Berlin aufeinander. Ihre Verbindung bringt nicht nur ihr eigenes Leben, sondern ein ganzes System ins Wanken. Parallel dazu deckt der Journalist Amir Nouri eine gefährliche Verschwörung auf, die tief in radikale Netzwerke führt. Das Buch behandelt Schuld, Vergebung, Liebe und den Mut, dem Licht zu folgen, selbst wenn alles zu brennen scheint.

Dabei werden auch aktuelle und schwierige Themen angesprochen, wie den Widerstand junger Frauen im Iran, die Unterdrückung der Frauen, die nicht in der Religion, sondern in politischer Macht begründet ist, und die Verzerrung von Begriffen wie Dschihad.

Das Buch beleuchtet, wie der Iran seine Macht mit Unterwanderung und der Indoktrination junger Menschen bewahrt, die in Europa in Machtpositionen eingeschleust werden. Dabei geht es auch um Umerziehungslager, Gewalt und die Kraft der Liebe zwischen zwei Welten, Glaubenskonflikte, Selbsthass und Selbstaufgabe.

Der Roman ist ein intensives Erlebnis, das tief berührt, zum Nachdenken anregt und die Sicht auf die Welt erweitert. Es ist eine Geschichte von inneren Kämpfen bis zur Selbstaufgabe, die letztlich Hoffnung schenkt. Dieses Buch ist keine einfache Lektüre, aber eine, welche die Wunden unserer Zeit offenlegt, ohne vor der Härte zurückzuschrecken. Es ist ein Leseerlebnis, das sich niemand entgehen lassen sollte.

Heidelinde Penndorf

(September 2025)